Ein Wasser- und Bodenverband südlicher Breisgau soll den Landwirten in heißen Sommermonaten helfen: geregelte und koordinierte Wasserentnahme, um Ackerflächen zu beregnen. Vor vier Jahren standen die beiden Gründer, zwei Landwirte, zum ersten Mal mit dieser Idee im Büro von Verginiya Kaerger, Bezirksgeschäftsführerin des BLHV in Müllheim. Zwei Jahre lang dauerten die intensiven Gespräche, wie ein solcher Verband aussehen könnte - welche Regeln es dafür bräuchte.
Bei einem erneuten Verhandlungstermin am Montag in Heitersheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) haben die künftigen Mitglieder nun abgestimmt und entschieden: Der neue Verband wird nun gegründet. Bis spätestens Ende des Jahres soll es so weit sein. Die Aufsichtsbehörde, das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, muss die Gründung zuvor noch genehmigen.
Rund 800 Mitglieder im Wasser- und Bodenverband
Seit einigen Jahren ist es am Oberrhein deutlich zu heiß, dazu regnet es zu wenig. Die Prognose für die Zukunft sieht laut Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald nicht besser aus. Nach ihren Berechnungen vervierfacht sich die Anzahl der heißen Tage mit über 30 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Die Oberrhein-Ebene sei ein Hotspot, sagt das Landratsamt.
"Manch ein Landwirte ist nicht so aufgestellt, dass er drei bis vier Miss-Ernten wegstecken könnte", sagt Martin Barth, Erster Landesbeamter beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Betroffen sei vor allem der Bereich südlich von Bad Krozingen. Daraus sei die Idee entstanden, den Wasser- und Bodenverband zu gründen, erklärt Barth. Der Verband sei einer der größten seiner Art in Baden-Württemberg - zählt um die 800 Mitglieder. "Deshalb brauchte es auch die Zeit bis zur Gründung", sagt Barth.
Martin Barth, Erster Landesbeamter beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald:
Was nützt der Wasser- und Bodenverband?
Der Verband sei eine Chance für die Landwirte, sagt Verginiya Kaerger, Bezirksgeschäftsführerin des BLHV in Müllheim. Das vom Verband betroffene Gebiet liegt in ihrem Bezirk. Durch den Verband soll die regionale Landwirtschaft gesichert werden.
Wasser ist ein knappes öffentliches Gut. Damit nicht jeder Landwirt an einer anderen Stelle Wasser entnimmt, soll es künftig eine Wasserentnahme-Stelle geben. Und die ist an einem Baggersee in Hartheim. Insgesamt rund 1.000 Hektar Fläche in Bad Krozingen, Hartheim, Heitersheim, Eschbach und Staufen sollen künftig so beregnet werden.
Vorteilhaft vor allem für kleinere Landwirte
Vor allem für kleinere Landwirte könnte so ein Verband rentabel sein. "Landwirte mit kleineren Flächen profitieren von größeren Landwirten", sagt Verginiya Kaerger vom BLHV. Die Großen investieren mehr, zahlen einen höhren Mitgliedsbeitrag. Die Kleineren können sich dadurch vielleicht eher eine Beregnung leisten.
Die Beregnungstechnik können sich die Mitglieder, also die Landwirte, vom Verband ausleihen. Wer wie viel Wasser entnehmen darf, soll klar geregelt werden. Beregnet werden dürfen nur sogenannte beregnungswürdige Flächen, dazu zählen Ackerflächen. Streuobstwiesen, Wälder und Wiesen gehören nicht dazu.
Verginiya Kaerger, Bezirksgeschäftsführerin des BLHV in Müllheim:
Beregnung soll keine großen Auswirkungen auf Baggersee haben
Es gibt eine große Wasserleitung, die vom Baggersee in Hartheim abgeht. Danach muss zu jedem Grundstück eine Leitung unterirdisch verlegt werden - wie ein Netz aus Rohren. Die Kosten für die Verlegung trägt der Verband.
Laut den Berechnungen des Landratsamtes beträgt die Wassermenge, die der Verband in einem extrem trockenen Jahr entnehmen würde, maximal 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser. Der Pegel des Sees würde dadurch um 10 bis 20 Zentimeter sinken. Es gibt Landwirte, die bereits ein Recht auf Wasserentnahme an diesem Baggersee haben. Sollte es zur Wasserknappheit kommen, würde der Verband ihnen den Vortritt lassen.
Es könnte übrigens noch weitere solcher Verbände geben: Das Landratsamt deutete an, dass weitere gegründet werden könnten, wie zum Beispiel für den Weinbau.