Dieses Jahr stand der Tag des offenen Denkmals unter dem Motto "Talent Monument". Das sollte all denen eine Bühne bieten, deren oft ehrenamtliche Arbeit dazu beiträgt, Denkmale zu erhalten. Es sollte aber auch auf verborgene Talente hinweisen, die in den Gebäuden und Denkmalen selbst stecken.
Denkmale sind nichts Unveränderliches. Das Tübinger Tor, ein rund 800 Jahre alter Turm in Reutlingen, ist gerade frisch renoviert worden. Im Dachgeschoss stehen jetzt beispielsweise neue Stützpfeiler, gefertigt aus Eichen vom Reutlinger Stadtwald. Am Tag des offenen Denkmals boten halbstündliche Führungen Einblick in das historische Gemäuer. Und Ausblick über die Dächer von Reutlingen.
Spotlights im nächtlichen Museumsgarten
Im Garten des Reutlinger Heimatmuseums begann der Tag des offenen Denkmals erst nach Sonnenuntergang, um 20 Uhr. Spotlight auf historische Schätze: Bei einer "Taschenlampenführung" tauchten römische Säulen und mittelalterliche Sühnekreuze, Epitaphien und Portalanlagen aus dem Dunkel auf.
Zukunftsplanung in Eutingen-Weitingen
Noch ist etwa das Adler-Areal in Eutingen-Weitingen im Kreis Freudenstadt den Augen von Architekten vor allem eine "herausfordernde Gebäudesubstanz". Das Wirtshaus existiert mindestens seit dem 18. Jahrhundert, die letzte größere Renovierung ist auch schon wieder fast 70 Jahre her.
Ab dem kommenden Jahr soll dort aber viel entstehen: ein Mehrgenerationen-Areal mit Kita, Tagespflege, Demenz-WG und Wohnungen auch für junge Familien und Paare. Das Konzept wurde beim Tag des offenen Denkmals auch an einem 3-D-Modell erklärt. Themen waren dabei auch zukunftsweisende Energiekonzepte, die in der neuen schönen Ortsmitte zum Einsatz kommen sollen.
Modenschau und Duell-Geschichte bei Altensteig
Der parkähnlichen Garten beim ehemaligen Jagdhaus auf der Warterhöhe bei Altensteig im Kreis Calw öffnete nur am Tag des offenen Denkmals seine Türen. Uwe Kußmaul, der Urenkel des Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden, erzählte, warum sein Großvater in einer Köhlerfamilie aufwuchs. Das hat mit einem Duell zu tun, bei dem der Urgroßvater den Tod fand.
Im Garten auf der Warterhöhe gibt es neben Büsten des frühverstorbenen Prinzen viele weitere Denkmale. Außerdem fand dort am Sonntag eine Art Modenschau statt: Puppen, die im Garten verteilt standen, präsentierten Naturmode, gefertigt mit Stoffen aus Südtirol und Deutschland.
Vom Kasernen-Gebäude zur Zweigstelle der Tübinger Amtsgerichts
Unten eine Fahrzeughalle mit Patronenraum, oben Kleider- und Stiefelkammern. Das Gebäude in der Tübinger Schellingstraße, in dem heute das Amtsgericht eine Zweigstelle unterhält, war ursprünglich Teil eines Kasernengeländes. Militärisch, zweckmäßig, eher kalt in der Anmutung.
Die Architekten Maren Dannien und Simon Kirsch hatten die Aufgabe, alles zu erhalten, was der Denkmalschutz wollte und gleichzeitig ein zeitgemäßes, freundliches Verwaltungsgebäude zu errichten. Wie sie dabei vorgegangen sind, erklärte Simon Kirsch bei einer Führung am Tag des offenen Denkmals.
Alte Apotheke in Trochtelfingen
Die historische Einrichtung der Alten Apotheke in Trochtelfingen im Kreis Reutlingen lässt sich fast jederzeit besichtigen. Schließlich kann man dort heutzutage auch Antiquitäten kaufen. Die Privaträume der Apothekerfamilie von vor über 100 Jahren, laut heutigem Besitzer fast originalgetreu wiederhergestellt, konnten aber nur am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden.
Orgelbär für Kinder in Nagold
"Wie viele Orgeln hast Du eigentlich", hat "Petzi der Orgelbär" den Kantor in der Nagolder Johanneskirche am Sonntag fragt. Petzi ist ein Teddybär, in der Hand und mit der Stimme der Kantorin. Kinder fanden es vielleicht weniger spannend, dass die Johanneskirche vor 150 Jahren als Idealkirche der Eisenacher Bewegung galt, aber die frechen Fragen Petzis konnten ihr Interesse an dem Denkmal wecken.
Viele Führungen in Hechingen und Umgebung
In Hechingen im Zollernalbkreis konnte am 10. September unter anderem die Fürstengruft unter der Stifts- und Stadtpfarrkirche St. Jakobus besuchen werden. Sie ist die Ruhestätte des letzten Hechinger Fürstenpaares. Die Kirche und Klosterruine St. Johannes der Täufer in Hechingen-Stetten ist auch eine ehemalige Grablege der Zollerngrafen und –fürsten.
Die Führungen dort umfassten die ehemalige Klosterkirche, die Johanneskapelle mit Reliquien, den Klostergarten und den Klosterkeller. Bei schönem Wetter gab es Kaffee, Kuchen und Getränke im schönen Klostergarten. Und im Hohenzollerischen Landesmuseum erklärte Stadtführer Michael Hakenmüller anhand einer raumgroßen historischen Darstellung die Geschichte der Stadt und Region.
Den Tag des offenen Denkmals gibt es seit 30 Jahren. Organisiert wird er von der Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bundesweit nehmen jedes Jahr 2.000 Städte und Gemeinden teil - mit rund 6.000 Orten und Dingen, die man besichtigen kann. Allein in Baden-Württemberg sind fast 700 Städte und Gemeinden beteiligt.