Leerstehende Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände in Meßstetten im Zollernalbkreis

Lage spitzt sich zu

Unterkünfte für Flüchtlinge werden in Kreisen Zollernalb und Sigmaringen knapp

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Luisa Sophie Klink

Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Baden-Württemberg. In der Region Neckar-Alb kommen die Kreise mit ihren Unterbringungsmöglichkeiten an ihre Grenzen.

In diesem Jahr sind bislang rund 130.000 Flüchtlinge nach Baden-Württemberg gekommen, teilte das Justizministerium am Mittwoch mit. Wegen des enormen Flüchtlingsstroms spricht die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges (CDU) bereits von einer "Herkulesaufgabe". Die Lage sei "ausgesprochen ernst" und setze einen Kraftakt auf allen Ebenen voraus.

30 bis 50 Flüchtlinge kommen pro Woche im Zollernalbkreis an

Allein dem Zollernalbkreis werden jede Woche 30 bis 50 Flüchtlinge zugewiesen, teilte das Landratsamt mit. Die Unterbringung gestalte sich zunehmend schwierig. Aktuell sind rund 2.800 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert worden. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde überwiegend in privatem Wohnraum untergebracht. Der andere Teil der Flüchtlinge wurde im Ankunftszentrum Meßstetten untergebracht. Laut Landratsamt wird dort ein weiteres Gebäude vorbereitet.

Kreise Freudenstadt und Sigmaringen an Kapazitätsgrenze

Auch in den Kreisen Freudenstadt und Sigmaringen sind die Aufnahmekapazitäten nahezu ausgeschöpft. Man sei weiterhin auf der Suche nach freien privaten Wohnungen für Geflüchtete, heißt es vom Landratsamt Freudenstadt. Im Kreis Sigmaringen hingegen wolle man die vorhandenen Flüchtlingsunterkünfte stetig erweitern, so das dortige Landratsamt. Allein diese Woche kommen knapp 50 Menschen dazu, für kommende Woche sind wieder 45 Menschen angemeldet. Der Flüchtlingsstrom ist noch nicht auf seinem Höhepunkt.

"Erfahrungsgemäß steigen die Zuweisungszahlen im Herbst an."

Landeserstaufnahmestelle Sigmaringen: Geflüchtete aus der Ukraine
Geflüchtete Familien aus der Ukraine in der Landeserstaufnahmestelle Sigmaringen

Kreise Tuttlingen und Tübingen haben noch Platz

Von den Landratsämtern Tuttlingen und Tübingen heißt es, dass noch ausreichend Kapazitäten vorhanden seien, sich das aber schnell ändern könne. Doch auch hier ist man auf das Angebot von freiem Wohnraum aus der Bevölkerung angewiesen. Der Kreis Tuttlingen befinde sich im Hinblick auf die Landesquote noch im "grünen Bereich", teilte das Landratsamt mit. In naher Zukunft werde auch noch ein Containermodul geliefert, das Platz für 35 Flüchtlinge biete.

Bürgermeister in die Pflicht genommen

Der Kreis Reutlingen hat sich bereits auf der Suche nach möglichen Unterkünften an die Bürgermeister gewandt. Derzeit werden Flüchtlinge in einem ehemaligen Pflegeheim in Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen) mit Platz für 100 Menschen untergebracht. Da man auch im Kreis Reutlingen gesehen hat, dass die Unterkünfte knapp werden, halte man auch eine Halle als möglichen Unterbringungsort für den Fall der Fälle bereit.

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Dringender Handlungsbedarf

Am Mittwoch fand angesichts der sich zuspitzenden Flüchtlingslage eine gemeinsame Videokonferenz mit den Verantwortungsträgern aller Ebenen im Land statt. Dabei forderte Landkreistagspräsident und Tübinger Landrat, Joachim Walter, dass der Bund seine falsche Weichenstellung dringend korrigieren müsse. "Die Anziehungskraft der im europäischen Vergleich höchsten Sozialleistungen in Deutschland macht alle Versuche einer gleichmäßigen Verteilung von Geflüchteten in Europa zunichte", so Walter.

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