Rund 500 Menschen sind am Donnerstag dem Protestaufruf des Gesamtelternbeirats der Tübinger Kinderbetreuungseinrichtungen (GEB) gefolgt. Sie demonstrierten vor dem Rathaus in Tübingen, um zu verhindern, dass der Gemeinderat die Öffnungszeiten der Kitas kürzt.
Der Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung in Tübingen ist groß. Laut Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch fehlen aktuell über 80 Erzieherinnen und Erzieher. Mittelfristig rechnet die Stadtverwaltung mit hundert unbesetzten Stellen. Eine Folge sei, dass Kitas bei kurzfristigen Personalengpässen zeitweise schließen müssten.
Mehr Verlässlichkeit durch kürzere Öffnungszeiten
Kurz nach Beginn der Demo am Donnerstagabend wurde im Rathaus eine Gemeinderatssitzung eröffnet. Auch dort stand das Thema auf der Tagesordnung. Durch die kürzeren Öffnungszeiten ab September würde die Verlässlichkeit für die Eltern steigen, so die Idee der Stadt. Nur wenige ausgewählte Kitas sollen dann noch bis 17:30 Uhr geöffnet haben. Die Stadt hofft, dass die Kitas dadurch nicht mehr so oft, wie es gerade der Fall ist, wegen Krankheitsausfällen früher schließen müssen.
Elternbeirat fürchtet Armut für Alleinerziehende
Der Gesamtelternbeirat der Tübinger Kinderbetreuungseinrichtungen stellt sich gegen den Vorschlag. Bei kürzeren Betreuungszeiten müssten viele Eltern ihre Arbeitszeit verkürzen und könnten dadurch von Armut bedroht werden, heißt es. Besonders Geringverdiener und Alleinerziehende seien betroffen. Außerdem fürchtet der Beirat, dass gerade Mütter wegen der kürzeren Öffnungszeiten in Teilzeit gehen und sich so traditionelle Rollenbilder verschärfen.
Eltern fordern Alternativen
Der Beirat fordert stattdessen, beispielsweise mehr Werbung für den Beruf zu machen, nicht-pädagogische Fachkräfte einzustellen, Studierende der Erziehungswissenschaften als Minijobber zu beschäftigen und die Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher zu verbessern.