Das hat sie vorher nie in einer ugandischen Schule gesehen, sagt Ursula Heinemann aus Mähringen (Kreis Tübingen): Kinder, die auf Teppichen liegen und sich vorlesen. Eine friedliche Lernatmosphäre, ein schöner Moment. Das Kindergarten- und Schulprojekt Zinunula, von dem sie erzählt, liegt knapp 30 Kilometer von Masaka, einer Stadt im Süden Ugandas entfernt. Heinemann hat es mitgegründet. Das Besondere: Dort werden Kinder mit und ohne Behinderung gefördert.
Kinder mit Behinderung in Uganda oft versteckt
In Uganda ist das sehr ungewöhnlich, erzählt Francis Ssentumbwe, der Leiter der Schule. Er ist gerade zu Besuch bei Ursula Heinemann, die beiden sind seit Jahren befreundet. Kennengelernt haben sie sich bei einer Reise von Heinemann nach Uganda. Sie war damals Schulleiterin einer Stuttgarter Schule, er Konrektor in Uganda. Das Projekt war ihre gemeinsame Idee.
In seinem Dorf habe es früher einen kleinen Jungen mit Behinderung gegeben, erinnert sich Ssentumbwe. Seine Eltern hätten ihn versteckt. "Der Junge war in einem Käfig. Wir haben essen dort reingeworfen." Francis Ssentumbwe hat einige Zeit in Deutschland gelebt. Erst dort habe er gesehen, wie man mit Kindern mit Behinderung umgehen könne, dass man sie fördern könne. Das hat er sich auch für die Kinder in Uganda gewünscht.
Kampf um Förderung für inklusive Schule
Um an Fördermittel zu kommen und damit die Idee eines inklusiven Kindergarten- und Schulprojekts in die Tat umzusetzen, haben die beiden jeweils einen Verein gegründet. Den deutschen Verein Zinunula und den ugandischen Verein Ogutateganya. Fördermittel zu bekommen, sei nicht leicht gewesen, meint Heinemann: "Erstmal muss man ein Eigenkapital vorweisen, um als privater Träger anerkannt zu werden. Und für den Bau einer Schule waren wir zu klein und zu unbekannt."
Ein anderer, größerer Verein, nämlich "Konvoi der Hoffnung", nimmt sie schließlich Huckepack, wie Heinemann es ausdrückt. Der Verein schreibt die Anträge. Fehlt noch das nötige Eigenkapital. Das kriegen die beiden durch Spenden zusammen. Und Heinemann gibt mit einem ihrer Brüder auch mehrere tausend Euro ihres Erbes dazu. In ihrer Familie gebe es keine Nachfolgegeneration. Darunter hätten ihre Eltern, ebenfalls leidenschaftliche Lehrer, gelitten. Mit dem Projekt gebe es zumindest eine "mentale Enkelkinder-Generation", sagt sie.
Hürden auch beim behindertengerechten Bauen
Neben der Beschaffung von Fördermitteln von Land und Bund gibt es weitere Herausforderungen: In Uganda hat man nicht viel Erfahrung mit behindertengerechtem Bauen. So sind die Toiletten anfangs zum Beispiel viel zu klein. Rollstuhlfahrer könnten ja rückwärts reinfahren, habe der Ingenieur gesagt. Aber Platz zum Aussteigen habe gefehlt, lacht Heinemann.
Sie und Francis Ssentumbwe sind auch über die Distanz hinweg ein eingespieltes Team und geben nicht auf. Seit Anfang 2023 steht nun das große Schulgebäude. 120 Kinder gehen dort in den Kindergarten und zur Schule, zehn von ihnen haben eine Behinderung. In Zukunft sollen es über 400 Kinder werden. Dafür gibt es noch viel zu tun.
Nächstes großes Ziel: das Kindergartengebäude
Es sollen noch zum Beispiel Schlafräume für das Internat und ein eigenes Kindergartengebäude gebaut werden. Am liebsten mit Bastelzimmer und Bälle-Bad, gerade für die Kinder mit Behinderung oder auch für traumatisierte Kinder, meint Heinemann. "Damit wir Räume haben, wo wir sie ergotherapeutisch und therapeutisch begleiten können." Die frühere Schulleiterin bleibt dran. Aufgeben ist nicht ihr Ding.