Der denkmalgeschützte Schlachthof in Rottenburg (Kreis Tübingen) ist sanierungsbedürftig. Mindestens sieben Millionen Euro könnte es kosten, ihn in Stand zu setzen, so eine Schätzung der Stadtverwaltung aus dem Jahr 2022. Stadtverwaltung und Gemeinderat wollten den Schlachthof deshalb schließen und sich am Gärtringer Schlachthof (Kreis Böblingen) beteiligen. Doch die Rottenburger stimmten vor eineinhalb Jahren in einem Bürgerentscheid für den Erhalt ihres Schlachthofs. Droht jetzt trotzdem die Schließung?
Gravierende Mängel im Schlachthof Rottenburg
Die Stadt wird ihrer Aufgabe, den Schlachthof zu erhalten, nicht gerecht, findet die Bürgerinitiative "Für den Erhalt des Schlachthofs Rottenburg". Der Grund: Im Dezember hat das Landratsamt eine lange Liste mit Mängeln zusammengestellt. Im Gebäude gibt es unter anderem Löcher in einer Decke und Wandfliesen sind kaputt. Der Dachstuhl müsste repariert werden und auch im Hof vor dem Gebäude sind Löcher. Alles Probleme für Hygiene und Sicherheit. Bis Ende September müssen sie laut Landratsamt Tübingen behoben sein, sonst drohen Zwangsgelder und mittelfristig eventuell die Schließung.
Bürgerinitiative: Stadt tut zu wenig für Erhalt des Schlachthofs
Die Mängel muss zum Teil der Betreiber des Schlachthofs beheben, zum Teil die Stadt als Vermieterin. Die Stadt wisse von den Mängeln, tue aber nichts, so der Vorwurf der Bürgerinitiative. Dabei habe die Stadt durch den Bürgerentscheid einen klaren politischen Auftrag, findet der Sprecher der Initiative, Klaus Weber, der auch im Gemeinderat sitzt: "Da muss man sich nicht wundern, wenn die Menschen kein Vertrauen mehr in die Politik haben".
Streitpunkt: Der löchrige Hof
Streitpunkt ist derzeit der Hof vor dem Gebäude. Er hat Löcher und Unebenheiten und kann deshalb nicht gründlich gereinigt werden. Das ist ein Hygieneproblem. Die Stadt ist der Meinung, dass nicht sie die Sanierung des Hofes zahlen müsse, sondern der Schlachthofbetreiber. Es gehe schließlich darum, den Schlachthof so herzurichten, dass er desinfiziert werden kann. Das sei keine normale Hofsanierung eines Vermieters, sondern eine schlachthofspezifische Anforderung, für die der Betreiber zuständig sei.
Die Bürgerinitiative hält dagegen: In einem Schreiben von 2018 habe die Stadt klar gesagt, dass sie für den Hof zuständig sei. Die Kehrtwende sei erst jüngst gekommen.
Sanierungskonzept für Schlachthof Rottenburg erst im September
Eigentlich wollte der Rottenburger Gemeinderat vor den Sommerferien über mögliche Sanierungskonzepte für den maroden Schlachthof sprechen. Doch das zuständige Planungsbüro liefert die Konzepte erst nach den Ferien. Auch über eine provisorische Sanierung des Hofes wird erst nach den Sommerferien im Gemeinderat gesprochen. Die Frist des Landratsamtes Tübingen, wonach der Hof bis Ende September ausgebessert sein muss, ist wohl nicht zu halten.
Das Landratsamt hat aber signalisiert, dass es die gesetzte Frist für die Beseitigung der Mängel möglicherweise noch einmal verlängern wird, wenn klar erkennbar sei, dass es den politischen Willen zur Sanierung gebe.