Ulmer Münster in einem düsteren Licht nach einem Gewitter

Gemeinsames Friedensgebet geplant

Risse in der Harmonie: Arbeit im Rat der Religionen Ulm wird schwieriger

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Autor/in
Rainer Schlenz
Rainer Schlenz

Der Rat der Religionen Ulm plant ein gemeinsames Friedensgebet aller großen Religionen für die Opfer des Kriegs in Israel. Das Miteinander der Beteiligten ist allerdings schwieriger geworden.

Vertreter aller großen Religionen in Ulm laden im November zu einem Friedensgebet ein. Das hat der Rat der Religionen am Mittwochabend beschlossen. Doch die Harmonie innerhalb des Rates hat Risse bekommen.

Ich habe mir klare Worte von den muslimischen Verbänden gewünscht, gerade in den letzten zwei Wochen - ganz klar gegen Terror und die brutalen, barbarischen Massaker.

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Die Worte des Ulmer Rabbiners Shneur Trebnik sind zumeist optimistisch und diplomatisch. Doch im Falle des Angriffs der Hamas auf Israel nimmt er kein Blatt vor den Mund, spricht von "brutalen Angriffen", von "kaltblütigem Mord, der uns alle erschüttert." Vor allem vermisst er eine Abgrenzung der muslimischen Verbände vom Terror der Hamas: "Ich habe mir klare Worte von den muslimischen Verbänden gewünscht, gerade in den letzten zwei Wochen, ganz klar gegen Terror und die brutalen, barbarischen Massaker. Die habe ich nicht gehört."

Dekan Kloos: "Kein aktives Gegeneinander, aber auch kein aktives Füreinander"

Der Sprecher des Rats der Religionen, der katholische Dekan Ulrich Kloos, betont die Harmonie unter den Ratsmitgliedern. Es herrsche eine Kultur, niemanden zu überrumpeln. Man sei "gewohnt, niemanden direkt herauszufordern", so Kloos. Aber auch er vermisst die Abgrenzung der muslimischen Verbände gegenüber dem Terror der Hamas und die Bereitschaft, Solidarität mit Israel zu zeigen.

Dekan Ulrich Kloos fasst die Situation in Ulm so zusammen: Es gebe in Ulm unter den Religionsgemeinschaften "kein aktives Gegeneinander", aber eben auch "kein aktives Füreinander". Übergriffe und Attacken wie etwa in Berlin seien in Ulm jedenfalls ausgeblieben.

Im Rat der Religionen sei man mittlerweile seit zehn Jahren im Gespräch und respektiere einander weiterhin. Dazu gehöre auch, dass man "manche andere Meinung auch mal stehen lässt oder einfach aushält."

Die christlichen Kirchen haben zur Mahnwache mit Israel gerufen. Zu den Rednern gehörte auch der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik.
Die christlichen Kirchen haben zur Mahnwache mit Israel gerufen. Zu den Rednern gehörte auch der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik.

Rat der Religionen plant Friedensgebet auf dem Münsterplatz

Auch wenn sich die Zeichen des Antisemitismus mehren, auch in Ulm, bleiben viele Signale der Solidarität. Auf dem Ulmer Münsterplatz fand eine Mahnwache statt, zu der die christlichen Kirchen und der Ring der politischen Jugend Ulm geladen hatten. Und auf einen Gedenkstein vor der Ulmer Synagoge haben Menschen Blumen und Zettel gelegt und ihre Betroffenheit zu den Ereignissen in Israel formuliert.

Ein Mann mit Bart und Hut betrachtet einen Stein mit Blumen. Zeichen der Solidarität mit Israel - der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik, Mitglied im Rat der Religionen, betrachtet vor der Synagoge die Blumen und Briefe der Menschen.
Zeichen der Solidarität mit Israel - der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik betrachtet vor der Synagoge die Blumen und Briefe der Menschen.

Und der Rat der Religionen? Er plant ein Friedensgebet. Es werde im Zeichen der Solidarität mit den Opfern stehen, sagt Ulrich Kloos, mit den "unschuldigen Kindern, Jugendlichen, den jüdischen Familien und den nicht-jüdischen Familien." Geplant seien Gebete und Ansprachen aller Vertreter im Rat der Religionen. Alle Religionen treten dafür ein, dass es ein Ende hat mit den Massakern, sagt Kloos und ergänzt: "Dafür beten wir. Denn wir haben das nicht alles in der Hand."

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