Süßer Racker oder Problembär?

Kritik wegen Jagd auf Waschbären in Dautmergen

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Autor/in
Nathalie Waldenspuhl
Nathalie Waldenspuhl ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Sie sehen süß aus, aber können ganz schön Ärger machen: In Dautmergen breiten sich die Waschbären aus. Die Gemeinde will die Tiere im Zaum halten, das gefällt aber nicht jedem.

Die Gemeinde Dautmergen (Zollernalbkreis) hat mit Waschbären zu kämpfen. Um größere Schäden zu vermeiden, lässt der Bürgermeister sie jagen. Dafür hat er Kritik geerntet. Der Konflikt ist nicht neu.

Waschbären breiten sich in Dautmergen aus

Sie streunen durch die Vorgärten und über die Terrassen Dautmergens. In der kleinen Gemeinde in der Nähe von Balingen breiten sich die Waschbären immer weiter aus. Die Begeisterung der Anwohner hält sich in Grenzen. Denn Waschbären können in Wohngebieten zur echten Plage werden. Die Tiere fressen nahezu alles: Sie können sich durch Hauswände nagen, Gemüsegärten umgraben und Hühnerställe ausrauben.

Außerdem übertragen sie Krankheiten wie etwa den Waschbärspulwurm. Deswegen hat Bürgermeister Hans Joachim Lippus beschlossen, die Tiere jagen zu lassen. Fünf Waschbären habe man mittlerweile schon getötet. Nachdem die Schwäbische Zeitung über das Thema berichtet hatte, bekam der Bürgermeister harsche Rückmeldungen. Tierschützer hätten die Jagd auf Waschbären kritisiert. Mehr will Lippus zu den Briefen nicht sagen. Aber für ihn steht fest: Er macht nur seine Arbeit und hält die Waschbären von Dautmergen fern.

Jagd auf Tiere ist legal

Das Problem mit dem Waschbär: Er kommt ursprünglich gar nicht aus Deutschland, sondern wurde von Menschen hergebracht. Deswegen hat er hier auch keine natürlichen Feinde und kann sich ungestört ausbreiten. Dadurch wird er zur Gefahr für andere Tiere. Er frisst zum Beispiel heimische Amphibien und auch einige Vögel.

Die EU stuft den Waschbären als "invasive Art" ein und sieht für die Tiere ein "Management" des Bestands vor. Dazu gehört unter Umständen auch die Jagd auf Waschbären. In Baden-Württemberg fällt der Waschbär unter das Jagdrecht. Jägerinnen und Jäger dürfen die Tiere von Juli bis Mitte Februar jagen. Im Frühjahr gilt eine Schonfrist für Muttertiere.

Landratsamt hält Jagd für "notwendig"

Aber ist die Jagd speziell im Zollernalbkreis angemessen? Die Untere Jagdbehörde im Landratsamt räumt ein: Der Waschbär kann, muss aber nicht bejagt werden. Dennoch hält die Kreisverwaltung eine "scharfe Bejagung" des Waschbären für notwendig. Denn das Tier verursache "erhebliche Probleme für Amphibien, Vögel und andere Kleinsäuger."

Jagd auf Waschbären ist kontrovers

Die Rechtslage scheint eindeutig, trotzdem ist die Waschbärjagd umstritten. Thorsten Beimgraben, Professor für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Forsthochschule Rottenburg hält die Jagd auf Waschbären auf lange Sicht für unrealistisch. Der Waschbär sei in Deutschland mittlerweile so etabliert, dass man ihn kaum noch zurückhalten könne. Laut Wildtierbericht des Landes Baden-Württemberg gab es in Deutschland 2021 über 1,3 Millionen Waschbären.

Auch Tierschutzverbände kritisieren den Abschuss. Sie fordern eine friedliche Koexistenz von Waschbären, Menschen und heimischen Tieren. So bemängelt etwa der Landestierschutzverband auf seiner Internetseite, dass häufig zur Flinte gegriffen werde, anstatt vorzubeugen oder gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Die Waschbärfrage ist im Zollernalbkreis noch lange nicht gelöst. Laut Landratsamt hat sich die Zahl der Tiere im Kreis innerhalb der letzten vier Jahre mindestens verdreifacht.

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