Der neue Bürgerassistent "Chatbot Ulmer Spatz" auf der Homepage der Stadt Ulm beantwortet zwar Fragen, manche jedoch falsch. Das hat zu Ärger geführt.

CDU-Fraktion fordert Konsequenzen

Chatbot Ulmer Spatz: Bürgerassistent der Stadt sorgt für Ärger

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Autor/in
Sabine Bauer
Sabine Bauer

Der neue Bürgerassistent auf der Homepage der Stadt Ulm sorgt für Ärger: Er verbreite Falschinformationen, schimpft die Ulmer CDU-Fraktion und fordert das sofortige Aus für den KI-Spatz.

Eine Informationsmöglichkeit auf der Homepage der Stadt Ulm, ein sogenannter Chatbot, steht in der Kritik, falsche Informationen zu verbreiten. Die Ulmer CDU-Fraktion fordert deshalb die sofortige Abschaltung des Chatbot Ulmer Spatz.

Den Chatbot setzt die Stadtverwaltung seit Juli auf ihrer Homepage als Informationsmöglichkeit ein. Und zwar, so heißt es, als KI-gestützten virtuellen Assistenten, der Bürgeranfragen über die städtische Webseite beantworten kann. Und zwar, indem man mit dem Ulmer Spatz genannten Chatbot chatten, also hin- und herschreiben kann.

Bürgerassistent auf der Homepage der Stadt Ulm

Der kleine schwarze Kreis mit dem weißen Ulmer Spatz-Symbol findet sich rechts unten auf der Homepage der Stadt Ulm. Klickt man das Symbol an, öffnet sich ein Fenster zum Bürgerassistenten Ulmer Spatz und Folgendes ist zu lesen: "Hi, ich bin der Ulmer Spatz, der KI-Bürgerassistent der Stadt Ulm. Ich helfe dir gerne mit Fragen rund um die Stadt Ulm. Was möchtest du wissen?"

Kommt man der Aufforderung nach und tippt eine Frage ein, antwortet der mit künstlicher Intelligenz (KI) verknüpfte Bürgerassistent der Stadt Ulm in schriftlicher Form. Beispielsweise kommt auf die Frage: "Wie viele Einwohner hat die Stadt Ulm? die Antwort: "Die aktuelle Einwohnerzahl der Stadt Ulm beträgt rund 129.000 Einwohner."

So weit, so richtig. Aber es gibt auch andere Beispiele, wie eine Stichprobe der "Südwest Presse" ergeben hat: So findet der "Chatbot Ulmer Spatz" etwa drei Straßenbahnlinien in Ulm, lässt den SSV Ulm 1846 Fußball noch in der dritten statt in der zweiten Liga spielen und lässt den Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher der CDU statt der SPD angehören.

Chatbot Ulmer Spatz verbreitet Falschnachrichten

Falschnachrichten, also "Fake News" auf der städtischen Internet-Seite - das geht gar nicht, wettert die Ulmer CDU-Gemeinderatsfraktion und forderte in einem Eilantrag, den Chatbot der Stadt Ulm unverzüglich bis auf weiteres vom Netz zu nehmen und einzustellen. Und des Weiteren zu erklären, "wie es sein kann, dass ein solches Instrument ohne kritische Gegenprüfung auf die Grundsätze der Wahrhaftigkeit und der Datenrichtigkeit frei geschaltet wird und zum öffentlichen Gebrauch online gestellt wird."

Gefragt wird auch nach der Verantwortlichkeit und nach den Konsequenzen, die die Stadtverwaltung daraus zieht. Die Stadt habe als öffentliche Stelle eine besondere Verpflichtung im Umgang mit Informationen und Daten. Der Chatbot jedenfalls halte diese Grundsätze nicht ein.

Denn der Chatbot Ulmer Spatz "trage zu einer immer mehr durch Fake News im öffentlichen Raum und Social Media geprägten Kultur der geduldeten Irreführung und Beliebigkeit von Information bei" und verletze jedenfalls die Ziele der Wahrhaftigkeit, Verlässlichkeit und Richtigkeit städtischer Information.

Ulmer Bürgermeister: "Chatbot muss sich noch einfinden"

Auf die Kritik am neuen Bürgerassistenten der Stadt Ulm angesprochen, sagte der erste Bürgermeister der Stadt Ulm, Martin Bendel, am Dienstag, der Chatbot müsse sich noch einfinden und lerne stetig dazu. Immerhin sei er erst seit wenigen Wochen im Einsatz. Einige Fehler aus dem Test der "Südwest Presse" seien außerdem bereits behoben worden. Abschalten wolle man den Bürgerassistenten Ulmer Spatz deshalb vorerst nicht.

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