Einige Wochen nach dem Ende seiner politischen Auszeit hat Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) die Ereignisse rund um den Eklat am Rande einer Migrationskonferenz Ende April in Frankfurt/Main eingeordnet und von den Konsequenzen berichtet. In seiner einmonatigen Auszeit im Juni habe er mit einem Coach an sich gearbeitet. "Eine Therapie würde ich es nicht nennen", sagte Palmer am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung von Markus Lanz.
Ihm sei es in der Auszeit um seine Impulse gegangen, die zu Überreaktionen geführt hätten. "Und die Frage, die besser zu kontrollieren, hat sich mir gestellt." Die Gespräche hätten gezeigt, dass es dabei nicht um etwas Krankhaftes gehe. "Es geht wirklich darum, Techniken der Selbstbeherrschung zu trainieren." Und da sei ein Coach der richtige Ansprechpartner. Vor seiner Auszeit sei er an einem "toten Punkt" gewesen.
Hier können Sie das SWR Extra zum Eklat um Boris Palmer vom 2. Mai noch einmal ansehen:
Palmer sorgt mit Judenstern-Äußerung für Aufregung
Grund für Palmers Auszeit war ein Eklat um seine Aussagen rund um eine Migrationskonferenz. Palmer hatte vor einem Gebäude der Goethe-Universität in Frankfurt zur Art und Weise seiner Verwendung des "N-Wortes" Stellung bezogen. Er wurde daraufhin mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert.
Daraufhin hatte Palmer zu der Menge gesagt: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem Ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für Euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach." Nach der Eskalation und den Reaktionen darauf war er auch bei den Grünen ausgetreten.
Palmer betont: "Es war ein schwerer Fehler, das darf mir nicht passieren"
Im ZDF betonte Palmer gegenüber Markus Lanz, dass die von ihm getätigten Aussagen rund um den Judenstern ein schwerer Fehler gewesen sei. "Das darf mir nicht passieren, da mache ich auch gar nicht dran rum", so Palmer, der in der Folge auch auf die familiäre Geschichte rund um seinen Vater Helmut Palmer einging.
Dass die Tübingerinnen und Tübinger gespalten sind, wenn es um ihren Oberbürgermeister geht, zeigte auch eine nicht-repräsentative Umfrage des SWR, die Ende Juni, kurz nach dem Ende seiner Auszeit, durchgeführt wurde:
Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in Tübingen. Mit Äußerungen etwa zur Flüchtlingspolitik sorgte er immer wieder für Kontroversen und sah sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Bundesweites Aufsehen und Anerkennung brachten ihm hingegen sein Management während der Corona-Pandemie sowie seine kommunale Umweltpolitik ein.