Die Reform war heftig umstritten

50 Jahre Kreis Sigmaringen

Stand

1973 gab es die große Kreisreform in Baden-Württemberg. Dabei entstand trotz Vorbehalte der Landkreis Sigmaringen. Heute erinnert eine Ausstellung in Meßkirch an die Querelen.

1973 wollte man alte Zöpfe abschneiden, so Sigmaringens Kreisarchivar Edwin Weber. Der Kreis Sigmaringen wurde aus badischen, hohenzollerischen und württembergischen Teilen zusammengesetzt. Da wollte man die alten napoleonischen Grenzen, die schon 170 Jahre alt waren, verwischen, so Weber. Eine hohenzollerische Kreishauptstadt sollte erhalten bleiben.

SWR-Reporter Bertram Schwarz berichtet über Auseinandersetzungen aufgrund der Kreisreform:

Kreis Saulgau wurde aufgelöst

Für den Landkreis Saulgau war die Reform besonders bitter. Der Kreis wurde aufgelöst und Sigmaringen zugeschlagen. Dagegen gab es Proteste, denn Saulgau büßte seinen Status als Kreisstadt ein. Mit Bürgerinitiativen kämpfte man um den Erhalt des Altkreises. Im neuen Kreis Sigmaringen blieb Saulgau aber größte Stadt.

Flugblatt zur Kreisreform im Kreis Sigmaringen aus der historischen Ausstellung im Schloss Meßkirch
Dieses Flugblatt ist in der Ausstellung zu sehen.

Gutenstein ist teilweise noch badisch

Aus sportlicher Sicht gab es auch kuriose Entwicklungen. Der frühere Sigmaringer Schulleiter Winfried Köpfer, gebürtiger Badener, saß 44 Jahre im Kreistag. Köpfer war zudem aktiver Tennisspieler und hat seine besonderen Momente entlang der alten Grenzen erlebt. Der Sigmaringer Stadtteil Gutenstein war badisch. Gutenstein gehört deshalb noch heute zum badischen Tennisbund. Sigmaringen jedoch gehört zum württembergischen Tennisbund. "Wir können nie in Gutenberg Tennis spielen, weil Württemberg und Baden getrennte Mannschaften haben, innerhalb einer Stadt", beklagt sich Köpfer.

Beuron in letzter Sekunde gerettet

Bei den jahrelangen Auseinandersetzungen um den neuen Kreis Sigmaringen ging es auch um die Frage, welcher Kreis Beuron bekommt. Dieser bedeutende Klosterort konnte laut Kreisarchivar Edwin Weber für Sigmaringen erst in der letzten, finalen Landtagssitzung gerettet werden. Das Argument, man könnte es den sigmaringer Kreisräten nicht zumuten, dass sie zur Osterbeichte über eine Kreisgrenze nach Beuron gehen, so Sigmaringens Kreisarchivar Edwin Weber.

Ausstellung: "Das Gedächtnis des Landkreises"

Blick in die historische Ausstellung unter anderem zur Kreisreform im Schloss Meßkirch
Die Ausstellung im Schloss Meßkirch zeigt die Geschichte des Kreises Sigmaringen und auch die Zeit der Kreisreform.

Seit 13. November 2022 ist in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch die Ausstellung "Das Gedächtnis des Landkreises" zu sehen. Sie geht noch bis zum 12. März 2023. Auch hier wird die Landkreisreform thematisiert.

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