Bewässerung in der Landwirtschaft

Landwirtschaftliche Beregnung im Südlichen Breisgau

Klimaanpassung: Wasser für die regionale Landwirtschaft

Stand
Autor/in
Ulrike Liszkowski
Bild von SWR-Redakteurin Ulrike Liszkowski

Bei zunehmender Dürre müssen Landwirte beregnen, wenn sie noch was ernten wollen. Aber Flüsse und Bäche führen nicht genug Wasser. Das Südliche Breisgau stellt sich darum neu auf.

Insbesondere im südlichen Breisgau gefährden Hitze und Trockenheit infolge des Klimawandels die regionale Landwirtschaft. Das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald arbeitet daher zusammen mit den Landwirten und den Kommunen Bad Krozingen, Hartheim, Heitersheim, Eschbach und Staufen an einer Lösung.

Klimawandel stellt Bewirtschaftung von Feldern in Frage

Zu heiße Luft, zu wenig Regen - die Trockenheit ist dem Getreide von Landwirt Patrick Klein in Bad Krozingen anzusehen. Die Körner entwickeln sich nicht. Ohne Beregnung geht es einfach nicht mehr. Die Folgen des Klimawandels sind real. Das bestätigt auch Bettina Joa, Klimaanpassungsmanagerin im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Bis zum Jahr 2000 gab es in Bad Krozingen durchschnittlich 13 "heiße" Tage mit mehr als 30 Grad. Bis 2050 werden es 22 sein, mehr als doppelt soviele im Jahr 2100, sagt sie.

Landwirt Patrick Klein und Bad Krozingens Bürgermeister Volker Kieber
Landwirt Patrick Klein zeigt Bad Krozingens Bürgermeister Volker Kieber sein vertrocknetes Getreide.

Wasser aus Bächen reicht nicht für Bewässerung

Durch die Trockenheit und den Klimawandel ist nicht mehr genug Wasser in Flüssen und Bächen vorhanden, um es zu entnehmen, ohne den Bächen und ihrer Flora und Fauna Schaden zuzufügen. Manche Bäche sind auch schon trockengefallen. Etliche Landratsämter in Südbaden haben die Wasserentnahme daher bereits verboten oder eingeschränkt.

Der Plan: Baggersee als Fließgewässer anzapfen

Das Wasser für die Landwirtschaft im südlichen Breisgau soll daher aus dem knapp 10 Klometer entfernten Kiessee Knobel kommen. Der speist sich aus dem mächtigen Grundwasserleiter des Rheintals. Laut Landratsamt kann das benötigte Wasser dort entnommen werden, ohne dass sich der Grundwasserspiegel spürbar senkt.

Damit soll ein großes Gebiet beregnet werden: Mehr als 1.500 Hektar zwischen Bad Krozingen, Eschbach, Heitersheim und Staufen. Dort brauchen rund 800 verschiedene Grundstückeigentümer insgesamt circa 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr.

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Neue gemeinsame Struktur zur Beregnung der Felder

Um die Landwirtschaft in der Region zu sichern und den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken, sollen sich verschiedene Akteure zusammenschließen und einen Wasserbereitstellungs- und Beregnungsverband gründen. Das schlägt das Landratsamt vor, um die Interessen von Landwirten, Kommunen und Klimaschutz unter einen Hut zu bekommen. Er wäre die erste Neugründung eines solchen Verbands seit mehr als 50 Jahren in Baden-Württemberg, sagt der Erste Landesbeamte beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald Martin Barth.

Die Zeit drängt

Noch ist aber nichts entschieden. Die jeweiligen Gemeinderäte müssen den Vorschlag erst beraten. Am 27. September ist in Bad Krozingen eine große Infoveranstaltung für Landwirte und Gemeinden geplant. Noch in diesem Jahr könnten die Verbände gegründet werden und im kommenden Jahr an die Umsetzung gehen - ein ambitionierter Zeitplan, aber die Zeit drängt.

"Es ist wichtig, dass die Kommunen auf die Beregnung auch einen gewissen Einfluss haben: Wann wird beregnet? Wie viel? Auf welchen Flächen? Das können wir in dieser Konstruktion sehr gut machen und insofern glaube ich, dass wir hier erfolgreich sein können."

Zielkonflikte im Verband ins Gleichgewicht bringen

Zu den Klimaanpassungsstrategien gehört einerseits das Grundwasser zu schonen und andererseits trotzdem die Landwirte zu unterstützen. Denn auch wenn es im Rheintal einen sehr großen Grundwasserkörper gibt, gilt es sorgsam mit der Ressource Wasser umzugehen. Auch der Transport und das Pumpen des Wassers kosten Energie. Die Bewässerung soll demnach sparsam und computergesteuert dosiert werden.

Gelingt das, könnten auch andere Regionen dem Beispiel folgen. Denn der Klimawandel betrifft das ganze Land. Statt aus dem Baggersee, müsste man das Wasser andernorts aber wohl aus Brunnen pumpen, die vielerorts noch fehlen.

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