Die Tübinger Tafel feierte gestern (Samstag) 25-jähriges Jubiläum. Grund zu feiern gab es genug: zum Beispiel, dass tagein, tagaus ehrenamtliche Helfer sich darum kümmern, Lebensmittel zu retten und an Bedürftige zu verteilen. Das ist der Grundsatz bis heute, auch wenn sich sonst vieles verändert hat. Durch die Kriege in Syrien und der Ukraine kamen und kommen immer mehr Menschen zur Tafel – eine echte Belastungsprobe. Und dann noch die Inflation… SWR Reporterin Luisa Klink war in Tübingen und hat sich mal umgehört, wie es den Ehrenamtlichen und den Kunden derzeit so geht.
Atmo Akkordeon kurz stehen lassen
O-Ton Thomas, „Maria“
Thomas ist Kunde bei der Tafel seit 25 Jahren, Maria - Name geändert- seit zehn Jahren. Für beide ist das Angebot alternativlos – sie brauchen die Unterstützung. Und dennoch: Es reicht nicht.
O-Ton Reicht nicht
„Anhand dessen, wie viele Leute kommen, müssen die Lebensmittel rationiert werden“ – Foodsharingstationen, Essen in Männerwohnheim…“gleicht dann auch ein bisschen was aus“
Nicht ausgleichen konnte und kann die Tafel die vielen zusätzlichen Kunden, die 2015/2016 als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Sowohl Ehrenamtliche als auch einheimische Kunden bezeichnen dies als ersten großen Einschnitt.
O-Ton Gürtel enger schnallen
„2015 hieß es dann ‚jetzt müssen wir den Gürtel enger schnallen‘….früher zweimal pro Woche einkaufen…“Ohne die Flüchtlinge war das Angebot auch einfach viel größer“
Mittlerweile darf nur noch einmal wöchentlich eingekauft werden. Einen Aufnahmestopp für Neukunden gibt es zwar in Tübingen wie bei anderen Tafeln noch nicht – allerdings eine Warteliste, sagt Reinhardt Seibert, Vorsitzender der Tübinger Tafel:
O-Ton Reinhardt Seibert
„Wir haben jetzt so eine Bremsvorrichtung, dass wir nur noch sechs neue haushalte aufnehmen….wir wollen ja, dass die Leute auch das bekommen, was sie zum Leben brauchen.“
Um das Wartesystem gerecht zu machen, teile man auf: zwei Haushalte Einheimischer, zwei mit Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und zwei mit Flüchtlingen aus der Ukraine.
Tafelkundin Maria spürt gewisse Ungerechtigkeiten. Sie sei zwar ursprünglich auch nicht aus Deutschland, lebe aber schon über 50 Jahre hier. Die Spendenbereitschaft für Flüchtlinge sei größer als für Einheimische. Thomas sieht eher einen anderen Grund in der Lebensmittelknappheit.
O-Ton Frankreich
„Wenn wir Verhältnisse hätten wie in Frankreich – hier dürfen keine Lebensmittel weggeschmissen werden – „dann würde es reichen“
Einig sind sich aber beide, dass die Ehrenamtlichen alles für sie tun:
O-Ton Engel
„Sie sind sehr freundlich…..heute nicht selbstverständlich…wichtige Säule, um Armut zu bekämpfen.“
Atmo Akkordeon Ende