Versuchsweinberg im Ostalbkreis

Wein von der Ostalb: Neresheim lässt Tradition neu aufleben

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Catharina Straß
Catharina Straß
Martin Miecznik
SWR Aktuell Autor Martin Miecznik

Bis zum 16. Jahrhundert wurde in Neresheim (Ostalb) Wein angebaut. Dann war damit lange Schluss. Die Stadt will die Tradition wieder aufleben lassen - und erntet erste Erfolge.

Weinbau hat in Neresheim im Ostalbkreis Tradition. Bis zum Ende des Mittelalters wurde dort nachweislich gekeltert. Als sich dann das Klima veränderte, war es mit dem Wein von der Ostalb vorbei - bis jetzt. Denn in der Kleinstadt wird wieder Wein angebaut. Und: geerntet.

Weintradition von der Ostalb

Die Ostalb ist bekannt für Bergbau, Fossilien - und bald auch für Weinbau. So zumindest die Vision der Stadt Neresheim. Sie will die Weintradition, die dort bis ins 16. Jahrhundert hinein bestand, neu beflügeln. Durch einen kleinen Versuchsweinberg: 400 Quadratmeter, Südhanglage, am Fuße des Neresheimer Klosters.

Grüne und rote Trauben aus Neresheim auf der Ostalb liegen frisch geerntet in großen, grünen Eimern. Aus ihnen soll später Wein werden.
Die erste Ernte in Neresheim auf der Ostalb: Drei Jahre schon wird der Versuchsweinberg betrieben. Angebaut werden rote und weiße Rebsorten: Laurot, Pinotin, Muscaris und Sauvitage - alle widerstandsfähig gegen Pilze. Aus den Trauben soll ein Mischwein werden.

Winzer soll aus Neresheimer Trauben Wein keltern

Seit drei Jahren gibt es den Versuchsweinberg schon. Bislang ohne nennenswerte Erfolge, denn im vergangenen Jahr hat die Stadt Neresheim keinen Winzer gefunden, der sich um ihre Trauben kümmern wollte. Dieses Mal ist es anders: Jetzt stehen am Fuße des Neresheimer Ulrichsbergs, wo die Reben wachsen, große Eimer mit gold-gelben und matt-blauen Trauben. Frisch geerntet von einer Gruppe um Winzer Tobias Schifferer, der sich normalerweise um weitaus größere Wingerte kümmert.

Jetzt muss es schnell gehen, immerhin sind die Trauben vollreif - sichtbar an den braun gefärbten Kernen und am Fruchtfleisch, das sich beim Zerquetschen leicht von der Beere lösen lässt. Aus den reifen Trauben will der Winzer den ersten Wein in Neresheim seit knapp fünfhundert Jahren keltern. Rote und weiße Trauben sollen gemeinsam einen sogenannten Rotling ergeben.

Winzer Tobias Schifferer begutachtet frisch geerntete Trauben auf dem Weinberg am Fuße des Klosters Neresheim auf der Ostalb.
Er soll`s richten: Winzer Tobias Schifferer aus Bönnigheim im Kreis Ludwigsburg will den ersten Wein in Neresheim seit dem Mittelalter keltern.

Neresheim wohl geeigneter Standort für Wein

Die Zeichen stehen gut, dass der Wein am Ende schmeckt. Das lassen unter anderem die Oechslegrade vermuten, die den Zuckergehalt im Traubenmost messen: Zwischen 80 und 95 Grad Oechsle bringen die Neresheimer Trauben laut dem Winzer auf die Waage. "Wir haben hier wirklich sehr gute Voraussetzungen, um einen tollen Wein zu ernten und zu keltern."

Im Frühjahr soll er fertig sein: Ein exklusiver Tropfen in geschätzt 200 Flaschen - ein Wein für besondere Anlässe: Ehrengäste, Sportlerehrungen, Stadtjubiläen. Davon zumindest träumt der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele (CDU). Er hat den Versuchsweinberg vor drei Jahren als "Gag" angestoßen. "Dass der so gut wächst, sich so gut entwickelt und auch solche Oechslegrade hat, hätten wir auch nicht gedacht." Schließlich gilt das Härtsfeld nicht gerade als Weinbaugebiet.

Dass der so gut wächst, sich so gut entwickelt und auch solche Oechslegrade hat, hätten wir auch nicht gedacht.

Klimaveränderung macht Wein in Neresheim wieder möglich

Dabei hat der Weinbau in Neresheim Tradition, erklärt Stadtarchivar Holger Fedyna. Bereits im Mittelalter hätten Klosterbewohner Wein angebaut. Außerdem beweisen Bodenproben, dass vor etwa 700 Jahren fremde Erde nach Neresheim, auf ein Flurstück mit dem Namen 'Weinberg' gebracht wurde - wohl, um den Ostalb-Boden für Reben fruchtbarer zu machen. Auch ein Deckenfresko im Kapitelsaal des Pfarrhauses lässt die Verbundenheit Neresheims mit dem Keltern erahnen: Es zeigt 17 Figuren bei der Weinlese.

Eine Deckenmalerei im Kapitelsaal des Pfarrhauses in Neresheim auf der Ostalb zeigt eine Weinlese - denn Wein hat dort Tradtion.
Zeugt von einer Neresheimer Weintradition: Das aus dem Jahr 1733 stammende barocke Fresko von Johann Michael Zink im Kapitelsaal des Neresheimer Pfarrhauses.

Erst im 16. Jahrhundert war nachweisbar Schluss mit dem Weinanbau - wohl wegen der Klimaveränderungen, die mit der Kleinen Eiszeit auch das Härtsfeld trafen. Heute ist das anders. Immerhin spielt wohl die Erwärmung des Klimas dem Weinbau auf der Ostalb in die Hände, sagt Stadtarchivar Fedyna.

Die Erwärmung des Klimas und auch das Feuchtwarme spielt wohl dem Weinbau in die Hände.

Viele der Neresheimer und Neresheimerinnen freuen sich über den möglicherweise bevorstehenden Weinsegen. Schon hat ein Faschingsverein - die Weinberg Weibla - die Patenschaft für den Versuchsweinberg übernommen. Auch die erste Weinprinzessin hat die Kleinstadt besucht. Und zum ersten Mal fand in diesem Jahr das Neresheimer Weinfest statt. Noch mit Weinen von außerhalb. Aber das könnte sich ja bald schon ändern.

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