Jobabbau in der Zuliefer- und Automobilindustrie

Mit welchen Ideen Ostwürttemberg die Wirtschaft aus der Krise führen will

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Catharina Straß
Catharina Straß

In Ostwürttemberg werden die Folgen des Wandels in der Automobilindustrie für Zulieferer immer bedrohlicher. Ein Förderprogramm soll die Unternehmen durch den Wandel begleiten.

Welche Bedeutung die Fahrzeug- und Zulieferunternehmen für die Wirtschaft im Ostalbkreis und im Landkreis Heidenheim haben, zeigt sich an den folgenden Zahlen: Beinahe jeder Zehnte dort arbeitet in der Branche, rund 920 Unternehmen aus Ostwürttemberg sind von ihr abhängig. Sie stehen durch das Auslaufen von traditionellen Verbrennerfahrzeugen und dem schleppenden Hochlauf der Elektromobilität vor einer unsicheren Zukunft. Mit welchen Ideen die Wirtschaftskrise überwunden werden soll.

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg (IHK), Thilo Rentschler, zum aktuellen Strukturwandel:

Autozulieferer in der Krise: Wirtschaftsstrategie für Ostwürttemberg

Kaum eine Woche vergeht ohne eine neue Hiobsbotschaft von Unternehmen aus Ostwürttemberg, vor allem aus der Autoindustrie. So kündigte unter anderem Bosch in Schwäbisch Gmünd an, bis 2030 rund 1.300 Stellen abzubauen. Der Autozulieferer ist der größte Arbeitgeber in der Stadt. Zuvor hatte auch der Heidenheimer Elektronikkonzern TDK Electronics bekanntgegeben, den Großteil seiner Stellen abzubauen. Hunderte sind deshalb in den letzten Wochen aus Sorge um ihren Arbeitsplatz auf die Straße gegangen.

Eine neu aufgesetzte "Transformationsstrategie der Automobil- und Zulieferindustrie Ostwürttemberg" nimmt sich dieser Probleme an. Landkreise, Industrie- und Handelskammer (IHK), Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und Bildungsträger arbeiten dabei zusammen. Sie bilden das "Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg", das seit 2022 als eines von 27 Netzwerken vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.

Fokus auf Weiterbildung und Qualifizierung

"Angesichts des raschen technologischen Wandels müssen Unternehmen mit neuen Kompetenzen und mit fähigen Fachkräften ausgestattet werden", meint Markus Kilian, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall Ostwürttemberg. Das Netzwerk setze vor allem bei der Qualifizierung und Weiterbildung an. Dazu zählen laut Kilian unter anderem die Zukunftsbereiche Elektrotechnik, Softwareentwicklung und künstliche Intelligenz.

An einem Schraubstock wird Metall bearbeitet. Gerade die schwerindustrielle Metallverarbeitung kämpft mit der Krise.
Einerseits sind klassische Ausbildungsberufe in der Metallbearbeitung, zum Beispiel Industrie- und Zerspanungsmechaniker, laut IHK weiterhin am meisten nachgefragt und werden vielfach von regionalen Unternehmen angeboten. Gleichzeitig steckt die schwerindustrielle Metallverarbeitung in einer Krise: Sie verzeichnet einen stetigen Rückgang an Beschäftigten.

Die IHK Ostwürttemberg ist dazu mit beruflichen Bildungsträgern und Hochschulen im Gespräch. Beispielsweise sollen Lehrpläne modernisiert und angepasst werden. Die neu entstandenen Netzwerke sollen dazu dienen, dass Unternehmen gemeinsame Strategien entwickeln, um Innovationen marktfähig zu machen.

Die Gefahr ist, dass wir gute Leute verlieren.

Beschäftigte, die ihren Job in der Automobilindustrie verlieren, will das Transformationsnetzwerk mit Weiterbildungsmaßnahmen unterstützen. Besonders die Bereiche Metallverarbeitung, Kraftfahrzeugtechnik und Vertrieb seien von Stellenabbau betroffen. Gemeinsam mit Bildungtsträgern und der IG Metall arbeite man aktuell an Konzepten, um die Menschen in den Unternehmen der Region zu halten. Die guten Leute wolle man nicht verlieren, sagt Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises.

Diese Ideen werden bereits umgesetzt

Das Projekt "Transformations-Challenge" hat sechs regionale Unternehmen mit Partnern aus ganz Europa zusammengebracht, um technologische Problemlösungen zu entwickeln. So zum Beispiel eine Gesenkschmiede aus Aalen: Gemeinsam mit einem Magdeburger Maschinenbauunternehmen hat die Firma eine Möglichkeit entwickelt, Abwärme, die beim Schmieden entsteht, in elektrische Energie umzuwandeln. Außerdem organisiert das Netzwerk auch Schulungen - wie einen Grundkurs für Fachkräfte, die in Zukunft an CNC-Maschinen arbeiten.

"Doch dafür ist es reichlich spät", merkt Tina Fuchs aus der SWR-Wirtschaftsredaktion an. "Die Autoindustrie und ihre Zulieferer in der Region haben sich zu lange auf die Erfolge der Vergangenheit gestützt." Das Mantra der Tüftler und Erfinder, der Technologieführerschaft aus Baden-Württemberg habe sich abgenutzt. Die Pioniere säßen heute in China und den USA. Es brauche jetzt den Mut und den Willen in den Führungsetagen, den Standort zu stärken, so Fuchs weiter.

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Das Transformationsnetzwerk wird nach jetzigem Stand noch mindestens bis Ende 2025 durch Bundesmittel gefördert. Laut Thilo Rentscher, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg, geht es nun darum, dass die eingeleiteten Projekte anschließend fortgeführt werden. Von Bund und Land fordert Rentschler mehr Unterstützung. Die Kassen der Kreise und Kommunen würden zusehends leerer. Gerade jetzt müsse aber investiert werden. Zum Beispiel in Infrastruktur, die die Region in Zukunft mit bezahlbarer, erneuerbarer Energie versorgen soll.

Die Region ist wie ein gallisches Dorf, das sich gegen die Krise stemmt.

"Die Region ist wie ein gallisches Dorf, das sich sich gegen die Krise stemmt", sagt Rentschler. Er wolle jetzt für den Standort werben. Wirtschaftsredakteurin Tina Fuchs entgegnet: "Die Unternehmen müssen jetzt allerdings auch in die neuen Schlüsseltechnologien investieren, um die Zukunft der Region zu sichern". Dass hier eine Branche auf dem Abstellgleis stehe, könne auch den global aufgestellten Unternehmen nicht gefallen. "Das wäre das Aus für die vielen kleinen noch innovativen Zulieferer, die auf das Netzwerk vor Ort angewiesen sind".

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