Eine knusprige Martinsgans oder doch eine vegane Alternative?

In Remmingsheim werden Martinsgänse geschlachtet - Tierrechtler protestieren

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Autor/in
Mia Zundel
Mia Zundel ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Am Martinstag werden viele Gänse gegessen. Auf dem Geflügelhof Maier in Remmingsheim halten Tierrechtler am 11.11. eine Mahnwache, um auf das Leid der Gänse aufmerksam zu machen.

Tierrechts-Organisationen aus der Region haben auf dem Geflügelhof Maier in Neustetten-Remmingsheim (Kreis Tübingen) demonstriert, um auf das Leid von Martinsgänsen aufmerksam zu machen. Ob der kurze Genuss eines leckeren Bratens das ganze Leben einer Gans wert ist, das bezweifeln sie.

Tierschützerinnen protestieren mit Bannern und Plakaten vor dem Geflügelhof Maier in Remmingsheim-Neustetten
Tierschützerinnen protestieren vor dem Geflügelhof Maier in Remmingsheim-Neustetten

Mahnwache für Martinsgänse in Neustetten

Der Remmingsheimer Schweine- und Geflügelhof Maier zieht jedes Jahr rund 1.000 Gänse auf. Ein Drittel davon wird für den Martinstag geschlachtet, der Rest dann zu Weihnachten. Um 9 Uhr morgens haben Mitglieder der Organisationen "Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.", "Rottenburg Animal Save", "Act for Animals" und vom "PETA Streetteam Tübingen" eine Mahnwache für die Gänse des Maierhofs abgehalten. Mit Bannern und Kerzen standen sie vor den Feldern des Hofs, im Hintergrund war das Schnattern der Gänse im Stall zu hören.

Mahnwache mit Blumen und Kerzen für die Gänse vor dem Geflügelhof Maier in Remmingsheim-Neustetten
Mahnwache vor dem Geflügelhof Maier in Remmingsheim-Neustetten

Kein Tier soll für den Heiligen Martin sterben

Das Motto der Tierschützer: "Traditionen tierleidfrei zelebrieren". Dass Tiere leiden oder sterben müssen, damit es zum Sankt Martin einen Gänsebraten geben kann, das finden sie falsch. Lebewesen schlachten sei nichts Versöhnliches, findet Marco Colicchio, Mitglied von "Menschen für Tierrechte" und "Rottenburg Animal Save". Um den heiligen Martin zu feiern, müsse kein Tier sterben.

Man verkauft dem Kunden ein gutes Gewissen mit Worten wie Regionalität, Tierwohl und kurzen Transportwegen, aber ausgebeutet werden die Tiere trotzdem. Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren - nur von toten.

Passanten reagieren mit Unverständnis

Während der Mahnwache kamen mehrere Autos und Fußgänger an den Aktivisten vorbei. Manche riefen aus den Fenstern heraus "ihr seid so blöd", ein anderer Autofahrer zeigt einen erhobenen Daumen. Eine Fußgängerin suchte das Gespräch mit den Aktivistinnen und äußerte ihr Unverständnis für die Aktion, wo doch der Maierhof ein Vorzeigebetrieb sei.

Für viele Menschen hat das Martinsgans-Essen eine lange Tradition.

Gegenaktion vor dem Hofladen in Remmingsheim

Eine zweite Aktion starteten die Tierrechtler vor dem Hofladen des Remmingsheimer Schweine - und Geflügelhofs. Hier verkauft der Betrieb die eigenen Fleisch - und Wurstwaren, aber auch Obst, Gemüse, Blumen und weitere regionale Produkte. Auch hier positionierten sich die Demonstrierenden mit Bannern und Plakaten. Inzwischen waren sie aber nicht mehr die einzigen, die protestierten. Als spontane Gegenaktion versammelten sich ein paar Stammkunden des Hofladens, um für den Maierhof einzustehen.

Gegenaktion zu den Protesten zur Martini-Tradition der Kundschaft mit Transparent vor dem Hofladen des Schwein- und Geflügelhos Maier
Gegenaktion vor dem Remmingsheimer Hofladen: "Wir lieben Maiers Gänse"

Der Maierhof steht für Regionalität und Freilandhaltung

Die Menschen, die sich versammelt haben, finden den Protest der Tierrechtler unfair und unberechtigt. Sie kaufen extra im Hofladen ein, weil sie sich sicher sind, dass es den Tieren auf dem Maierhof gut geht. Auch Markus Maier, Landwirtschaftsmeister und Betriebsleiter des Hofs würde sich wünschen, dass die Tierrechtler auf einem öffentlichen Platz demonstrieren, statt vor seinem Hof.

Die Gänse auf dem Maierhof kommen im Mai als Küken in den Betrieb. Sobald sie zwei Wochen alt sind, dürfen sie jeden Tag nach draußen und bekommen Futter, das der Hof selbst anbaut. Das Problem: Die Menschen wünschen sich ein schönes Leben für die Tiere, aber das habe eben auch seinen Preis, so Maier. Je nach Gewicht ist man da bei einer Martinsgans bei 100 Euro.

Proteste stören den Landwirt

Landwirt Maier ist besorgt. Er sagt, den deutschen Landwirten werde die Arbeit immer schwerer gemacht. Die Haltung der Tiere werde immer teurer und die Kunden würden dann vielleicht auf billigeres Fleisch aus dem Ausland zurückgreifen. Die Proteste stören ihn. Diskutieren will der Landwirt mit den Aktivisten aber nicht. Er habe gemerkt, dass das nichts bringe, meint er.

Den Tierrechtlern ist klar, dass es Betriebe gibt, bei denen es den Tieren viel schlechter geht. Sie wollten aber dennoch darauf aufmerksam machen, dass kein Tier als Nahrungsmittel geschlachtet werden solle, egal wie glücklich es aufgezogen wurde.

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