Landratsamt und Gemeinde uneins

War es ein Biber? Dubiose Straßenschäden in Stetten am kalten Markt

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Autor/in
Nathalie Waldenspuhl
Nathalie Waldenspuhl ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Wegen starker Risse und Hangrutsch ist eine Straße im Schmeiental gesperrt. Ob ein Biber dafür verantwortlich ist? Die Ansichten der Behörden gehen auseinander.

Das Landratsamt Sigmaringen widerspricht der Gemeinde Stetten am kalten Markt und sagt, man könne nicht bestätigen, dass ein Biber die Straße im Schmeiental zerstört hat. Tiefbauamt und Biberbeauftragter von vor Ort sehen das aber anders: Dass die Straße solche Schäden hat, können sie sich nur mit einem Biber erklären. Der habe in den Abhang unterhalb der Straße eine Höhle gegraben. Und die habe zu den Straßenschäden geführt. Deshalb musste der Gemeindeverbindungsweg zwischen dem Stettener Teilort Storzingen und dem Sigmaringer Ortsteil Oberschmeien (beide Kreis Sigmaringen) gesperrt werden - schon im Oktober.

Stetten am kalten Markt: Es war ein Biber

"Es ist ganz klar, dass hier ein Biber gelebt hat", sagt der Stettener Tiefbauamtsleiter Markus Spende. Die betroffene Straße läuft parallel zum Fluss Schmeie und liegt ganz nah am Wasser. An mehreren Uferstellen sieht man abgenagte Baumstämme. Außerdem hätte man im Hang unter der gesperrten Straße Löcher gesehen, die laut ihm ein Biber gegraben haben muss.

Das deutlichste Indiz sei aber der Biberdamm. Den hat Spende direkt im Oktober auf Höhe der kaputten Straße im Fluss gesichtet und den zuständigen Biberbeauftragten verständigt. Auch dem war gleich klar: Hier war ein Biber am Werk. Ein Mitarbeiter soll sogar vom Biber angegriffen worden sein, als er den Damm im Auftrag der Gemeinde zurückgebaut hat, so Spende.

Fluss Schmeie bei Stetten am kalten Markt im Kreis Sigmaringen: Ein Biber hat dort einen Damm gebaut. Der Biber könnte für den Straßenschäden verantwortlich sein. Das Landratsamt meint aber: nein.
Diesen Damm hat der Biber auf Höhe der zerstörten Straße gebaut. Die Gemeinde hat ihn im vergangenen Jahr zurückgebaut, damit der Biber weiterzieht.

Um das vermeintliche Biber-Problem zu lösen, hat die Gemeinde beim Regierungspräsidium Tübingen eine sogenannte Vergrämung beantragt. Bei einer Vergrämung wird eine Stelle, an der sich der Biber niedergelassen hat, für ihn so unattraktiv gemacht, dass er sich eine neue Bleibe sucht. Am vergangenen Montag der Vollzug: Bauarbeiter haben Teile des Hangs, in dem der Biber wohl seine Höhle gebaut haben muss, mit einem Bagger aufgegraben.

Landratsamt: Kein Biber festgestellt

Jetzt sagt das Landratsamt aber, dass man bei der Aufgrabung am Montag nichts vom Biber gesehen habe. Man habe keine Gänge und auch keine Biberburg gefunden, so eine Sprecherin gegenüber dem SWR. Was der Grund für die enormen Schäden an der Straße sein könnte, wisse man nicht.

Das stößt bei der Gemeinde Stetten am kalten Markt auf Unverständnis. "Die Ergebnisse haben uns sehr verwundert", so Bürgermeister Maik Lehn. "Im Vorfeld haben die Indizien eindeutig für einen Biber gesprochen." Bei der Vergrämung seien schließlich nur einzelne Stellen aufgegraben worden. Wie es unter der ganzen Straße aussieht, kann man deswegen laut Bürgermeister noch nicht sagen.

Straßensanierung kostet viel Geld

Ob es der Biber war oder nicht, am Ende muss die Straße trotzdem saniert werden. Und das wird teuer, auch weil der Hang abgesichert werden muss. Im Moment rechnet die Gemeinde mit Kosten von rund 200.000 Euro. Die muss sie auf alle Fälle selbst tragen - ob mit oder ohne Biber.

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