Beheshta Merzaie will Mädchen in Afghanistan helfen. Dafür unterrichtet sie online mit Hilfe einer WhatsApp-Gruppe.

Deutsch und Englisch lernen via WhatsApp

Junge Neu-Ulmerin unterrichtet online Mädchen in Afghanistan

Stand
Autor/in
Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold

Afghanische Mädchen kommen unter dem aktuellen Regime schwer an Bildung. Beheshta Merzaie aus Neu-Ulm möchte helfen. Die Schülerin gibt deshalb Online-Unterricht via WhatsApp.

Seitdem in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht sind, haben Mädchen und Frauen kaum Zugang zu Bildung. Die Geflüchtete Beheshta Merzaie aus Neu-Ulm möchte den Betroffenen in ihrem Heimatland helfen. Die 17-jährige Schülerin gründet eine WhatsApp-Gruppe und ruft einen Online-Unterricht ins Leben.

Als Beheshta von dem Schicksal der Mädchen und Frauen in Afghanistan erfährt, ist für sie klar: Sie will etwas dagegen unternehmen. "Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, weil ich dachte, ich habe hier alles und sie nicht." Seit Januar schickt sie online Unterrichtsmaterial nach Afghanistan. Aktuell sind rund 60 Mädchen und Frauen in ihrer Gruppe.

Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, weil ich dachte, ich habe hier alles und sie nicht.

Online-Unterricht mit dem Smartphone für afghanische Mädchen

Beheshta will ursprünglich alle Fächer unterrichten, die sie selbst an einem Ulmer Gymnasium lernt. Doch das ist zeitlich schwierig. So stehen auf dem Stundenplan hauptsächlich Englisch und Deutsch. Die Lektionen verschickt sie mit ihrem Smartphone als Video- und Sprachnachrichten.

Beheshta Merzaie in ihrem Zimmer. Für ihren Online-Unterricht für Mädchen und Frauen in Afghanistan nutzt sie ihr Smartphone und Tablet.
In ihrem Zimmer zeichnet Beheshta Merzaie die Online-Unterrichtsstunden für Mädchen und Frauen in Afghanistan auf. Dafür nutzt sie ihr Smartphone und Tablet.

Geflüchtete Schülerin hat keine Angst vor Konsequenzen

Das Feedback der Mädchen aus der WhatsApp-Gruppe ist bisher immer positiv. Das motiviert Beheshta. Angst, dass sie mit ihrem Online-Unterricht in Schwierigkeiten geraten könnte, habe sie nicht, betont die 17-Jährige. "Ich mache nichts Kriminelles. Ich tue mit dem, was ich gerade mache, niemandem weh."

Shirjan und Behesta Merzaie arbeiten am Auftritt von "Am-Supporters". Das Projekt ist neben dem Online Unterricht für Mädchen in Afghanistan ein weiteres ehrenamtliches Engagement von Beheshta.
Gemeinsam mit ihrem Bruder Shirjan tüftelt Behesta Merzaie an dem Online-Auftritt ihres neuen Projekts "Am-Supporters".

Weiteres Projekt im Ulmer Raum gestartet

Beheshta ist 2015 mit ihrer Familie von Afghanistan nach Deutschland geflohen. Anfangs kämpfte sie mit sprachlichen Hürden. Diese Erfahrung hat sie auf die Idee für ein weiteres, ehrenamtliches Projekt gebracht: einen Dolmetscherdienst. Gemeinsam mit ihrer Familie startet sie das Projekt "Active-Migration-Supporters" kurz: "Am-Supporters". Hier können sich Geflüchtete per Mail oder über die sozialen Medien melden, die in schwierigen Alltagssituationen Beistand brauchen. Etwa bei Arztbesuchen, Übersetzungen oder beim Ausfüllen von Formularen.

Beheshta Merzaie dolmetscht für einen Geflüchteten, der einen Termin bei einem Lungenarzt hat. Es ist das nächste Projekt nach ihrem Online-Unterricht, das die 17-jährige gestartet hat.
Neben ihrem Online-Unterricht bietet Beheshta Merzaie gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden auch einen Dolmetscherdienst an. Hier begleitet sie beispielsweise Geflüchtete zu Facharztbesuchen.

Projekt wird für Preis nominiert

"Am-Supporters" läuft seit etwa vier Monaten und wird bereits gut angenommen. Das Projekt ist zudem nominiert für den deutschen Engagementpreis, der Anfang Dezember verliehen wird. Doch egal, ob Online-Unterricht oder Dolmetscherdienst - für die junge Neu-Ulmerin mit afghanischen Wurzeln zählt hauptsächlich, dass "irgendwann die anderen sagen, okay Beheshta, dank dir haben wir etwas gelernt."

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