Sie fehlen in städtische Kindergärten, privaten Kitas, kirchliche Einrichtungen und Betriebskindergärten: Pädagogische Fachkräfte. Die Engpässe sind überall in Stuttgart und Baden-Württemberg spürbar. Das Projekt "Direkteinstieg Kita" soll schnelle Verbesserungen bringen und bildet dafür über 100 Nachwuchskräfte aus.
Große Unterschiede zur bisherigen Ausbildung
Das Konzept, das sich das Kultusministerium Baden-Württemberg und die Bundesagentur für Arbeit Baden-Württemberg ausgedacht haben, unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Ausbildungen. Das Projekt hat vor allem ein Ziel: möglichst schnell sozialpädagogische Fachkräfte auszubilden.
"Deshalb läuft die ganze Ausbildung auch komplett anders ab als die bisherigen Ausbildungen", sagt Sonay Cetinkaya, Projektleiterin bei der Agentur für Arbeit in Stuttgart dem SWR. Mit dem "Direkteinstieg Kita" können die angehenden Pädagogischen Fachkräfte die Ausbildung in zwei statt regulär in drei Jahren abschließen. Außerdem arbeiten die Auszubildenden von Beginn an in den Einrichtungen mit und können deshalb die Personalsituation dort direkt verbessern. Bisher mussten die Auszubildenden zuerst ein Jahr Berufsschule absolvieren.
Mehr Geld als größter Anreiz?
Eine weitere Besonderheit der Ausbildung ist das höhere Gehalt: Je nach Einrichtung, in der sie die Ausbildung absolvieren, können die Nachwuchskräfte bis zu 2.600 Euro brutto verdienen. "Bisher lag das Gehalt während einer vergleichbaren Ausbildung ungefähr bei der Hälfte", so Sonay Cetinkaya. Gründe für das höhere Gehalt sind auch, dass die Auszubildenden keine Neulinge im Berufsleben sind - und der Quereinstieg möglichst nicht an einem zu niedrigen Ausbildungsgehalt scheitert.
Quereinsteiger ausdrücklich erwünscht
Die einzige Bedingung für den "Direkteinstieg Kita": Eine abgeschlossene Berufsausbildung – egal in welchem Bereich. "Wir wünschen uns, dass die Auszubildenden bereits Lebens- und Arbeitserfahrung mitbringen und jetzt den Wunsch haben, mit Kindern zu arbeiten", sagt Projektleiterin Sonay Cetinkaya.
Deshalb sind zum Beispiel Personen aus dem Handwerk, aber auch Akademikerinnen und Akademiker im Projekt involviert. Die 130 Personen, die in den nächsten zwei Jahren die Ausbildung absolvieren, sind zwischen Mitte 20 und Ende 50 Jahre alt.
Ein Projekt mit großer Hoffnung
Am 1. September startet die Ausbildung. Am Freitag, dem 18. August erhalten die Auszubildenden im Rahmen eines Vorabtreffens letzte Informationen über den Ablauf der Ausbildung. Die Einrichtungen werden ebenfalls dabei sein. Zu den teilnehmenden Arbeitgebern und Trägern zählen zum Beispiel das Jugendamt der Stadt Stuttgart, verschiedene kirchliche Träger und das Kolping Bildungswerk.
Trommeln gegen die "Kita-Krise" "Kitastrophe": Eltern demonstrieren mit Erzieherinnen
In der Not vereint: Eltern und Kita-Mitarbeitende demonstrierten am Freitag gemeinsam in Stuttgart bei der "Kitastrophe". Sie forderten bessere Betreuung und Arbeitsbedingungen.
Das ganze Projekt ist mit viel Hoffnung verbunden. "Über 100 zusätzliche Fachkräfte für Stuttgart sind schon eine Hausnummer. Und ist die Betreuung ihrer Kinder verlässlich gesichert, können die Eltern ihrem Beruf nachgehen", so Gunnar Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart. Deshalb soll das Projekt auch fortgeführt werden. Im September 2024 sollen erneut pädagogische Fachkräfte mit dem "Direkteinstieg Kita" ausgebildet werden.