Verwüstete Mietwohnung geräumt

Zwischen Urin und Wodka: Wie ein Ehepaar aus Tübingen seine Wohnung retten muss

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Anna Priese
Anna Priese ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.
Tobias Faißt
Tobias Faißt arbeitet als multimedialer Reporter im SWR Studio Tübingen.

Eine Mieterin hat die Wohnung der Hellers in Tübingen verwüstet. Das Ehepaar hat sie erfolgreich rausgeklagt. Bei der Räumung entdecken die Rentner Urin und abgenagte Hühnerknochen.

So richtig fassen können es Eugen und Rose Heller noch immer nicht, als das Räumkommando in ihrer Wohnung in Tübingen anpackt. "Pipi ist das wahrscheinlich", stellt einer der Arbeiter mit Blick auf eine Glasflasche mit gelbem Inhalt fest. "Pipi?", fragt der 85-jährige Eigentümer unsicher. "Ja nicht alles, was wie Apfelsaft aussieht, ist auch Apfelsaft", die Antwort. Zwei Meter weiter eine kleine Pfütze am Boden, in ihr liegt eine Spritze. Diese Müllkippe ist ein langer Albtraum für die Hellers.

Mich schlaucht das unwahrscheinlich. Ich habe ganz lange Probleme gehabt mit dem Schlafen.

Tatortreiniger muss die Wohnung retten

Eigentlich wollten die Hellers mit der Wohnung ihre Rente aufbessern. Diesen Teil der Altersvorsorge muss nun ein echter Tatortreiniger retten. Stefan Marquart ist der Inhaber des Räumungsdienstes. Für ihn ist der Einsatz eher unspektakulär. "Normalerweise liegt bei uns noch eine Leiche dazwischen", sagt er. Wohl auch deshalb lässt ihn der bestialische Gestank kalt.

Galgenhumor beim Blick in den Ofen

Etwa ein Jahr hat eine junge Frau die Wohnung von Eugen und Rose Heller gemietet und völlig verwüstet hinterlassen. Der 85-Jährige klappt die Ofentür herunter. Sie ist pechschwarz. "Meine Frau sagt immer, da haben sie eine Katze drin gegrillt." Galgenhumor im Chaos. "Der Ofen ist ja ein Jahr alt", sagt der Rentner. Aber der Ofen ist wohl hin. Statt mit Einnahmen rechnet das Paar jetzt mit bis zu 20.000 Euro Kosten: Für Anwalt, Räumung und Renovierung.

Eine Pfütze auf dem Boden der Wohnung von Ehepaar Heller aus Tübingen. Daneben eine Spritze. Die Vermieter sind entsetzt über den Zustand ihre Eigentumswohnung.
Eine Pfütze auf dem Boden der Wohnung von Ehepaar Heller aus Tübingen. Daneben eine Spritze.

Was machen wir, wenn jemand Neues kommt? Trauen wir denen noch?

Am liebsten würde das Ehepaar die Wohnung gar nicht mehr vermieten, aber finanziell kommt das nicht in Frage. Bis zur Räumung der Wohnung war es ein langer Weg. Die Mieterin musste ihre Einwilligung dafür geben, zu sämtlichen ausgemachten Terminen ist sie aber nicht gekommen. Und trotz dem ganzen Stress: Die junge Frau tut Eugen Heller auch leid: "Ich persönlich wollte ihr immer, ich möchte ihr auch heute noch helfen."

Vermieter vermuten Drogenproblem

Als Grund für das Verhalten der Mieterin vermuten die Hellers ein Drogenproblem. Sie versuchen Kontakt zur Mieterin und auch zu ihrer Mutter aufzunehmen. Nach einem guten Gespräch bricht der Kontakt wieder ab. Also zieht das Ehepaar im Februar vor Gericht. Im Mai die Zwangsvollstreckung: Die Mieterin muss raus. Die Chance, aus dem Albtraum aufzuwachen.

Wodka- und Plastikflaschen mit gelbem Inhalt. Das Ehepaar Heller aus Tübingen erfährt vom Räumdienst, dass die Flüssigkeit wohl Urin ist. Die Vermieter sind entsetzt.
Wodka- und Plastikflaschen mit gelbem Inhalt. Das Ehepaar Heller aus Tübingen erfährt vom Räumdienst, dass die Flüssigkeit wohl Urin ist. Die Vermieter sind entsetzt.

Bei der Unterschrift des Mietvertrags im Dezember 2022 haben die Rentner aus Tübingen keine Anzeichen für eine solche Tortur ausgemacht. Die junge Frau hatte einen Job, hat damals einen guten Eindruck hinterlassen.

Ich habe zu meiner Frau gesagt, ich hätte sie wieder genommen. Die war so anständig. Furchtbar.

Albtraum endet und Schlafen geht auch wieder

Das Räumkommando ist schon wieder abgerückt. Zwei Tage hat der Einsatz gedauert. Den Boden und die Küche haben sie rausgerissen. Ein Neuanfang für die Hellers und ihre Wohnung steht bevor. Groß feiern werden sie nicht. "Dann muss man sich überlegen, was die nächste Arbeit ist", sagt Eugen Heller. Immerhin haben die Schlafprobleme seiner Frau Rose schon etwas nachgelassen.

Therapeutin erklärt Messie-Syndrom

Veronika Schröter ist Leiterin des Messie-Kompetenz-Zentrums in Stuttgart. Sie hilft Menschen, die das Messie-Syndrom haben. Die Therapeutin war 2017 in der SWR Landesschau zu Gast und erklärte ihre Arbeit:

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