Bahnreisende müssen sich auf der Ammertalbahnstrecke in Geduld üben. Weil Fahrdienstleiterinnen und Fahrdienstleiter fehlen, kommt es zwischen Tübingen und Herrenberg derzeit immer wieder zu Zugausfällen. Hinzu kommen Winterschäden und Störungen an den Fahrzeugen sowie ein Streik der Lokführergewerkschaft.
Streik und Schäden
Auf die Ammertalbahn ist aktuell schwer Verlass. Um 22:16 Uhr fuhr am 07.12. der letzte Zug von Tübingen ab. Dann wird erstmal für 24 Stunden gestreikt. Wann genau die Züge wieder Fahrt aufnehmen, ist laut dem Zweckverband ÖPNV im Ammertal noch unklar.
Wenig besser stehen die Aussichten für die Zeit nach dem Streik. Gerade mal vier der werktags benötigten sieben Fahrzeuge sind derzeit einsatzbereit. Grund dafür seien Schäden und Störungen, bedingt durch den Wintereinbruch, teilte der Zweckverband mit. Konkret heißt das: Etwa ein Drittel der Zugfahrten fällt aus. Von 9 bis 21 Uhr gibt es für die Zwischentakte von Tübingen bis Entringen Pendelbusse der DB Regio. Für die Ausfälle des Halbstundentaktes gibt es keine Ersatzbusse. Fahrgäste werden hier angehalten, auf die Züge danach oder davor auszuweichen. Die Probleme sollen laut dem Zweckverband etwa bis zum 13.12. abgearbeitet sein.
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Ammertalbahn: Ab abends fahren keine Züge mehr
Doch für die Bahnreisenden auf der Ammertalbahn bleibt es sogar längerfristig schwierig. Ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember fallen nachts die Züge auf der Strecke aus - in der Zeit zwischen 19:30 Uhr und 05:30 Uhr bringen Busse die Fahrgäste ans Ziel. Zusätzlich zu den Regionalbussen, die alle Haltestellen anfahren, verkehren laut Zweckverband ÖPNV im Ammertal unter der Woche von Montag bis Freitag Schnellbusse. Sie verkehren im 30-Minuten-Takt zwischen Tübingen und Herrenberg. Grund für den Schienenersatzverkehr zwischen Tübingen und Herrenberg ist der Personalmangel bei der Erms-Neckar-Bahn AG. Denn es fehlt an Fahrdienstleiterinnen und -leitern.
Fahrdienstleiter dringend gesucht
Die Erms-Neckar-Bahn AG (ENAG) unternimmt alles in ihrer Macht stehende, um mit genügend Fahrdienstleitern den regulären Betrieb der Ammertal- und Ermstalbahn sicher zu stellen, heißt es in einer Mitteilung. Doch die seien Mangelware. Um einen reibungslosen Betrieb zu garantieren, brauche man für die Gesamtstrecke zwischen Bad Urach und Herrenberg acht Fahrdienstleiter - aktuell habe man fünf, so Wolfgang Schulz-Braunschmidt von der ENAG auf Anfrage des SWR. Wenn auch nur ein oder zwei Fahrdienstleiter oder eine Fahrdienstleiterin krankheitsbedingt ausfallen, komme es sofort zu Einschränkungen im Zugverkehr.
Quereinsteiger nicht halten können
Bereits im Sommer 2021 bis März 2022 hat die Erms-Neckar-Bahn AG auf dem ehemaligen Militärbahnhof Oberheutal in Münsingen (Kreis Reutlingen) sieben Quereinsteiger zu Fahrdienstleitern ausgebildet. Die Azubis sollten laut ENAG im Anschluss an ihre Ausbildung im gemeinsamen elektronischen Stellwerk der Erms- und Ammertalbahn in Dettingen-Gsaidt eingesetzt werden. Doch da diesen Beruf deutschlandweit zu wenig Menschen ausüben, konnte man nicht alle in der Region halten, so Schulz-Braunschmidt. Ohne sie gehe aber im Regionalverkehr nichts: Sie seien die "Fluglotsen" der Schiene, so der ENAG-Sprecher.