Für insgesamt vier Glocken samt ihrem metallenen Gehäuse, dem Glockenstuhl, ging es in der Stadtkirche von Giengen (Kreis Heidenheim) 30 Zentimeter in die Höhe. Der Grund: Über die Jahre hatten die Schwingungen der Glocken, die beim Läuten erzeugt werden, das historische Mauerwerk der Kirche beschädigt. Der Glockenstuhl musste angehoben werden, damit Holzbalken darunter Platz haben.
Holzbalken sollen Übertragung der Schwingungen verhindern
Es ist kein einfaches Unterfangen, etwa sechs bis acht Tonnen Metall auf engstem Raum anzuheben. Dafür kam eine Spezialfirma aus Regensburg von der Donau an die Brenz. Mit Wagenhebern und Kettenzügen drückten sie das gesamte Gerüst im oberen Teil des Glockenturms nach oben - und hoben es anschließend an.
Die Ursache für den jetzt notwendigen Eingriff liegt eigentlich schon rund 120 Jahre zurück. Damals wurde der hölzerne Glockenstuhl durch einen stählernen ersetzt. Die Schwingungen der Glocken werden durch Stahl jedoch viel stärker übertragen als durch Holz. So waren über die Jahre größere Risse am Mauerwerk der Giengener Stadtkirche entstanden.
Unter den metallenen Glockenstuhl werden jetzt etwa 150 Kilogramm schwere Eichenholzbalken gelegt. Diese sollen verhindern, dass die Schwingungen auf das Gemäuer der Kirche übergehen. Denn Holz überträgt die Schwingungen viel weniger stark. Außerdem kommen auf die Balken gummiartige Schwingungsdämpfer.
Die Herausforderung: "Der Platz", so Architekt und Projektleiter Werner Stolz. "Wir müssen hier etwa vier Meter lange Balken einbauen, die Öffnungen sind aber nur etwa 180 Zentimeter breit." Die einzige Möglichkeit war, die Balken durch eine Öffnung, die sechs Meter höher liegt, in den Turm zu bringen. "Das Material wird mit dem Aufzug hochgefahren, über dem Glockenstuhl reingebracht und dann im Inneren des Turms abgelassen. Materialtransport für einen Balken: etwa eine Stunde", so Stolz.
Risse in Giengener Stadtkirche werden repariert
Zusätzlich müssen die Schäden, die durch die Schwingungen am Gemäuer der Giengener Stadtkirche entstanden sind, repariert werden. "Die Risse zerstören das Gefüge des Mauerwerks", so Stolz. Daher müsse man zuerst die Risse aufweiten und anschließend mit Mörtel füllen, damit das Gefüge wieder stabilisiert wird. Fände diese Reparatur nicht statt, würde das Mauerwerk anfangen zu bröckeln. Im schlimmsten Fall könnte der ganze Turm zusammenbrechen.
Am 20. November sollen an der Stadtkirche in Giengen Schwingungstests gemacht werden. Dann werde man sehen, so Stolz, ob die neue Konstruktion standhält. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 900.000 Euro.