Das 36. Reutlinger Weindorf hat am Mittwochabend mit viel Wein und anderen Leckereien begonnen. Zu diesem Anlass besuchte am Mittwochnachmittag Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) mit dem sogenannten Wein-Papst Gert Aldinger den einzigen von der Stadt bewirtschafteten Weinberg. Er liegt an der Sommerhalde am Reutlinger Hausberg Achalm.
Gert Aldinger, dessen Weine aus der Gegend rund um Fellbach (Rems-Murr-Kreis) regelmäßig Preise gewinnen, hat sich angeschaut, wie es nach dem Hagel vor wenigen Wochen um die Reutlinger Reben steht. Das Ergebnis: rund 90 Prozent der Trauben sind beschädigt. Schade, denn sonst sei das Wetter dieses Jahr eigentlich sehr gut gewesen, so Aldinger.
Tausende Gäste erwartet beim Weindorf in Reutlingen
Das Weindorf "Reutlinger Herbst" rund um die Marienkirche geht bis zum 9. September. Die Stände sind von montags bis samstags von 11 bis 23 Uhr geöffnet. Die Bewirtung übernehmen Gastronomiebetriebe wie das Hotel-Restaurant Schwanen aus Metzingen, die Gutsgaststätte Alteburg und der Forellenhof Rössle aus Honau. Sie servieren über 100 verschiedene Weine - sowohl aus der Region als auch international.
Organisatorin Regine Vohrer erwartet während der zweieinhalb Wochen rund 50.000 bis 60.000 Gäste in Reutlingen. Um für das große Fest genügend Gastro-Personal zu finden, begann sie schon früh mit der Suche, sagte sie dem SWR. Damit sollte es anders als im letzten Jahr kein Problem sein. Nach über zehn Tagen Aufbau und "riesigem Aufwand", war sie zum Start voller Adrenalin und Vorfreude.
Weinbau in Reutlingen hat Geschichte
Die Geschichte des Weinbaus in Reutlingen reicht einige Jahrhunderte zurück. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sowohl am Georgenberg als auch an der Achalm wurde Wein angebaut. Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Reutlingen Weinbau auf einer Fläche von insgesamt 236 Hektar. Das entspricht rund 330 Fußballfeldern. Vermutlich gab es zuvor sogar noch mehr Wein in Reutlingen. Das ist jedoch historisch nicht gesichert. Dokumente aus früheren Phasen des Weinbaus sind nicht erhalten geblieben. Lediglich auf einer Tafel oben am Reutlinger Hausberg Achalm steht geschrieben, dass die Achalm im Jahr 1620 rundum von Wein bewachsen war. Zu der Zeit galt die Zunft der Reutlinger Wengerter als die mächtigste in der Reichsstadt.
Reutlinger Wein nur für besondere Anlässe
An der Sommerhalde an der Achalm baut die Stadt heute noch Wein an - allerdings nur auf 58 Ar, also einer überschaubaren Fläche. Mit ihrem Weinberg will die Stadt ihr historisches Erbe nach eigenen Angaben erhalten. Jedes Jahr entstehen 3.000 bis 5.000 Flaschen Wein und Sekt, zu kaufen gibt es davon aber nur wenige. Die Stadt reserviert den Großteil für besondere Anlässe wie Ehejubiläen ab 60 Jahren und Geburtstage ab 100 Jahren. Daher gibt es ihn auch nicht auf dem Weinfest zu trinken.