Grundsteuer als Bau-Anreiz

Stadt Tübingen will für leerstehende Grundstücke kräftig kassieren

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Peter Binder
Peter Binder ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Die Stadt Tübingen hat ausgerechnet, wie viel neue Grundsteuer sie ab Januar verlangen will. Mehr einnehmen soll sie nicht. Aber für unbebaute Grundstücke wird es deutlich teurer.

Ab 1. Januar 2025 gelten überall in Deutschland neue Regeln für die Grundsteuer. In Baden-Württemberg richtet sie sich dann nur noch nach Größe und Wert des Grundstücks. Den Wert haben Gutachter im Auftrag der Städte und Gemeinden erhoben. Eigentümer mussten bei den Finanzämtern Grundsteuer-Erklärungen einreichen, die haben dann den sogenannten Messbetrag festgelegt.

Die Städte und Gemeinden legen dann selbst den Wert fest, den Hebesatz, mit dem dieser Messbetrag multipliziert wird. Vom Baden-Württembergischen Finanzministerium gab es dazu Empfehlungen, denn die Grundsteuer-Einnahmen der Kommunen sollen durch die neue Berechnung nicht steigen. Es sollen nur manche Eigentümer mehr und andere weniger bezahlen als zuvor, die Gesamtsumme soll gleich bleiben.

Eigentumswohnung günstiger als Einfamilienhaus

Eine Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus kostet dann, je nach Lage, deutlich weniger als ein alleinstehendes Haus mit großem Garten. Für dieses Haus könnte die Grundsteuer auf ein Mehrfaches steigen. Das soll sich so ausgleichen, dass die Stadt Tübingen im kommenden Jahr, genau wie jetzt, rund 21 Millionen Euro aus der Grundsteuer für betriebliche und private Grundstücke einnimmt. Dafür will sie den Hebesatz auf 270 Prozent festlegen, das wäre genau in der Mitte der vom Finanzamt errechneten Spanne. Bislang lag er bei 660 Prozent.

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Druck auf Besitzer von baureifen Grundstücken in Tübingen

Teurer wird es für die Eigentümer, wenn kein Haus auf ihrem Grundstück steht - aber eines gebaut werden könnte, weil die nötige Infrastruktur vorhanden ist. Dann zahlt der Besitzer künftig das Doppelte der normalen Grundsteuer, eventuell also ein Vielfaches dessen, was es ihn früher gekostet hat. Tübingen ist nicht die einzige Stadt in Baden-Württemberg, die auf diese Weise mit der Grundsteuer Wohnungs-Politik machen will. Wendlingen (Kreis Esslingen) und Merdingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) haben laut Stadtverwaltung Ähnliches vor.

800.000 Euro Grundsteuer-Einnahmen im Jahr errechnet sich die Stadt Tübingen von den rund 300 Objekten, auf denen ihrer Einschätzung nach gebaut werden könnte. Das Ziel der Stadtverwaltung ist dabei, Druck auf die Eigentümer auszuüben. Wer für ein brach liegendes Grundstück plötzlich 4.000 Euro statt wie bisher 300 Euro im Jahr zahlen müsse, überlege sich vielleicht, doch zu bauen, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos). Oder zu verkaufen, damit andere bauen könnten.

Die Köpfe hinter der Tübinger Umsetzung der neuen Grundsteuer - Stadtplanerin Claudia Dillmann, OB Boris Palmer (parteilos) und Leiterin der Abteilung Steuern Kristina Krasman
Stadtplanerin Claudia Dillmann, OB Boris Palmer (parteilos) und Leiterin der Abteilung Steuern Kristina Krasman bei der Vorstellung der Tübinger Pläne zur Grundsteuer

Mehr Wohnungen sollen in Tübingen entstehen

Tübingen brauche dringend mehr Wohnraum. Viele Bevölkerungsgruppen fänden keine geeigneten Wohnungen mehr in der Stadt. Für die Steuer auf leere Grundstücke gebe es keine gesetzlichen Vorgaben, sagt OB Palmer. Die Stadt könne die Steuer also weiter erhöhen, wenn sich herausstellen sollte, dass der Druck auf die Besitzer noch nicht ausreicht.

Den Hebesätzen, wie die Stadtverwaltung sie ausgerechnet hat, muss der Gemeinderat noch zustimmen. In der kommenden Woche soll der Verwaltungsausschuss darüber beraten.

Ein leeres Grundstück in einer Straße in Tübingen. OB Palmer hofft, die Besitzer solcher Grundstücke mit verdoppelter Grundsteuer zum Bauen oder Verkaufen zu bewegen
Leerstehende Baugrundstücke in Tübingen sollen künftig doppelt so viel Grundsteuer kosten wie bebaute. (Archivbild)

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