"Nein zu Rassismus" steht auf einem Schild in einem Haus von BeneVit in Burladingen.

Vorstoß in Burladingen

BeneVit-Chef: Vereine sollen sich gegen Rassismus positionieren

Stand
Autor/in
Judith Hüwelmeier
Die multimediale Reporterin im SWR Studio Tübingen Judith Hüwelmeier

Wenn ein Verein Geld von Kaspar Pfister möchte, muss er klare Kante zeigen: kein Rassismus, kein Extremismus. Der BeneVit-Chef braucht ausländische Pflegekräfte. Und macht Ernst.

Kaspar Pfister, Chef des Sozialunternehmens BeneVit aus Burladingen (Zollernalbkreis), will nur noch Vereine unterstützen, die sich aktiv gegen Extremismus, Rassismus und Diskriminierung einsetzen. Das hat der Unternehmer, der rund 50 Pflegeeinrichtungen in mehreren Bundesländern betreibt, im Juli in einem Brief an Burladinger Vereine deutlich gemacht.

Geld von ihm und von BeneVit

Mit 170.000 Euro hat Pfister die Vereine in den vergangenen zehn Jahren unterstützt. Die Summe setze sich aus seinem Privatvermögen und aus Mitteln der BeneVit-Gruppe zusammen, sagte er dem SWR. Wer künftig gesponsert werden will, muss bestimmte Kriterien erfüllen.

Die Vereine müssen sich gegen "rechts - und linksextreme Verhaltensweisen" und Islamismus positionieren. Sie sollen Menschen mit allen ethischen Hintergründen aktiv in die Vereinsarbeit einbinden und das auch nachweisen, heißt es in dem Brief. Und: Pfister verlangt Richtlinien für den Umgang mit Vereinsmitgliedern, die in einer antidemokratischen Partei aktiv sind.

Hat Burladingen ein Image-Problem?

Einen konkreten Anlass für diesen Vorstoß habe es nicht gegeben, erklärte Pfister im Gespräch mit dem SWR. Aber er macht sich Sorgen um das Image der Stadt. Rechtspopulistische Ansichten seien in den letzten Jahren überall zu beobachten, in Burladingen aber überdurchschnittlich. Das gefällt ihm gar nicht, denn für seine Pflegeeinrichtungen ist er auf Kräfte aus dem Ausland angewiesen. Von seinen knapp 2.000 Mitarbeitenden haben 400 einen Migrationshintergrund.

In Zukunft würden jedes Jahr 500.000 bis 600.000 Zuwanderer benötigt, um dem demografischen Wandel auszugleichen. Die würden sich gut überlegen, ob sie nach Burladingen kommen, wenn sie Schlagzeilen wie die um den lautstarken Protest gegen eine Asylbewerber-Unterkunft in Burladingen-Killer lesen, so Pfister. Und bei der Europawahl stimmten 27,1 Prozent der Burladinger für die AfD. Im Teilort Burladingen-Hausen waren es sogar 39,9 Prozent. Bundesweit kam die Partei auf 15,9 Prozent der Stimmen. Für den Burladinger Unternehmer dennoch ein falsches, unvollständiges Bild der Stadt.

Kaspar Pfister ist Chef des Sozialunternehmens BeneVit. Er braucht Pflegekräfte aus dem Ausland und will sich für ein weltoffeneres Burladingen einsetzen.
BeneVit-Chef Kaspar Pfister knüpft sein Sponsoring für Vereine künftig an Bedingungen.

Fachkräfte willkommen heißen

Mit dem Vorstoß an die Vereine wolle er ein Zeichen für Weltoffenheit setzen und zeigen, dass "eine schweigende Mehrheit" in Burladingen für Werte wie Toleranz und Offenheit stehe. Und für die Anwerbung von Fachkräften sei eine Willkommenskultur unabdingbar.

Es ist ein Irrtum zu glauben, dass alle auf dieser Welt darauf warten, nach Deutschland zu kommen. Vielleicht die Asylbewerber, vielleicht die Sozialflüchtlinge - aber um die geht's mir nicht. Wir brauchen Mensch mit guter Ausbildung. Fachkräfte für Pflege, Wirtschaft und das Gesundheitswesen.

Wie reagieren die Vereine?

Die Vereine reagierten bisher nicht öffentlich. Er habe aber schon mehrfach gehört, dass sie "voll und ganz hinter diesen Werten stehen", sagt Pfister. Zum Teil wüssten sie noch nicht, wie sie die Kriterien umsetzen sollen. Anfang Juli hatte sich der Unternehmer mit Vertretern der Vereine und Bürgermeister Davide Licht (parteilos) zu einem Gespräch getroffen. Ein zweites Treffen ist anberaumt.

Sponsoring gekündigt: Verein wollte nicht reden

Einem Verein hat Pfister das Sponsoring gekündigt. Der Verein sei nicht zu einem Gespräch bereit gewesen, sagt Pfister. "Der Verein hat erklärt, das sei für ihn Politik. Das sehe ich nicht so", sagt er. Wer schon zum Reden nicht bereit sei - da habe er Zweifel, was die Toleranz angehe, so Pfister. Der Verein bestätigte gegenüber dem SWR, dass das Sponsoring eingestellt wurde, will seinen Namen aber nicht in der Öffentlichkeit lesen.

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