Festakt, Pontifikalamt und Zapfenstreich

Diözese Rottenburg-Stuttgart: Fest zum Abschied von Bischof Gebhard Fürst

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Autor/in
Peter Binder
Peter Binder ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Pünktlich zu seinem 75. Geburtstag ging Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, in den Ruhestand. In Rottenburg war er beliebt - der Name "Bischofsstadt" weniger.

In Rottenburg (Kreis Tübingen) wurde am Samstag der Abschied von Bischof Gebhard Fürst gefeiert. Er war 23 Jahre lang Oberhaupt von fast 1,7 Millionen Katholikinnen und Katholiken. Sein Bistum, die Diözese Rottenburg-Stuttgart, ist das viertgrößte in Deutschland. Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof zu seinem 75. Geburtstag dem Papst anbietet, auf sein Amt zu verzichten.

Ministerpräsident Kretschmann ehrt Bischof Fürst

Inzwischen ist es offiziell, dass der Papst das Rücktrittsgesuch des Rottenburger Bischofs angenommen hat. Den ganzen Samstag über gab es ein Geburtstags- und Abschiedsfest. Zum Festakt in der Rottenburger Festhalle für geladene Gäste kam auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).

Winfried Kretschmann, Grüne, Ministerpräsident Baden-Württemberg, verabschiedet in Rottenburg Bischof Gebhard Fürst, der an seinem 75. Geburtstag vom Bischofsamt zurücktritt

Freundschaftlich verbunden

Ministerpräsident Kretschmann, der mit Bischof Fürst schon seit vielen Jahren befreundet ist, hat sich für die gemeinsame Zeit bedankt. Die Kirche sei mit Bischof Fürst fortschrittlicher und zeitgenössischer geworden, sagte er in seiner Ansprache. Etwa durch seinen Einsatz für Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche oder auch seine intensive Zusammenarbeit mit anderen Glaubensgemeinschaften.

Kretschmann hatte schon im Vorfeld der Feier gesagt, dass Fürst für die gegenwärtige Krise der katholischen Kirche nichts könne. Er habe jederzeit auf der Höhe der Zeit agiert. Fürst hatte bereits 2002 eine unabhängige Kommission eingesetzt, um Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch nachzugehen und den Opfern zu helfen.

Bischof Fürst und die Bischofsstadt Rottenburg
Bischof Fürst beim Interview im SWR Studio Tübingen. Der Vertrauensverlust der katholische Kirche kommt seiner Ansicht nach auch daher, dass in den letzten Jahren immer mehr über sexuellen Missbrauch bekannt wurde. Ihm waren Aufarbeitung der Taten und Wohlergehen der Betroffenen immer ein Anliegen.

Bischofsmesse im Rottenburger Dom St. Martin

Beim Ponitifikalamt am Samstagnachmittag im Rottenburger Dom St. Martin hat Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gesprochen. Er lobte dabei das Engagement des Bischofs, vor allem wenn es um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ging. Den Gottesdienst kann man auf der Homepage der Diözese Rottenburg-Stuttgart nachschauen.

Am Abend verabschiedete die Bürgerwache Rottenburg den Bischof mit einem großen Zapfenstreich auf dem Marktplatz, die Freiwillige Feuerwehr stand dort mit Fackeln Spalier. Für den Zapfenstreich durfte der Bischof sich zwei Lieder von den Musikern der Bürgerwache wünschen: "Über sieben Brücken musst du geh'n" und "Großer Gott, wir loben dich". Bei einem Imbiss mit heißen Getränken auf dem Marktplatz hatten dann auch die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, noch einmal mit ihrem Bischof ins Gespräch zu kommen.

Zapfenstreich der Bürgerwache auf dem Rottenburger Marktplatz
Zum Abschied von Bischof Fürst hat die Bürgerwache auf dem Rottenburger Marktplatz einen Zapfenstreich abgehalten.

Bischof bei Bürgern beliebt

Hört man sich in Rottenburgs Fußgängerzone um, gewinnt man den Eindruck, dass Gebhard Fürst ein besonders beliebter Bischof war, der als weltoffen und zugewandt galt. Viele sind ihm persönlich begegnet und loben seine Freundlichkeit.

Umstrittener ist, dass die Stadt Rottenburg gemeinsam mit der Diözese ein Tourismus-Konzept entwickelt hat, bei dem die "Bischofsstadt Rottenburg" im Mittelpunkt steht. Das denkmalgeschützte ehemalige Haushaltswarengeschäft Jeckel neben dem Dom soll künftig eine Anlaufstelle für Pilger und für Touristen sein. Kritiker beklagen, dass die Stadt sich in ihrer Selbstdarstellung zu sehr auf die katholische Kirche fokussiere.

Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) betont, dass mit "Bischofsstadt" nicht eine Fixierung auf eine Person wie den scheidenden Bischof Gebhard Fürst gemeint sei. Das "Merkmal Bischofsstadt" weise ja nicht nur auf den Bischofssitz hin, sondern auch auf historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die Sülchenkirche und das Diözesanmuseum.

Hochschulprofessor wäre für "Bildungsstadt"

Kritik kommt auch von Thomas Gottschalk, Professor der Forsthochschule Rottenburg. Er befürchtet, für die Bildungseinrichtung könnte der Titel "Bischofsstadt Rottenburg" das Gegenteil von Werbung sein. Im Gespräch mit Studierenden habe er viele Stimmen gehört, die sich lieber eine andere Hochschule aussuchen würden als eine in einer "Bischofsstadt".

Gelassen betrachtet die Diskussion der scheidende Bischof Gebhard Fürst. Er betont lächelnd, dass es in Deutschland viel weniger Bischofsstädte als beispielsweise Römerstädte gebe. Deshalb habe das Marketing der Stadt sich für diesen Begriff entschieden. Und Rottenburg am Neckar sei eben ein Ort, wo der Bischof einer großen Diözese seinen Sitz habe. Damit habe er nicht den Anspruch, Bischof aller Rottenburger zu sein.

Ab dem 3. Dezember wird Gebhard Fürst nicht mehr Bischof von Rottenburg sein. Die Wahl seines Nachfolgers wird voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen. Fürst selbst erwartet bald den Umzugswagen. Er will in eine Wohnung des Siedlungswerks nach Stuttgart ziehen. Dort will er weiter als Seelsorger tätig sein, aber den Ruhestand auch nutzen, um zu lesen und zu reisen.

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