Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) ist neuer Kreisrat. Das hat die Stadt Tübingen bekannt gegeben. Palmer, der für die Freie Wählervereinigung (FWV) angetreten ist, hat 33.157 Stimmen bekommen. Damit ist er Stimmenkönig, nicht nur bei der FWV, sondern generell unter allen Gewählten. Die FWV ist künftig im Kreistag in Tübingen die stärkste Fraktion. Laut vorläufigem Endergebnis hat sie die Grünen überholt.
Palmer dankt Freunden auf Facebook
Wie die Kreistagswahl ausgehen würde, das sei für ihn vorab nicht kalkulierbar gewesen, schreibt Palmer bei Facebook am Dienstag, als die Ergebnisse bekannt sind. Bei den Tübinger Wählerinnen und Wählern bedankte sich der ehemalige Grünen-Politiker einmal mehr für ihr Vertrauen.
Beobachter hatten gutes Ergebnis erwartet
Beobachter hatten allerdings ein gutes Ergebnis für Palmer erwartet. Und der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählervereinigung, der Dußlinger Bürgermeister Thomas Hölsch (parteilos), hatte im Vorfeld der Kommunalwahl auch klar gemacht, dass die FWV mit Palmer als Zugpferd zur stärksten Kraft im Kreistag werden wolle. Das ist nun eingetreten.
Ob der Erfolg auf das Konto von Palmer geht, ist jedoch fraglich. Thomas Hölsch geht zumindest zum Teil davon aus. Doch das Auszählverfahren ist kompliziert. Das findet auch Boris Palmer. Nicht mal er als Mathematiker könne sagen, wie viel Einfluss seine Person hatte.
Palmer: Bürgermeister haben ähnliche Interessen
Da die FWV keine Partei ist, haben ihre Mitglieder auch keine gemeinsame politische Linie. Sie verbindet, dass fast alle Bürgermeister sind, die gegenüber dem Kreistag die Interessen der Kommunen vertreten. Oft geht es dabei um finanzpolitische Entscheidungen. Man müsse nicht immer gemeinsam abstimmen, betonte Palmer gegenüber dem SWR. Er glaube aber, dass alle Bürgermeister ähnliche Ansichten haben.
Palmer ist im vergangenen Sommer aus der Grünen-Partei nach mehreren Eklats ausgetreten. Im Vorfeld der Kommunalwahlen hat er bekannt gegeben, für die Freie Wählervereinigung anzutreten.
Auf Palmer folgt Federle
Auf Facebook gratulierte Palmer neben allen anderen Gewählten gesondert auch Lisa Federle. Die Notärztin ist für die CDU zur Kreistagswahl angetreten und kommt nach dem Tübinger OB mit 26.500 Stimmen auf Platz zwei.
Während der Corona-Pandemie haben Federle und Palmer bereits eng zusammengearbeitet und Öffnungsstrategien für die Stadt und ihre Läden und Gastronomien entwickelt. Jetzt sind sie gemeinsam im Kreistag. Dort will Palmer vor allem Einfluss auf die Finanzpolitik nehmen. Denn dem Kreis und der Stadt Tübingen stehen nach seinen Angaben harte Verteilungskämpfe bevor.