Mit Stift und Papier bei der Anmeldung. In zwei Räumen hat eine Hausarztpraxis in Elchingen eine erste Notfallsprechstunde nach der Insolvenz angeboten.

Erste Sprechstunde nach Insolvenz

Verzweifelte Patienten haben wieder eine Hausärztin in Elchingen

Stand
Autor/in
Markus Bayha
SWR Aktuell Autor Markus Bayha
Maja Nötzel
SWR-Aktuell Redakteurin Maja Nötzel

4.000 Patientinnen und Patienten einer insolventen Hausarztpraxis in Elchingen (Kreis Neu-Ulm) haben nun wieder eine Ärztin vor Ort. Am Dienstag hat es die erste Notsprechstunde gegeben.

Pünktlich um 8 Uhr steht am Dienstag der erste Patient vor der Tür der Hausarztpraxis in Elchingen (Kreis Neu-Ulm). Eine neue Ärztin aus Roggenburg bietet in den Thalfinger Räumen des insolventen medizinischen Verwaltungszentrums Elklinik eine Notsprechstunde an. Anfang September waren 4.000 Patientinnen und Patienten plötzlich vor verschlossener Tür gestanden.

Im Sommer war der Elchinger Arzt wegen Abrechnungsbetrug und Fälschung verurteilt worden. Die Folge: Die vier Praxen in Elchingen und Senden gingen insolvent, die Kassenzulassungen erloschen und allen Angestellten wurde gekündigt. Seit Anfang September hatten die Arztpraxen zu. Für die Notversorgung waren zwei Ärzte aus Ulm eingesprungen.

Neue Hausarztpraxis: Erste Sprechstunde nach Insolvenz

Zwei Laptops, ein Kartelesegerät und ein EKG, die Arztpraxis ist im Moment nur behelfsmäßig ausgestattet. Anmeldung und Untersuchung, dafür gibt es insgesamt nur zwei Räume – die übrigen Zimmer belegt die Insolvenzverwalterin. Auch die Notsprechstunde gibt es nicht täglich. Die Patienten sind froh, dass überhaupt wieder jemand da ist. "In anderen Gegenden gibt es gar keine Hausärzte mehr", sagt Melanie Oed, die gleich die erste Sprechstunde nach der Insolvenz wahrgenommen hat.

Aber wir können froh sein, in anderen Gegenden gibt es gar keine Hausärzte mehr auf dem Land.

Derzeit erlaubt die Kassenärztliche Vereinigung nur einen 20-Stunden-Betrieb. Der Hintergrund: Im Landkreis Neu-Ulm war genau eine Zulassung frei geworden, darauf hatte sich Ärztin Tamara Spreng mit ihrer Roggenburger Praxis beworben. Bekommen hat sie eine halbe Zulassung, damit zumindest die Grundversorgung in Elchingen wieder gewährleistet werden kann. In der ersten Woche unterstützt sie noch Ärztin Natalia Seibel bei der Betreuung der Patientinnen und Patienten. Ab dem 1. Oktober übernimmt dann Natalia Seibel die Sprechstunden in Elchingen, als Angestellte von Tamara Spreng.

Patientinnen und Patienten warten vor der neuen Hausarztpraxis in Elchingen, die nach der Insolvenz eröffnet hat.
Nach drei Wochen Ungewissheit konnte am Dienstag eine Ärztin wieder eine Sprechstunde für die Patientinnen und Patienten der insolventen Hausarztpraxis anbieten.

Frühere Ärztin kann in Elchingen weitermachen

Seibel kennt die Praxisräume gut, fünf Jahre lang hatte sie bereits hier gearbeitet. Sie ist froh, dass sie weiter ihre Patienten betreuen kann. "Die Patienten sind mir ans Herz gewachsen, wie meine große Familie. Da kommen gerade hier auf dem Land Leute mit ihren Schicksalen. Mit ganzen Familienangelegenheiten. Nicht nur mit Erkrankungen. Das nimmt alles mit. Mir war dann natürlich sehr wichtig, dass ich nach Möglichkeit hier bleibe."

Wann Sprechstunde ist, steht an einem Aushang an der Tür, denn telefonisch oder übers Internet ist die Praxis noch nicht zu erreichen. Das liegt unter anderem am noch laufenden Insolvenzverfahren, erklärt Tamara Spreng.

Man kann uns im Moment telefonisch einfach noch nicht erreichen, weil auch der Telefonanschluss noch nicht verfügbar ist.

Diesen Winter wird es bei der Übergangslösung mit den reduzierten Sprechzeiten bleiben, denn erst im Frühjahr werden neue Zulassungen von der Kassenärztlichen Vereinigung vergeben. Tamara Spreng will sich darauf bewerben. Um dann wieder mehr in der Praxis anbieten zu können als nur eine Grundversorgung.

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