Seit September vergangenen Jahres wurden Fahrgäste der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) immer wieder von Zugausfällen überrascht. Wegen des Tarifkonflikt hatte die Lokführergewerkschaft GDL den SWEG-Konzern wiederholt kurzfristig bestreikt. Vor allem in Stuttgart kam es dadurch zu erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr.
Nun haben die GDL und die SWEG mit Sitz in Lahr (Ortenaukreis) eine Einigung erzielt, wie die Gewerkschaft und das landeseigene Bahnunternehmen am Mittwoch gemeinsam mitteilten. Demnach sollen die Monatstabellenentgelte der Lokführer bei der Tochtergesellschaft SWEG Bahn Stuttgart (SBS) rückwirkend zum 1. Januar 2022 um 4,8 Prozent erhöht werden. Für den SWEG-Mutterkonzern seien die gleichen Entgelte vereinbart worden, dort gelten sie ab Inkraftreten des Tarifvertrags zum 1. Mai 2023. In beiden Unternehmen erhalten die GDL-Mitglieder im Mai zusätzlich 1.000 Euro als Inflationsausgleich.
Änderungen auch beim Thema Arbeitszeiten
Weitere Anpassungen seien ab November dieses Jahres möglich, wenn Tarifverhandlungen der GDL mit anderen Bahnunternehmen erfolgreich waren, hieß es. Bei den Arbeitszeiten könnten GDL-Mitglieder künftig wählen zwischen den bisherigen Regelungen der SWEG und Regelungen, welche die GDL bei anderen Bahnunternehmen erzielen konnte.
SWEG-Chef: "Harte, aber faire Verhandlungen"
Zuletzt hatte es ein Schlichtungsverfahren gegeben, das beide Tarifpartner positiv bewerteten. Schlichter waren Rezzo Schlauch (Grüne) für die Arbeitgeberseite und Matthias Platzeck (SPD) für die Gewerkschaft. Die Verhandlungen seien in der Sache hart, aber stets fair und sachlich geführt worden, sagte SWEG-Chef Tobias Harms. Beide Seiten hätten Zugeständnisse machen müssen.
Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky sagte zum Tarifabschluss, dass die GDL-Mitglieder nun in den marktüblichen Tarifverträgen angekommen seien.
Verkehrsminister Hermann begrüßt Einigung
Auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) freute sich über die Einigung. Den Nutzen hätten die Fahrgäste, die nach den wiederholten Streikaktionen in den vergangenen Monaten jetzt wieder ein gutes und verlässliches Angebot im regionalen Bahnverkehr der SWEG in Anspruch nehmen könnten.
GDL wollte Tarifvertrag für den gesamten SWEG-Konzern
Hintergrund der Auseinandersetzung war, dass die GDL nicht nur für die frühere Abellio Rail Baden-Württemberg (heute SBS), sondern für den gesamten SWEG-Konzern einen Tarifvertrag für die mehr als 500 Eisenbahner aushandeln wollte. Insgesamt zählt der Konzern 1.800 Beschäftigte. Die SWEG lehnte das ab. Die Abellio-Tochter war Ende 2021 in finanzielle Schieflage geraten. Die landeseigene SWEG hatte das Unternehmen daraufhin für zunächst zwei Jahre übernommen.
Ursprünglich wollte die SWEG auch dauerhaft die Abellio-Anteile behalten. Nach den Streiks durch die GDL kündigte die SWEG allerdings an, sich auf die neue Ausschreibung des ehemaligen Abellio-Netzes nicht mehr zu bewerben und das daraus entstandene Tochterunternehmen SBS wieder abzustoßen.