- St. Martin: Wer war das eigentlich?
- St. Martin und seine Spuren in Rheinland-Pfalz
- Warum gibt es Laternenumzüge und Martinsfeuer?
- Was hat es mit dem Martinssingen auf sich?
- Warum essen wir Martinsgans oder Martinsgebäck?
St. Martin: Wer war das eigentlich?
Um Martin ranken sich mehrere Legenden, aber er hat wirklich gelebt. Er soll im Jahr 316/17 im heutigen Ungarn geboren worden und in Italien aufgewachsen sein. Mit 15 Jahren wurde er Soldat bei einer römischen Reiterabteilung in Gallien. 334 oder 338 soll dann das passiert sein, was heute als Sinnbild für Nächstenliebe steht und Kindern erzählt wird, um ihnen das Teilen näher zu bringen. Vor dem Stadttor von Amiens trifft Martin einen frierenden Bettler und gibt ihm einen Teil seines Mantels. Anschließend träumt Martin von Jesus, der sagt: "Was du dem Bettler gegeben hast, hast du mir gegeben."
Daraufhin lässt Martin sich taufen und später auch zum Priester weihen. 371 stirbt der Bischof von Tours und die Menschen wollen Martin als neuen Bischof. Hier beginnt eine weitere Legende: Martin soll das Bischofsamt nicht gewollt haben und sich deshalb im Gänsestall versteckt haben. Weil die Gänse aber so laut schnatterten, wurde er gefunden und letztlich doch zum Bischof geweiht.
Am 8. November 397 starb Martin. Er wurde am 11. November beerdigt und deswegen wird der Martinstag bis heute an diesem Datum gefeiert.
St. Martin und seine Spuren in Rheinland-Pfalz
Im ganzen Land - vor allem im Raum Trier - gibt es Kirchen, die nach dem heiligen St. Martin benannt sind. Eine davon steht in Worms und dahinter steckt eine Geschichte, die direkt mit Martins Leben zusammenhängt. Martin soll, nachdem er getauft war, aus dem Militärdienst ausgetreten sein, weil Christ- und Soldat-Sein für ihn nicht zusammenpasste. Das soll 356 bei einem Feldzug gegen die Germanen in der Nähe von Worms passiert sein. Danach habe man Martin in den Kerker geworfen und der soll an der Stelle gewesen sein, wo heute die Martinskirche in Worms steht.
Außerdem gibt es sogar eine Ortsgemeinde im Landkreis Südliche Weinstraße, die St. Martin heißt. Er ist der Schutzpatron des Ortes. Deshalb gibt es dort auch immer das Martinus Weinfest, das die Weinfestsaison in der Pfalz beschließt. Es hat am Freitag begonnen und läuft bis Sonntag.
Warum gibt es am Martinstag Laternenumzüge und Martinsfeuer?
Es gibt verschiedene Theorien, weshalb Kinder mit Laternen durch die Straßen ziehen und Martinsfeuer angezündet werden:
- Lichterprozessionen an sich sind im Christentum nicht unbekannt. Ein Erklärungsansatz bezieht sich auf die Überlieferung, dass der Leichnam von Martin mit einer großen Lichterprozession nach Tours gebracht wurde. Als Erinnerung daran seien dann Lichter und Laternen am Gedenktag des Heiligen angezündet worden.
- Eine andere Erklärung bezieht sich auf den Bibeltext, der früher am 11. November vorgelesen wurde. Das Evangelium vom Licht unter dem Scheffel (Lk 11,33) besagt, dass der Glaube nicht versteckt, sondern wie ein helles Licht in die Welt getragen werden soll. Eine ähnliche Variante bezieht sich auf die Martinsgeschichte: Mit seiner guten Tat hat Martin Licht in die Dunkelheit gebracht.
- Außerdem fällt der Martinstag mit dem Abschluss des Erntejahres zusammen. Früher wurden im November häufig Feuer auf den abgeernteten Feldern angezündet, um für die Ernte zu danken und sich symbolisch vom Erntejahr zu verabschieden. Kinder haben sich dann häufig Laternen aus Rüben oder Kürbissen gebastelt.
Was hat es mit dem Martinssingen auf sich?
Beim Martinssingen gehen Kinder mit Laternen von Haus zu Haus und singen traditionelle Martinslieder. Dafür bekommen sie dann Süßigkeiten Obst oder Gebäck. Der Brauch ist vor allem in katholischen Regionen wie dem Rheinland verbreitet. Auch beim Martinssingen gibt es vermutlich einen Zusammenhang mit dem Abschluss des Erntejahres, was vor allem am Datum des Martinstags liegt. Am 10. November wurden Arbeiter und Angestellte entlassen, da am 11. November das bäuerliche Wirtschaftsjahr endete. Die Menschen mussten dann ohne Verdienst über den Winter kommen. Um ihren Eltern zu helfen, zogen die Kinder damals von Hof zu Hof, sangen Lieder und baten um Vorräte für den Winter.
Warum essen wir Martinsgans oder Martinsgebäck?
Ein sehr bekanntes Martinsgebäck sind die sogenannten Weckmänner aus Hefeteig, häufig mit einer Pfeife. Auch für diese Bräuche gibt es mehrere Erklärungsansätze:
- Früher wurde auch vor Weihnachten gefastet. Der 11. November markierte den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten. Also nutzten die Menschen die Gelegenheit und gönnten sich nochmal was: Zum Beispiel einen Gänsebraten oder ein süßes Gebäck, ähnlich zum Aschermittwoch.
- Daneben war der 11. November auch der Tag, an dem die Steuern oder Lehnsabgaben fällig wurden. Die Schulden wurden oft auch mit Naturalien beglichen. Dazu gehörten auch Gänse, die zu dieser Zeit im Jahr schlachtreif sind.
- Zwei Varianten beziehen sich auch direkt auf die Legenden rund um Martin. Zum einen hatten die Gänse ihn verraten, als er sich verstecken wollte, um nicht Bischof von Tours zu werden. Zum anderen sollen Gänsen einmal eine seiner Predigten gestört haben und deshalb anschließend im Kochtopf gelandet sein.