Friedensgebet in Reutlingen

Juden, Muslime und Christen beten für Frieden im Nahen Osten

Stand
Autor/in
Nikolaus Rhein

In Reutlingen haben sich am Montagabend 50 Gläubige zu einem interreligiösen Friedensgebet versammelt. Im Fokus standen die von der Gewalt im Nahen Osten betroffenen Menschen.

Um die 50 Menschen kamen am frühen Montagabend neben der Reutlinger Stadthalle beim sogenannten "Baum der Religionen" zusammen. "Die Finsternis von Hass und Streit soll aufhören. Wir wünschen uns Frieden, bitten um Versöhnung, Gerechtigkeit und die Achtung der Würde eines jeden Menschen", war auf dem Kundgebungszettel zu lesen, mit dem der Reutlinger Rat der Religionen zum gemeinsamen Gebet eingeladen hatte. Am Anfang stellten einige Teilnehmer Kerzen auf. Danach betete je ein Vertreter der jüdischen Gemeinde, der Moscheevereine, der Kirchen und der Bahá’í-Gemeinde in ihrer jeweiligen Tradition für den Frieden. Die Gebete standen im Zeichen des Gedenkens an die Opfer der aktuellen Gewalt im Nahen Osten.

Ein Zeichen gegen Hass und Gewalt in Reutlingen

Für die Muslime sprach Ramazan Albayrak vom Forum für kulturelle Begegnung einen Gebetsruf. Zuvor richtete sich die Vertreterin der jüdischen Gemeinde, Jevgenia Lang, mit den Worten eines Rabbiners an die Versammelten. "Dass wir hier alle zusammen kommen ist sehr wichtig, weil die Situation für alle Opfer des Konflikts gleichermaßen unerträglich ist", sagte Lang, stellvertretende Sprecherin des Rats der Religionen, anschließend gegenüber dem SWR. Beim Friedensgebet gehe es darum, dass die verschiedenen Religionsgemeinschaften unabhängig von den politischen Geschehnissen Stellung beziehen und zeigen, dass sie Gewalt und Hass ablehnen, so Lang.

Interreligioeses Friedensgebet in Reutlingen
Etwas mehr als 50 Gläubige kamen beim Baum der Religionen zusammen, um für den Frieden zu beten.

Die Reutlinger Pfarrerin Daniela Reich pflichtete ihr bei: "Es geht in diesen Zeiten nicht darum, dass die Religionen gegeneinander kämpfen, sondern das Miteinander suchen." Sie habe die Hoffnung, dass die Menschen es schaffen, friedlich miteinander zu leben und ihre Unterschiede zu akzeptieren. Im Rat der Religionen laute das Credo: "Wir glauben uns unseren Glauben gegenseitig". Das bedeute, so Reich, dass man den anderen nicht davon überzeugen wolle, was einem wichtig ist. Aber umgekehrt müsse der oder die andere auch sein Gegenüber respektieren.

Solidarität unter den verschiedenen Religionsgemeinschaften

Die anwesenden Gläubigen betonten nach dem gemeinsamen Gebet, warum es ihnen wichtig war, dabei zu sein. Viele schätzen die Gelegenheit, sich solidarisch mit anderen Religionen vereint zu wissen" war die Rede und ein Zeichen zu setzen, dass man das, was im Nahen Osten passiert, auf beiden Seiten nicht gut findet. Ein Teilnehmer betonte, dass Religion Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein könne: "Religion, die richtig verstanden wird, setzt sich für universelle Menschlichkeit ein und gegen Extremismus und Gewalt. Und wir machen die Erfahrung, dass das von Muslimen, Christen und Juden gemeinsam so gesehen wird."

Seit 2014 wird das Friedensgebet in Reutlingen vom Rat der Religionen organisiert. Es findet immer am ersten Montag des Monats statt. Es war das erste Friedensgebet seit Beginn des Terrors in Nahost Anfang Oktober.

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