Am Landgericht Tübingen hat am Donnerstag der Prozess gegen einen 21-jährigen Mann aus Bodelshausen (Kreis Tübingen) begonnen. Er soll im Juni des vergangenen Jahres seine ehemalige Lebensgefährtin in ihrer Wohnung in Mössingen erschlagen haben. Am ersten Verhandlungstag sagte die Mutter der getöteten Frau aus. Sie war zwei Tage nach der Tat in die Wohnung ihrer Tochter gefahren.
Dort habe sie zunächst ihre Enkelin gehört. Sie sei voller Exkremente und durstig gewesen. Das kleine Mädchen, ein Jahr alt, habe allein mit seiner toten Mutter in der Wohnung ausgeharrt. Dann, im Wohnzimmer, fand die Zeugin ihre Tochter – tot vor dem Sofa. Immer wieder verliert die Frau im Zeugenstand die Fassung und schluchzt.
Handynachricht kam nicht mehr an
Das Opfer war an einem Samstag im Juni mit ihrer kleinen Tochter und ihrem Freund, dem Angeklagten, nach einer Feier zu sich nach Hause gefahren. So erzählte es die Mutter der getöteten Frau vor Gericht. Sie hätten sich an dem Abend noch ein paar Mal geschrieben, doch dann sei ihre letzte Nachricht nicht mehr bei ihrer Tochter angekommen. Erstmal habe sie sich keine Sorgen gemacht, denn das Handy ihrer Tochter sei öfter kaputt gewesen. Zwei Tage später aber, am Montag, sei immer noch keine Antwort gekommen. Am Nachmittag seien sie und ihr Mann dann zur Wohnung gefahren.
Drastische Gewalt
In der Wohnung hätten viele Gegenstände herumgelegen, ein Tisch sei umgekippt worden, die junge Mutter habe fast nackt und stark verletzt vor dem Sofa gelegen, erzählt auch ein Polizeibeamter als Zeuge. Die Anwohner hätten von polternden Geräuschen berichtet. Offenbar habe es in der Wohnung Streit gegeben. Das Ausmaß der Gewalt bei diesem Fall sei ungewöhnlich, so der Polizist. Vor Gericht wurden Fotos des Tatorts gezeigt.
Viele Verletzungen - Todesursache unklar
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Verletzungen sei nicht sicher, woran die Frau letztlich gestorben ist, so der Staatsanwalt. Es seien beispielsweise Schnitte im Bereich des Oberkörpers und im Intimbereich sowie Schädelbrüche festgestellt worden. Als Tatwaffe sei wohl unter anderem ein Wasserkocher genutzt worden. Die gemeinsame Tochter soll der junge Mann in der Wohnung mit der toten Mutter zurückgelassen haben. Dem 21-Jährigen wird deshalb neben Totschlag auch schwere Aussetzung vorgeworfen.
Angeklagter sagt nichts
Der 21-jährige Beschuldigte hielt während dem Prozess den Blick meist gesenkt und sagte nichts. Als die Fotos gezeigt wurden, schaute er ein paar Mal kurz zum Bildschirm hoch. Einige Minuten später musste der Prozess unterbrochen werden. Dem Angeklagten sei übel, so der Verteidiger.
In der Beziehung des Paares hat es laut der Mutter öfter Streit gegeben. Während der Schwangerschaft der Frau habe es sogar einen Kontaktabbruch gegeben, doch später seien sie wieder zusammengekommen. Der Angeklagte habe seine Partnerin auch damals schon geschlagen. Die kleine Tochter lebt mittlerweile bei der Mutter des Opfers und ihrem Mann. Sie hätten nun das Sorgerecht, sagte die Mutter.
13 Zeugen werden gehört
Dem Angeklagten drohen fünf bis 15 Jahre Haft. Insgesamt werden etwa 13 Zeuginnen und Zeugen gehört. Ein Urteil wird Ende Februar erwartet.
Der Tod der 22-Jährigen hat die Menschen in Mössingen und Umgebung bewegt. Eine Reutlinger Narrenzunft, bei der die junge Frau Mitglied gewesen war, sammelte innerhalb weniger Tage 20.000 Euro für die Familie.
Hohe Spendenbereitschaft im Fall der getöteten Mutter Narrenzunft Reutlingen hat inzwischen über 20.000 Euro gesammelt
Die Reutlinger Narrenzunft "Dämonen-Hexa" hat im Internet einen Spendenaufruf für die getötete Mössingerin gestartet. Das Spendenziel in Höhe von 20.000 Euro ist nun überschritten.
Außerdem sollte ihr mit dem Geld eine Bestattung in ihrer Heimat Thailand ermöglicht werden. Die Narrenzunft beschrieb die Mössingerin damals als aufgeweckte und starke junge Frau.