SWR1 Sonntagmorgen

Weihnachten - keiner sollte einsam sein!

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Autor/in
Utku Pazarkaya
Porträt Utku Pazarkaya

Bei Weihnachten denken die meisten Menschen an ein Fest mit der Familie. Manche Menschen aber sind einsam. Doch es gibt Strategien gegen die Einsamkeit.

"Darf ich fragen, was Sie an Weihnachten machen?", fragt Tammie Angelov am Seniorentelefon Dreiklang. Sie arbeitet für die ambulante Altenhilfe der Evangelischen Gesellschaft. Ein älterer Herr am anderen Ende der Leitung erzählt: "Ich weiß nicht, was ich an Weihnachten mache. Wissen Sie, wenn der Mensch alleine ist, dann kann man nicht viel machen. Ich gehe vielleicht spazieren, aber sonst nichts."

Das Seniorentelefon Dreiklang richtet sich an ältere Menschen, die sich einsam fühlen und denen es schwerfällt, andere Begegnungsmöglichkeiten zu nutzen. Mehr als jede fünfte Seniorin und jeder fünfte Senior ab 75 Jahren in Deutschland fühlt sich häufig oder zumindest hin und wieder einsam. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen, so eine aktuelle Studie der Universität zu Lübeck.

Gespräche entlasten die Seele

Die Erinnerungen an vergangene Weihnachten mit der Familie , das bedrückt viele ältere Menschen, die ihre Lebenspartner verloren haben oder deren Angehörige nicht in der Nähe leben. "Es ist wichtig, dass wir diesen Menschen zuhören, man muss nicht immer Ratschläge geben. Manchmal brauchen die Menschen nur ein Ohr, um die Seele zu entlasten", berichtet Angelov.

Weihnachten nicht allein

Winter, graue Tage und Nieselregen - was liegt da näher, als sich zurückzuziehen? Keine guten Voraussetzungen für schöne Weihnachten. Experten raten stattdessen dazu frühzeitig einen Plan zu machen. "Das sollte man nicht dem Zufall überlassen", betont Psychologin Kristin Glockow gegenüber dem Evangelischen Pressedienst: "Ich sollte mir überlegen, was ich Schönes machen will." Dabei kommt es laut der Gesundheitspsychologin Sonia Lippke darauf an, selbst die Initiative zu ergreifen und zum Beispiel Verabredungen zu treffen.

Unternehmungen planen

In der Adventszeit und an den Feiertagen kann man allerlei unternehmen: Weihnachtskonzerte, Adventsmärkte oder einen festlichen Gottesdienst besuchen, der möglicherweise mit einem Kirchcafé endet, bei dem man ins Gespräch kommen kann. Viele Kirchengemeinden bieten zudem am 24. Dezember oder an den Weihnachtsfeiertagen einen Treffpunkt an.

Kontakte pflegen und sich in Erinnerung bringen

Weihnachten ist auch eine Gelegenheit Kontakte zu pflegen und aufzufrischen. Wer Weihnachtskarten schreibt, kann den Gruß dann gleich mit einer Einladung verbinden: "Wollen wir uns zwischen den Jahren oder im neuen Jahr mal wieder sehen?"

Ehrenamt

Freude kann auch ein Engagement im Ehrenamt bereiten, das mit Kontakten verbunden ist: in einer Tafel, einer Suppenküche, einer Kirchengemeinde. Man kann anderen einsamen Menschen Zeit schenken, etwa bei Besuchen im Altersheim oder im Krankenhaus. Aber auch in diesem Zusammenhang ist es wichtig, für Weihnachten rechtzeitig Verabredungen zu treffen und die Zeit zu planen.

Ein Spieler setzt während einer Spielrunde des Spiels «Reversi» zweifarbige Spielsteine auf dem Spielfeld.
Gegen die Einsamkeit aktiv werden: Laden Sie zum Beispiel andere Menschen zu einem Spieleabend ein.
Ein Weihnachtsbaum steht in der Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose der Diakonie Hamburg.
Weihnachten alleine: Weihnachtliche Dekoration mit Kerzen, Lichterketten schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Auch Kekse backen, die passende Musik und ein leckeres Essen können für eine schöne Stimmung sorgen.

Angebote im Internet

Die Bundesregierung hat unter der Web-Adresse www.kompetenznetz-einsamkeit.de ein Portal mit vielen Informationen aufgebaut, das auch Angebote gegen Einsamkeit an den Feiertagen bietet.

"Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam (...) Ältere und jüngere Menschen sind am häufigsten betroffen, außerdem Menschen, die intensive Care-Arbeit leisten. Wir müssen uns der großen Herausforderung stellen, Einsamkeit gemeinsam anzugehen. Einsame Menschen nehmen seltener an Wahlen teil und engagieren sich weniger. So bleibt Einsamkeit ein drängendes Problem und schadet uns als Gesellschaft (...) Mit dem Einsamkeitsbarometer haben wir nun die nötigen Daten, um noch gezielter handeln zu können."

Tipps gegen Einsamkeit

Über gemeinsame Interessen trifft man schnell Gleichgesinnte - etwa bei Volkshochschulen, Sportvereinen oder Musikschulen. Im Einsamkeitsreport der Techniker Krankenkasse wurden Musik, Hörspiele und Podcasts von drei Viertel der Betroffenen als besonders hilfreich genannt, wenn gerade niemand ansprechbar sei. In einer Studie der Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann nannten junge Leute Sport und Bewegung als wirksamste Methode gegen Einsamkeit. Resignieren und eine Fassade aufsetzen - das benannten die Jugendlichen in der Studie dagegen als wenig wirksam. Auch eine sogenannte passive Lähmung, also hilfloses Abwarten, sorge eher noch für mehr Verzweiflung, warnt Psychologin Maike Luhmann. Wer sich in Gesprächen schnell unsicher fühlt, kann zum Beispiel in Kursen Techniken für den Smalltalk trainieren.

Wenn nichts klappt

"Es ist keine Schande, wenn ich mir sage: Diese Veränderung, das schaffe ich gerade nicht allein", betont Ehe- und Lebensberaterin Kristin Glockow. Dann könne es helfen, nach einem Buch zum Thema oder einer Selbsthilfegruppe Ausschau zu halten. "Oder wenn es mir schlecht geht, zum Hörer zu greifen und die Telefonseelsorge anzurufen." Ein weiterer Schritt könne die Anfrage bei einer Ehe- und Lebensberatung sein, mit dem Ziel, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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