Nach mehr als dreißig Jahren Planungsphase und Standortsuche ist heute auf dem Baugelände im Rottweiler Esch der Spatenstich für die neue Justizvollzugsanstalt (JVA) gemacht worden. Zum zeremoniellen Baubeginn für das 280 Millionen Euro teure Projekt waren auch Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) und Danyal Bayaz (Grüne), der Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, eingeladen. Ursprünglich war der Baubeginn erst für Herbst geplant. Seit Anfang Juni werden die Arbeiten auf dem Gelände jedoch schon vorbereitet. Die neue JVA in Rottweil soll 2027 fertiggestellt werden.
So soll die neue Justizvollzugsanstalt aussehen
Das neue Rottweiler Gefängnis soll auf einer Fläche von fast 26.000 Quadratmetern künftig Platz für 502 Häftlinge bieten. Geplant sind auch 52 Hafträume, die barrierefrei ausgebaut werden. Die Gebäude sollen insgesamt in 18 Nutzungsbereiche unterteilt werden.
Fast klimaneutraler Gefängnisbau
Besonderen Wert hatte man in der Planung des Neubaus auf die energetische Ausstattung gelegt. Mit dem neuen Gefängnis werde man, ausgehend von den aktuellen Gebäudeenergiestandards, die gesetzlichen Vorgaben etwa um 30 Prozent übertreffen, heißt es vom Landesbetrieb Vermögen und Bau. Für einen nahezu klimaneutralen Bau soll unter anderem der Einbau einer Wärmepumpe mit Hackschnitzeln sorgen. Darüber hinaus sind Biodiversitätsdächer mit Photovoltaikmodulen auf den Gebäuden geplant. Die Leistung der Photovoltaikanlagen wird mit rund 1,8 Megawatt veranschlagt.
JVA Rottweil deutlich teurer als geplant
Ursprünglich waren die Kosten für das neue Gefängnis mit 120 Millionen Euro angesetzt worden. Ein paar Jahre später mussten die Kosten, die vom Land Baden-Württemberg getragen werden, bereits um das doppelte, auf 240 Millionen Euro nach oben korrigiert werden. Durch die gestiegenen Energie- und Materialkosten auch infolge des Krieges in der Ukraine war die Summe 2022 dann noch einmal auf 280 Millionen Euro erhöht worden.
Vor zwei Jahren hatte sich das Land zudem kurz vor Baubeginn von dem Architekturbüro in München, das mit dem Gefängnisbau beauftragt war, getrennt. Als Begründung wurden inhaltliche Differenzen und zeitliche Verzögerungen angegeben.
Standortsuche ab 2012
Gleich mehrere Städte und Gemeinden hatten sich bei der Standortsuche im Jahr 2012 für den geplanten Neubau beworben. Darunter die Stadt Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) mit einem Gelände in der Nähe der Gemeinde Tuningen und die Stadt Meßstetten (Zollernalbkreis), die das neue Gefängnis auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände errichten wollte. Für Rottweil, das sich gleich mit vier möglichen Standorten beworben hatte, habe man sich aus mehreren Gründen entschieden, erklärte der ehemalige Justizminister Rainer Stickelberger im Juli 2015 seine Entscheidung.
Gründe für den Standort Rottweil
Für den Standort Rottweil habe unter anderem die Nähe zu den Landgerichten in Rottweil, Waldshut-Tiengen, Hechingen und Konstanz gesprochen. In diesem Zusammenhang waren auch die gute Verkehrsanbindung von Rottweil an die Bundesstraße 27 und die Autobahn 81, sowie der besser erschlossene Personennahverkehr in die Entscheidung mit eingeflossen. Denn dadurch sei es Familienmitgliedern und Freunden leichter möglich, Inhaftierte zu besuchen und die Transporte, beispielsweise zu Gerichtsterminen, seien dadurch auch deutlich günstiger möglich.
Schließung alter Gefängnisstandorte
Ganz entscheidend sei auch die Personalfrage in die Standortbestimmung damals eingeflossen. Denn mit Eröffnung des neuen Gefängnisbaus werden auch Entscheidungen über die bisherigen Gefängnisstandorte in Rottweil, Villingen, Waldshut-Tiengen und Oberdorf am Neckar fällig, die längst nicht mehr den Ansprüchen moderner Haftanstalten genügen. Über mögliche Schließungen soll in den kommenden Monaten entschieden werden, so die Pressesprecherin des Justizministeriums Baden-Württemberg. Durch den Bau in Rottweil könne man das Personal der anderen Gefängnisse in der Region deutlich sozialverträglicher im Neubau weiter beschäftigen.
Im September 2015 hatten auch die Rottweiler in einem Bürgerentscheid dem Bau der neuen Vollzugsanstalt auf ihrer Gemarkung zugestimmt.