Interview mit Michael Götz von der Universität Ulm

Forschung in Ulm: Wie Künstliche Intelligenz in der Medizin hilft

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Autor/in
Peter Köpple
Peter Köpple
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Maren Haring
Maren Haring

An der Universität Ulm hat am Montag die Herbstakademie begonnen - und wirft den Blick auf die verschiedenen Bereiche der Künstlichen Intelligenz. Eines der Themen: Medizin und KI.

Michael Götz ist Professor für experimentelle Radiologie an der Universität Ulm - sein Thema ist die Künstliche Intelligenz in der Medizin. KI könne Ärzte bei der Behandlung unterstützen, sagt der Wissenschaftler, aber auch Patienten und Patientinnen. Im SWR-Interview erklärt Michael Götz, wie KI heute genutzt wird und was die Technologie in der Zukunft noch leisten soll.

SWR Aktuell: Wo gibt es denn schon KI in der Medizin oder gar auch schon im Krankenhaus?

Michael Götz: KI wird tatsächlich schon in der Medizin eingesetzt. Wir erleben es viel, wenn es darum geht, dass wir Ärzte unterstützen bei ihrer Entscheidungsfindung. Zum Beispiel, wenn sie ein großes radiologisches Bild anschauen und kleine Veränderungen suchen, dass diese Veränderungen automatisch markiert werden, so dass die Ärzte wissen, wo sie genauer hinschauen müssen. KI gibt es aber auch (...) zum Beispiel als Anwendungen auf dem Handy, wo man die Möglichkeit hat, sich auffällige Hautveränderungen genauer anschauen zu lassen, um zu entscheiden, ob man dann damit zum Arzt muss oder ob es ungefährlich ist.

SWR Aktuell: Man hat also zum Beispiel eine App auf dem Handy und streicht damit über seine Haut, und das Handy signalisiert: 'Geh mal besser zum Hautarzt'?

Götz: Genau, man macht ein Foto von einem Muttermal, und die App sagt dann: das sieht suspekt aus, da sollte ein Arzt draufschauen. Oder: das ist unbedenklich, da muss man sich keine Sorgen machen.

SWR Aktuell: Das ist natürlich eine große Hilfe. Zu Ihrem ersten Beispiel: Wenn man radiologische Aufnahmen hat, bekommt dann der Arzt eine Unterstützung, indem zum Beispiel der Computer, sprich die Künstliche Intelligenz, darauf hinweist, wo konkret es ein Problem geben kann, so dass der Arzt nicht länger suchen muss?

Götz: Genau. Der Arzt schaut sich die Bilder natürlich trotzdem an, aber wenn wir jetzt zum Beispiel sagen, es geht um mögliche Veränderungen an der Lunge, dann sind das relativ viele Bilddaten, die er sich anschauen muss. Das ist auch sehr umständlich. Die KI weist den Arzt darauf hin, wo mögliche Veränderungen sind. Der Arzt hat dann die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und übersieht wahrscheinlich auch weniger.

SWR Aktuell: Welches Potenzial steckt da noch dahinter? Das ist ja die große Frage, die wir uns alle stellen.

Das ist natürlich noch ein weiter Bereich. Wir haben spezielle Herausforderungen, die wir in der Medizin angehen müssen. Aber wir haben auch unglaubliches Potenzial. Gerade wenn wir über Bilddaten reden, nutzen wir momentan die Informationen gar nicht vollständig. Hier geht die Forschung, die wir auch in Ulm machen, dahin, dass wir schauen möchten, ob wir noch mehr Informationen herausbekommen können.

Der Arzt hat dann die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und übersieht wahrscheinlich auch weniger.

Können wir zum Beispiel noch besser als heute vorhersagen, ob eine Therapie bei einem Patienten gut anspricht? Wir hoffen, dass wir genauer sagen können, ob Therapie A oder Therapie B besser anschlagen wird, so dass wir frühzeitig entscheiden können. Und wir hoffen auch, dass wir nach der Therapie genauer sagen können, ob ein Patient vollständig geheilt ist, wenn wir an Tumore denken, oder ein Rückfall möglich ist. Und in dem Falle sollten wir besser, kontinuierlich und intensiv nachschauen und kontrollieren., so dass die Therapie insgesamt verbessert wird, ohne zusätzliche Belastung für den Patienten.

SWR Aktuell: Nun denkt man als Laie bei künstlicher Intelligenz ja oft an kleine Roboterwesen, die da eingreifen. Das ist aber gar nicht der Fall, ein falsche Bild?

Götz: Da sind wir noch gar nicht, in der Medizin. Es ist momentan noch so, dass wir sagen, wir brauchen den Arzt, wir wollen auch den Arzt nicht ersetzen. Es ist vielmehr so, dass wir sagen, wir unterstützen den Arzt. Wir versuchen, die Entscheidungsfindung zu vereinfachen. Wir versuchen aber auch, neue Informationen zu beschaffen und dem Arzt so neue Entscheidungsmöglichkeiten zu geben. Aber die Entscheidung trifft der Arzt zusammen mit dem Patienten, denn es geht ja um menschliche Wünsche und Ideen.

SWR Aktuell: Würden Sie sogar so weit gehen, dass Sie sagen, in fünf oder zehn Jahren wird der Patient ganz anders medizinisch behandelt werden können, viel besser behandelt werden können? Ist das eine medizinische Revolution?

Götz: Ich hoffe doch. Das sehen wir ja auch momentan, dass KI die Behandlung verbessert, dass wir hier zusätzliche Hilfen bekommen, die uns unterstützen. Und ich glaube, dass wir auch in Zukunft noch deutlich mehr in die Richtung gehen. Gerade mit den Fortschritten, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, im Bereich der Künstlichen Intelligenz, wird es noch viel stärker eine Rolle spielen. Der Arzt wird hier noch vielmehr darauf zurückgreifen können.

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