Wenn der Hof vor dem Rottenburger Schlachthof (Kreis Tübingen) nicht bis Ende September 2024 saniert wird, drohen Zwangsgelder oder die Schließung.

Bürger wollen Erhalt - trotzdem droht Schließung

Schlachthof Rottenburg vor dem Aus?

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Ulrike Mix

In einem Bürgerentscheid haben die Rottenburger dafür gestimmt, den örtlichen Schlachthof zu erhalten. Dem Betrieb droht trotzdem die Schließung wegen gravierender Hygienemängel.

Der denkmalgeschützte Schlachthof in Rottenburg (Kreis Tübingen) ist sanierungsbedürftig. Mindestens sieben Millionen Euro könnte es kosten, ihn in Stand zu setzen, so eine Schätzung der Stadtverwaltung aus dem Jahr 2022. Stadtverwaltung und Gemeinderat wollten den Schlachthof deshalb schließen und sich am Gärtringer Schlachthof (Kreis Böblingen) beteiligen. Doch die Rottenburger stimmten vor eineinhalb Jahren in einem Bürgerentscheid für den Erhalt ihres Schlachthofs. Droht jetzt trotzdem die Schließung?

Gravierende Mängel im Schlachthof Rottenburg

Die Stadt wird ihrer Aufgabe, den Schlachthof zu erhalten, nicht gerecht, findet die Bürgerinitiative "Für den Erhalt des Schlachthofs Rottenburg". Der Grund: Im Dezember hat das Landratsamt eine lange Liste mit Mängeln zusammengestellt. Im Gebäude gibt es unter anderem Löcher in einer Decke und Wandfliesen sind kaputt. Der Dachstuhl müsste repariert werden und auch im Hof vor dem Gebäude sind Löcher. Alles Probleme für Hygiene und Sicherheit. Bis Ende September müssen sie laut Landratsamt Tübingen behoben sein, sonst drohen Zwangsgelder und mittelfristig eventuell die Schließung.

Im Rottenburger Schlachthof (Kreis Tübingen) gibt es Mängel.
Im Rottenburger Schlachthof (Kreis Tübingen) sind die Mängel offensichtlich.

Bürgerinitiative: Stadt tut zu wenig für Erhalt des Schlachthofs

Die Mängel muss zum Teil der Betreiber des Schlachthofs beheben, zum Teil die Stadt als Vermieterin. Die Stadt wisse von den Mängeln, tue aber nichts, so der Vorwurf der Bürgerinitiative. Dabei habe die Stadt durch den Bürgerentscheid einen klaren politischen Auftrag, findet der Sprecher der Initiative, Klaus Weber, der auch im Gemeinderat sitzt: "Da muss man sich nicht wundern, wenn die Menschen kein Vertrauen mehr in die Politik haben".

Klaus Weber, Sprecher der Bürgerinitiative für den Erhalt des Schlachthofs Rottenburg, und Betreiber Marko Helle vor dem denkmalgeschützen Schlachthofgebäude.
Klaus Weber, Sprecher der Bürgerinitiative für den Erhalt des Schlachthofs Rottenburg, und Betreiber Marko Helle vor dem denkmalgeschützen Schlachthofgebäude.

Streitpunkt: Der löchrige Hof

Streitpunkt ist derzeit der Hof vor dem Gebäude. Er hat Löcher und Unebenheiten und kann deshalb nicht gründlich gereinigt werden. Das ist ein Hygieneproblem. Die Stadt ist der Meinung, dass nicht sie die Sanierung des Hofes zahlen müsse, sondern der Schlachthofbetreiber. Es gehe schließlich darum, den Schlachthof so herzurichten, dass er desinfiziert werden kann. Das sei keine normale Hofsanierung eines Vermieters, sondern eine schlachthofspezifische Anforderung, für die der Betreiber zuständig sei.

Die Bürgerinitiative hält dagegen: In einem Schreiben von 2018 habe die Stadt klar gesagt, dass sie für den Hof zuständig sei. Die Kehrtwende sei erst jüngst gekommen.

Mit einem Meterstab wird die Größe eines Lochs im Boden des Rottenburger Schlachthofes veranschaulicht
Im Hof des Rottenburger Schlachthofs (Kreis Tübingen) klaffen Löcher. Das Landratsamt Tübingen fordert die Sanierung bis Ende September.

Sanierungskonzept für Schlachthof Rottenburg erst im September

Eigentlich wollte der Rottenburger Gemeinderat vor den Sommerferien über mögliche Sanierungskonzepte für den maroden Schlachthof abstimmen. Doch das zuständige Planungsbüro liefert die Konzepte erst nach den Ferien. Deshalb stehen der Hof und die umfassenden Sanierungskonzepte erst im September auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Zu knapp, um den Hof binnen der gesetzten Frist in Stand zu setzen.

Das Landratsamt Tübingen hat aber signalisiert, dass es die gesetzte Frist für die Beseitigung der Mängel möglicherweise noch einmal verlängern wird, wenn klar erkennbar sei, dass es den politischen Willen zur Sanierung gebe.

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