Die Menschen in Unterroth, Kreis Neu-Ulm, räumen nach dem Hochwasser ihre überfluteten Gärten auf

Betroffene erzählen von nie da gewesenen Fluten

Hochwasser in der Region: Im Kreis Neu-Ulm beginnt das große Aufräumen

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Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold

Während in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns noch immer gegen Hochwasser gekämpft wird, haben im Landkreis Neu-Ulm erste Aufräumarbeiten nach den Überschwemmungen begonnen.

Die Hochwasserlage im Landkreis Neu-Ulm hat sich im Laufe des Montags stabilisiert. Die Evakuierung der Stiftungsklinik Weißenhorn sowie einer Flüchtlingsunterkunft verlief laut Landratsamt reibungslos. Erste Aufräumarbeiten haben schon am Montagmorgen begonnen. Stark betroffen von den Wassermassen war unter anderem die Gemeinde Unterroth. Eine Bewohnerin und ein Geschwisterpaar erzählen von einem nie da gewesenen Hochwasser.

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Zwischen zwei Flussarmen der Roth

Ursula Schrapp aus Unterroth wagt am späten Montagvormittag einen ersten Blick in ihren Garten. Das Wochenende über strömten hier noch Wassermassen durch, erzählt sie. Diese sind mittlerweile verschwunden. Was bleibt sind zerstörte Beete, riesige Matschpfützen und Gegenstände, die aus den Nachbargärten herübergespült wurden.

Bewohnerin von Unterroth, Kreis Neu-Ulm, in ihrem überfluteten Garten mit rostiger Badewanne
Ursula Schrapp begutachtet die Schäden in ihrem Garten. Die Wassermassen standen am Wochenende in etwa so hoch wie die Badewanne im Vordergrund.

Nach und nach überprüft sie ihr Grundstück und sucht nach Schäden. Ihr Mann entfernt derweil die Schläuche der Pumpen aus dem Keller. Diesen hatte Familie Schrapp vor der Überschwemmung vorsorglich schon ausgeräumt. Dadurch hält sich der Schaden insgesamt wohl in Grenzen, hofft Ursula Schrapp.

Mit ihrem Mann wohnt sie zwischen zwei Armen des Flusses Roth, der bei dem starken Regen in den vergangenen Tagen über die Ufer getreten ist. Etwa ein Dutzend Häuser und eine Kindertagesstätte mussten vor den braunen Fluten geschützt werden. Dafür sind die Nachbarn der Schrapps extra aus dem Urlaub zurückgekehrt: das Geschwisterpaar Annika und Tobias Stegmann hat alle Hände voll zu tun.

Ausmaß der Überschwemmung in Unterroth, Kreis Neu-Ulm, aus der Luft aufgenommen - Drohnenbild
Die Roth hat Teile der Gemeinde Unterroth, im bayerischen Landkreis Neu-Ulm, überschwemmt. Mehrere Häuser liegen zwischen zwei Armen des Flusses (Mitte oben) und waren besonders schwer betroffen.

Mit vereinten Kräften gegen das Hochwasser in Unterroth

Die ganze Familie hat mit angepackt, erzählt Tobias Stegmann. "Die letzten zwei Tage waren vom Hochwasser her so schlimm wie noch nie." Die Wasserwacht evakuierte mit Booten ältere Menschen, Feuerwehren aus Oberstdorf und Tirol kamen zu Hilfe. Gemeinsam mit den Einwohnern Unterroths schafften sie es auch, die angrenzende Kindertagesstätte vor Überflutung zu schützen.

Die letzten zwei Tage waren vom Hochwasser her so schlimm wie noch nie.

Das Grundstück von Tobias Stegmann hat einiges abbekommen. "Der Garten ist eigentlich ziemlich zerstört", stellt er bedrückt fest. Auch der Keller sei vollgelaufen. Mit Pumpen haben sie versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Wassermassen haben sich durch die Fenster gedrückt. "Zum Glück sind die nicht geplatzt, sonst wäre alles komplett unter Wasser gewesen."

Die Geschwister Tobias und Annika Stegmann bei den Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser auf ihrem Gründstück in Unterroth im Landkreis Neu-Ulm. Gemeinsam verladen sie die Sandsäcke auf eine Palette. Im Hintergrund ist die Kindertagesstätte zu sehen.
Die Geschwister Annika und Tobias Stegmann bei den ersten Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in Unterroth. Im Hintergrund ist die Kindertagesstätte zu sehen, die vor einer Überflutung geschützt werden konnte.

Sandsäcke wegschaffen, Schäden begutachten, den Keller wieder einräumen - auf die Menschen in Unterroth warten noch weitere anstrengende Tage und viel Arbeit, bis für sie wieder Normalität einkehren kann.

Baden-Württemberg

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In den meisten Hochwasser-Gebieten in Baden-Württemberg entspannt sich die Situation mehr und mehr. In vielen Orten laufen die Aufräumarbeiten. Hier alles Wichtige im Rückblick.

Pegel der Donau in Günzburg steigt wieder: Unterstadt sofort verlassen

Im Landkreis Günzburg ist die Hochwasserlage weiter angespannt. Der Pegel der Donau soll am Dienstag wieder auf eine ähnliche Höhe wie am Sonntag steigen, teilte das Landratsamt mit. Die Behörde fordert die Bevölkerung dringend auf, die evakuierten Bereiche in der Günzburger Unterstadt sofort zu verlassen sowie ihre Autos wegzufahren.

Außerdem wird weiterhin gebeten, die betroffenen Gebiete zu umfahren und sich von überfluteten Bereichen fern zu halten. Sofern evakuierte Gebäude noch nicht freigegeben wurden, dürfen diese nicht betreten werden.

Hochwasser im Kreis Neu-Ulm: Klinik evakuiert, Unterkunft geschlossen

Dies gilt derzeit auch für die Stiftungsklinik Weißenhorn im Kreis Neu-Ulm. Sie wurde am Sonntagabend evakuiert und mehr als 70 Patientinnen und Patienten in umliegende Krankenhäuser gebracht. Wann eine Rückverlegung möglich ist, kann das Landratsamt Neu-Ulm noch nicht sagen.

Auch eine Unterkunft für Geflüchtete in Neu-Ulm musste evakuiert werden. Der Keller war mit Wasser voll gelaufen. Da sich dort Teile der Elektrik befinden, wurden rund 50 Menschen aus Sicherheitsgründen in andere Unterkünfte gebracht. Das Wasser ist mittlerweile abgepumpt. Die Einrichtung kann laut Behörden aber in den nächsten Tagen nicht genutzt werden.

Landkreis Neu-Ulm schaltet Bürgertelefon zu Hochwasser

Wie das Landratsamt am Montagabend mitteilte, ist ab Dienstag ein Bürgertelefon zum Thema Hochwasser eingerichtet. Dieses ist von 9:00 bis 18:00 Uhr unter der Telefonnummer 0731 7040 - 5050 geschaltet. Parallel dazu werden ab Dienstag die häufigsten Fragen und Antworten rund um das Hochwasser auf der Website des Landkreises Neu-Ulm unter www.landkreis-nu.de/Hochwasser veröffentlicht.

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