Seitdem in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht sind, haben Mädchen und Frauen kaum Zugang zu Bildung. Die Geflüchtete Beheshta Merzaie aus Neu-Ulm möchte den Betroffenen in ihrem Heimatland helfen. Die 17-jährige Schülerin gründet eine WhatsApp-Gruppe und ruft einen Online-Unterricht ins Leben.
Als Beheshta von dem Schicksal der Mädchen und Frauen in Afghanistan erfährt, ist für sie klar: Sie will etwas dagegen unternehmen. "Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, weil ich dachte, ich habe hier alles und sie nicht." Seit Januar schickt sie online Unterrichtsmaterial nach Afghanistan. Aktuell sind rund 60 Mädchen und Frauen in ihrer Gruppe.
Online-Unterricht mit dem Smartphone für afghanische Mädchen
Beheshta will ursprünglich alle Fächer unterrichten, die sie selbst an einem Ulmer Gymnasium lernt. Doch das ist zeitlich schwierig. So stehen auf dem Stundenplan hauptsächlich Englisch und Deutsch. Die Lektionen verschickt sie mit ihrem Smartphone als Video- und Sprachnachrichten.
Geflüchtete Schülerin hat keine Angst vor Konsequenzen
Das Feedback der Mädchen aus der WhatsApp-Gruppe ist bisher immer positiv. Das motiviert Beheshta. Angst, dass sie mit ihrem Online-Unterricht in Schwierigkeiten geraten könnte, habe sie nicht, betont die 17-Jährige. "Ich mache nichts Kriminelles. Ich tue mit dem, was ich gerade mache, niemandem weh."
Weiteres Projekt im Ulmer Raum gestartet
Beheshta ist 2015 mit ihrer Familie von Afghanistan nach Deutschland geflohen. Anfangs kämpfte sie mit sprachlichen Hürden. Diese Erfahrung hat sie auf die Idee für ein weiteres, ehrenamtliches Projekt gebracht: einen Dolmetscherdienst. Gemeinsam mit ihrer Familie startet sie das Projekt "Active-Migration-Supporters" kurz: "Am-Supporters". Hier können sich Geflüchtete per Mail oder über die sozialen Medien melden, die in schwierigen Alltagssituationen Beistand brauchen. Etwa bei Arztbesuchen, Übersetzungen oder beim Ausfüllen von Formularen.
Projekt wird für Preis nominiert
"Am-Supporters" läuft seit etwa vier Monaten und wird bereits gut angenommen. Das Projekt ist zudem nominiert für den deutschen Engagementpreis, der Anfang Dezember verliehen wird. Doch egal, ob Online-Unterricht oder Dolmetscherdienst - für die junge Neu-Ulmerin mit afghanischen Wurzeln zählt hauptsächlich, dass "irgendwann die anderen sagen, okay Beheshta, dank dir haben wir etwas gelernt."