Obstbauern im Kreis Tübingen befürchten für dieses Jahr eine schwache Apfelernte. Als Gründe nennen sie das Wetter, das dieses Jahr lange nicht optimal war. Erst die derzeitigen spätsommerlichen Tage mit viel Sonne und kalten Nächten tut dem Obst gut.
"Richtig mieses Blühwetter" für Äpfel im Kreis Tübingen
"Dieses Jahr war richtig mieses Blühwetter," sagt etwa Holger Schell vom Obstgut Bläsiberg in Tübingen. Als Grund nennt er den späten Frost im April. Der herrschte noch bis kurz vor der Blütezeit und war damit alles andere als optimal - so wie das schlechte Wetter während der Blüte. Das hänge mit der Klimakrise zusammen.
Temperaturen von null Grad und kälter verursachen an den Blüten großen Schaden. Das sieht der Obst- und Gemüsehändler besonders an den Äpfeln, die er selbst anbaut. Je nach Sorte sind die Bäume teilweise fast leer, andere dagegen hängen voll. So haben beispielsweise die Sorten Elstar und Boskoop dieses Jahr Probleme. Gala-Äpfel hingegen gibt es beim Obstgut Bläsiberg reichlich. In dieser Situation ist er froh, dass er viele Bäume und verschiedene Apfel-Sorten hat. Wenn bei seinen über 30.000 Bäumen einige wenig tragen, können andere das ausgleichen. Dennoch erwartet Schell im besten Fall noch eine durchschnittliche Ernte.
Viele faule und rissige Äpfel in Mössingen
Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Mössingen im Kreis Tübingen, Hans Wener, erwartet eine schlechte Ernte: Er macht dafür den häufigen und langen Regen verantwortlich. Doch auch der viele Regen im August belastete die Äpfel. Sie nahmen so teilweise zu viel Wasser auf und bekamen Risse oder wurden faulig. Anfang September sei das Wetter dagegen bisher perfekt - mit warmen Tagen und kalten Nächten.
Fallobst nicht am Baum lagern
Was bislang von den Bäumen heruntergefallen ist, sei von minderer Qualität, so Wener. Wer auf eigenen Wiesen schlechtes und verfaultes Fallobst aufsammelt, sollte das keinesfalls am Baumstamm aufschichten und lagern. Das belaste den Baum. Stattdessen könne man es beispielsweise zu Sammelstellen bringen. Wener selbst erntet derzeit kein Obst - stattdessen Holz, das bei den vergangenen Stürmen abgebrochen wurde.
Auch hohe Bäume entwurzelt Sturmschäden: Wald- und Wiesenbesitzer müssen jetzt aufräumen
In den Wäldern und auf den Wiesen hat das Unwetter vor einer Woche viele Schäden angerichtet, zum Beispiel in Mössingen. Jetzt muss das Sturmholz weg, weil es sonst gefährlich werden könnte.
Statistisches Landesamt mit schwacher Prognose für Äpfel
Das Statistische Landesamt hat für Äpfel in Baden-Württemberg 18 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr prognostiziert. Verglichen mit dem Durchschnitt aus den letzten sechs Jahren könnte das Minus bei 12 Prozent liegen. Als Gründe für den Rückgang nennt das Amt Frost, Hagel, Unwetter, Trockenheit und Hitze. Pflaumen und Zwetschgen gab es dagegen ähnlich viele wie in den vergangenen Jahren.