Öffentliche Kühlschränke - Gemeinnützige Vereine - Apps

Lebensmittel retten in Ulm: Diese Möglichkeiten gibt es

Stand
Autor/in
Mia Stremme

Wie lassen sich in Ulm und Umgebung kostenfrei oder günstig Lebensmittel vor der Mülltonne retten? Es gibt viele Möglichkeiten - unter anderem Apps und foodsharing-Vereine.

Rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland weggeworfen. Mehr als die Hälfte davon wäre laut einer Analyse des World Wildlife Funds WWF vermeidbar. In Ulm und Umgebung gibt es viele Möglichkeiten des "Foodsharings".

Lebensmittel retten durch "foodsharing"

Eine kostenfreie Möglichkeit, Lebensmittel zu retten und dann zu verteilen, funktioniert über öffentlich zugängliche Regale und Kühlschränke: "Fairteiler" werden sie genannt. Sie werden nach dem System "Geben und Nehmen" bestückt. Dort kann jeder vorbeigehen und Lebensmittel entnehmen oder selber welche hineinlegen.

Die Alternative zu den "Fairteilern" sind flexibel festgelegte Orte, an denen Lebensmittel abgeholt werden können. Sie nennen sich "Essenskörbe". Für die Buchung einer Abholung ist ein persönliches Konto auf der Internetseite des Vereins "foodsharing" notwendig.

Den Verein "foodsharing" gibt es deutschlandweit. Jeder sei willkommen und man müsse sich nicht zwingend irgendwo anmelden, erklärt die Betriebsverantwortliche für "foodsharing Ulm", Christine Schoger. Innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres gab es bereits über 3.000 Lebensmittel-Abholungen bei Betrieben in der Ulmer Region.

Diese kostenfreie Möglichkeit, Lebensmittel vor der Tonne zu retten, funktioniert durch die sogenannten Fairteiler von foodsharing. Das sind Regale und Kühlschränke, die an öffentlich zugänglichen Orten stehen.
Der "foodsharing Fairteiler" im Ulmer Haus der Begegnung wird häufig benutzt. Dort gibt es ein Regal und einen Kühlschrank mit Gefrierfach.

Das gibt es zu beachten beim "Foodsharing"

Es kann vorkommen, dass Kühlschränke und Regale der "Fairteiler" leer sind und die Lebensmittel über die "Essenskörbe" verteilt werden. Die Ehrenamtlichen seien sehr individuell, es gebe darüber hinaus keine Regeln, wie die Lebensmittel zu verteilen seien, erklärt Christine Schoger von "foodsharing" Ulm. Es gibt in Ulm und Umgebung mehrmals in der Woche Abholungen bei Supermärkten. Daher empfiehlt Schoger, einfach regelmäßig bei den "Fairteilern" vorbeizugehen.

Lebensmittel in den "Fairteilern" können manchmal auch mehrere Tage in den Regalen oder Kühlschränken liegen. Wer, wann etwas hineingelegt hat, ist nicht nachvollziehbar. Andere Konzepte gegen Lebensmittelverschwendung sind in diesem Punkt transparenter und Abholzeiten planbarer.

Lebensmittelretter in Neu-Ulm

Ein anderes Netzwerk sind die "Lebensmittelretter". Das ist eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft, die im Raum Memmingen bis Neu-Ulm aktiv ist. Eva Zick koordiniert das Team und behält im Blick, dass täglich Ehrenamtliche zu den Märkten fahren und Ware abholen. Zwischen dem Abholen der Ware und dem Weiterverteilen vergeht etwa eine Stunde. Dadurch erhalten die Abholer und Abholerinnen die Lebensmittel möglichst direkt nach der Aussortierung.

Lebensmittelretter holen Lebensmittel bei einem Großmarkt in Ulm ab und landen die Ware ins Auto.
Eva Zick ist von den "Lebensmittelrettern" und belädt ihr Auto mit übriggeblibenen Lebensmittel eines Großmarktes. Danach fährt sie zum Abholtreffpunkt.

So funktioniert das Konzept der "Lebensmittelretter"

  1. Interessierte können sich mit einem Jahresbeitrag von fünf Euro auf der Webseite registrieren.
  2. Bei der Erstellung des Kontos müssen die Rettervereinbarung unterschrieben und der Datenschutz akzeptiert werden. Danach erhalten die Registrierten einen digitalen Lebensmittelretter-Ausweis.
  3. Etwa eine Stunde vor der Abholung geht die Anzeige auf der Webseite online. Dort können sich Registrierte einen Platz buchen.
  4. An festgelegten öffentlichen Parkplätzen findet nun die Abholung statt.
  5. Den Lebensmittelretter-Ausweis müssen die Abholer und Abholerinnen bei der Entgegennahme vorzeigen.
  6. Die Retter und Retterinnen teilen dann die kostenfreien Lebensmittel gleichmäßig auf.
  7. Ein Haushalt darf an maximal zwei Abholungen pro Woche teilnehmen.
  8. Gibt es Lebensmittelrückrufe oder ähnliches, werden die Abholer und Abholerinnen über die online hinterlegten Daten kontaktiert.

Das gibt es zu beachten bei den "Lebensmittelrettern"

Die Abholungen sind mit einer Stunde Vorlaufzeit relativ spontan und nur wer aktiv auf die Webseite geht, kann sehen, ob und wann die nächste Abholung stattfindet. Außerdem liegen einige Treffpunkte nicht ganz zentral und ein Auto oder Fahrrad ist für die Abholung empfehlenswert.

Eine App gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittel retten geht auch über eine App. "Too good to go" heißt sie. Bleibt beispielsweise in der Bäckerei am Ende des Tages noch etwas übrig, dann zeigt es die App dem Kunden oder der Kundin an. Für einen reduzierten Preis können Interessierte sogenannte Überraschungstüten kaufen und abholen. Für die Abholung gibt es dann einen bestimme Zeitspanne, die im Vorfeld bekannt ist. Die meisten Tüten kosten unter fünf Euro. Sie enthalten Obst, Gemüse, Backwaren oder ganze Gerichte.

App-Ansicht der registireten Läden in Ulm bei Too Good To Go.
Kartenanschicht der App von "Too Good To Go" für registrierte Läden in Ulm.

In Ulm und Neu-Ulm sind über 50 Bäckereien, Restaurants, Supermärkte oder Cafés bei "Too good to go" registriert. In Aalen sind es rund 20 und in Schwäbisch Gmünd etwa zehn verschiedene Geschäfte. Die App ist kostenfrei. Vor der Benutzung müssen sich Kunden und Kundinnen jedoch registrieren.

Weitere Möglichkeiten, Lebensmittel vor dem Abfall zu retten

  • Im Herbst zur Erntezeit hängen an manchen Obstbäumen gelbe Bänder. Diese bedeuten: Hier darf legal gepflückt werden. So verfaulen die Früchte nicht am Baum, wenn der Landwirt oder die Landwirtin sie nicht rechtzeitig ernten kann.
  • Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufen stehen, werden mittlerweile auch in vielen Supermärkten mit einem Preisnachlass verkauft. In manchen Geschäften gibt es auch sogenannte "Rette mich"-Tüten mit reduziertem Obst und Gemüse. Backware vom Vortag liegt auch in vielen Bäckereien zu einem günstigeren Preis aus. Die Bäckerei Gnaier in Giengen bietet zum Beispiel einen "Vortagsladen" für ältere Backwaren an. So bekommt das übrig gebliebene Brot noch eine zweite Chance.

Mehr zum Thema Foodsharing

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Mia Stremme

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