Ron Williams (82), amerikanischer Entertainer in Deutschland, will als Reaktion auf die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten den deutschen Pass beantragen. "Ich werde jetzt Deutscher", sagte Williams im SWR-Videopodcast "Zur Sache! intensiv". Er überlege noch, "ob ich meinen US-Pass behalte", denn es sei jetzt möglich, eine doppelte Staatsbürgerschaft zu haben. Williams lebt seit 1961 in Deutschland, er kam als US-Soldat und etablierte sich hier als Sänger, Kabarettist und TV-Moderator.
Den SWR-Videopodcast "Zur Sache! intensiv" gibt es auf YouTube:
Williams hält die Amerikaner für ein "unpolitisches Volk"
Williams, der seit langem Mitglied der Demokraten ist, hält Trump für einen "Horrorclown": "Ich bin entsetzt und schrecklich enttäuscht." Er ärgere sich maßlos darüber, dass in den US-Medien vor den Wahlen zu wenig über Trumps Verfehlungen berichtet worden sei. "Die Leute wissen das nicht." Vor allem die Menschen auf dem Land seien "nicht informiert und politisch ignorant". Williams ist sich sicher: "Das ist ein unpolitisches Volk, leicht zu verführen."
TV-Entertainer sieht Deutschland gewappnet gegen Extremismus
Der langjährige Fernsehmoderator findet, dass Deutschland viel besser gegen politischen Extremismus gewappnet sei als sein Heimatland. Die staatliche Gewaltenteilung und die freie Presse seien in der Bundesrepublik gefestigt. "Immerhin habt ihr eure Checks and Balances, die sind für mich fester verschraubt als unsere. Ich finde euer Bundesverfassungsgericht hervorragend." Es gebe auch keine "Propagandasender" wie Fox News in den USA.
Auch wenn der Rassismus und Antisemitismus in Deutschland zuletzt wieder stärker geworden seien, sieht Ron Williams die Bundesrepublik weiter auf dem richtigen Weg. Er erinnere sich noch gut daran, wie die Menschen auf ihn reagiert hätten, als er 1961 nach Deutschland kam. Zum Beispiel hätten ihn damals Polizisten in Stuttgart rassistisch beleidigt und sich gewundert, dass er Deutsch konnte.
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Williams fühlte sich in den 80ern als "exotisches Wesen"
Er glaube nicht, dass solche Zeiten zurückkämen. "Es gibt bei der AfD Elemente, die sind extrem rechts, das weiß jeder." Aber Deutschland habe sich grundlegend geändert. "Schaut euch dieses Land an. Als ich hierher kam, gab es keinen einzigen schwarzen Fußballspieler. Es gab keinen einzigen Schwarzen im Fernsehen - außer einem Roberto Blanco, der mal irgendwas sang." Als er in den 1980er-Jahren als Moderator mit eigener Sendung auftrat, sei er der erste Schwarze gewesen. "Wir waren exotische Wesen." Damals habe er in Talkshows immer gefragt: "Wo sind die anderen? Wo sind die Türken vor der Kamera?"
Positive Entwicklung in Deutschland "wird nicht zurückgedreht"
Das habe sich zum Glück aber nach und nach geändert. Es gebe heutzutage viele Schauspieler und Moderatoren mit ausländischen Wurzeln. Und es gebe kaum noch Werbung, in der nicht weiße und schwarze Frauen vorkämen. "Wunderbar." Abschließend fragte Ron Williams: "Welche Fußballmannschaft kommt aus ohne einen Schwarzen irgendwo? Das wird nicht zurückgedreht, das glaube ich nicht."
Williams engagiert sich schon lange gegen Rassismus, dafür erhielt er 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Er wirkte in über 800 Sendungen mit, hatte eigene Shows wie "Ronabend" in der ARD. Zuletzt war er als Sänger auf Tour mit der Show "Ron Williams meets Harry Belafonte".