Den Anbau der Luxus-Delikatesse Trüffel verortet man für gewöhnlich eher in Frankreich. Was die wenigsten wissen: Auch in der Region Neckar-Alb gibt es seit einigen Jahren ideale Bedingungen für Trüffel. Karl-Heinz Klink macht es seit über 15 Jahren vor. Der Trüffelzüchter aus Dußlingen verzeichnet in dieser Saison eine Rekordernte. Der Grund: der viele Regen der letzten Herbst-, Frühlings- und Frühsommerperiode.
Damit hat selbst der "Trüffelpapst" nicht gerechnet
Klink wird von seinen Kunden liebevoll "Trüffelpapst" genannt und hat in all den Jahren viel Erfahrung gesammelt. Er staunte nicht schlecht, als er mit seinem Trüffelhund Héros über seine ein Hektar große Trüffel-Plantage mit über 20 Trüffelbäumen in Dußlingen spazierte. Die feine Nase seines italienischen Wasserpudels konnte gar nicht genug kriegen und fand einen riesigen schwarzen Knollen nach dem nächsten.
Außergewöhnlich auch: die Größe der Trüffel
So etwas wie in diesem Jahr hat auch er noch nie erlebt: eine Ernte von mindestens sechs Kilo. Das ist außergewöhnlich viel für diese Jahreszeit, so Klink. Und im Herbst würde wohl noch mehr hinzukommen. Auch die Größe der Knollen sei dieses Jahr anders: Einzelne Trüffel seien im Ganzen bis zu 800 Gramm schwer gewesen. Eine absolute Seltenheit, so Klink. Zum Vergleich: Eine Trüffelpflanze im Vollertrag ergibt sonst etwa 200 Gramm.
Ideal für Trüffel: gute Bodenbedingungen
Obwohl der 64-Jährige schon immer eine Leidenschaft für Pilze hatte, glaubte er vor Jahren selbst noch nicht daran, dass so ein exotischer Pilz in der Region wachsen könnte. Bis er feststellte, dass der Boden auf seinem Grundstück in Dußlingen die gleichen Eigenschaften aufweist wie die Böden in der französischen Schweiz. Dort habe er eine Zeitlang gelebt.
Das hat ihn auf die Idee gebracht, es bei sich zu Hause zu versuchen. Er hat französische Trüffelplantagen besucht und die Anzucht dort genau studiert. Trüffel wachsen vorzüglich in kalkhaltigen Böden unter der Erde an den Wurzeln von Bäumen, so Klink. Trüffel in der freien Natur kommen hierzulande zwar auch vor, das Sammeln der besonderen Delikatesse sei aber aufwendig und in Deutschland sogar verboten.
Die Methode: Pflanzen werden mit Sporen vom Trüffel geimpft
Wenn man die Wurzeln zum Beispiel von Haselnusssträuchern oder Birken und Eichen mit Trüffelsporen impft, wachsen die Pilzwirte in der direkten Umgebung der Bäume. Dann darf man sie bedenkenlos ernten. Die Pflege der eigenen Trüffel-Plantage ist laut Klink leichter als der Anbau von Wein. Dass die französische Delikatesse mittlerweile auch bei uns in der Region wächst, hängt ihm zufolge auch mit dem Klimawandel zusammen.
Trüffel als Gewinner der Klimaerwärmung
Die milden Temperaturen im Winter, die Sonne und der viele Regen in den Sommermonaten geben Trüffel die idealen Bedingungen zum Gedeihen. Der gelernte Zimmermann hat vor 15 Jahren mit der Anzucht der Sorten Périgord und Burgunder angefangen. Im Jahr 2020 ist es dem Trüffelexperten dann gelungen, keimende Eichen mit Trüffelsporen des besonders wertvollen Alba-Trüffels zu impfen. Obwohl es eigentlich als unmöglich gilt, diese besondere Edelpilzsorte zu kultivieren.
Warum das Trüffelschwein ausgedient hat
Bis sich das sogenannte Myzel an der Wurzel ausgebreitet hat und der Trüffel anfängt zu wachsen, dauere es sechs Jahre, erzählt Klink dem SWR. Erst dann wächst der Pilz in jedem Jahr. Um Trüffel mit dem richtigen Reifegrad zu finden - quasi zu erriechen -, wird ein Trüffelhund eingesetzt. Die feine Nase des sogenannten Lagunen-Hundes (Lagotto Romagnolo) ist darauf trainiert, nur dann anzuschlagen, wenn die Reifung abgeschlossen ist.
Das klassische Trüffelschwein habe ausgedient, sagt Klink, denn nicht jeder habe einen Stall, um die Tiere artgerecht zu halten. Hinzukommt, dass der Appetit der Schweine auf Trüffel nur schwer zu bändigen sei. Praktischer seien also Trüffelhunde - so wie Klinks tierischer Begleiter Héros. Der legt sich nach dem Fund brav neben sein Herrchen in den Schatten.
Mission des Dußlingers: Trüffel für alle
Trüffel gehören zu den teuersten Lebensmitteln der Welt. Ein Kilo Périgord kostet mindestens 900-1.000 Euro, so Klink. Seinen Lebensunterhalt bestreitet der Trüffelexperte allerdings nicht mit dem Verkauf von Trüffeln. Zu unkalkulierbar sei das Geschäft. Zwar verkaufe er regelmäßig frische Ware an verschiedene Restaurants in der Umgebung, es sei aber nie genau abzusehen, wie hoch der Ernteertrag ist. Und die wertvolle Ware verdirbt sehr schnell.
Klinks Idee war es vielmehr, den schmackhaften Pilz der breiten Masse zugänglich zu machen - mit dem Verkauf von geimpften Trüffelpflanzen. So könne jeder selbst Trüffel im Garten anbauen. Inzwischen hat er Pflanzen-Kunden in der ganzen Welt. Seine diesjährige Trüffel-Ernte ist der Beweis: Die Leidenschaft für den Edelpilz hat sich gelohnt, auch wenn es einige Zeit gedauert hat. Jetzt fehlt dem Dußlinger nur noch, dass Héros einen Alba-Trüffel findet. Vielleicht gelingt ihm das. Es wäre eine Sensation.