Viele Gemeinden müssen sich noch vor den Risiken von Starkregen schützen. Hohberg im Ortenaukreis ist da ein Vorbild.

Ein Vorbild für andere Gemeinden

Gefahren von Starkregen: Hohberg ist gut vorbereitet

Stand
Autor/in
Christine Veenstra
SWR Aktuell, Logo

Gegen die Gefahren von Starkregen sind in Südbaden viele Kommunen noch nicht gut gewappnet. Regierungspräsident Gabbert hat jetzt Hohberg besucht - eine Gemeinde, die Vorbild ist.

Der Freiburger Regierungspräsident Carsten Gabbert hat sich am Mittwoch im Ortenaukreis über Projekte zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen informiert. Beim Hochwasserschutz passiere in der Region sehr viel, sagte Gabbert zum Auftakt seiner Tour in der Gemeinde Hohberg. In Sachen Starkregen-Risikomanagement ist aber wohl noch Luft nach oben. Viele Gemeinden seien da noch nicht so aktiv, so Manuel Winterhalter-Stocker, Leiter der Abteilung Umwelt beim Regierungspräsidium. Anders sieht es in dem kleinen Hohberg aus.

Eine Wiese unterhalb dieses Spielplatzes hat die Gemeinde Hohberg als Not-Retentionsfläche bei Starkregen eingerichtet. Im Krisenfall soll über unterschiedliche Kanäle jede Menge Wasser hierher umgeleitet werden.
Eine Wiese unterhalb eines Spielplatzes hat die Gemeinde Hohberg als Not-Retentionsfläche bei Starkregen eingerichtet. Im Krisenfall soll über unterschiedliche Kanäle jede Menge Wasser hierher umgeleitet werden.

Die Kanalisation überlastet, Straßen unbefahrbar, überall Schlamm: Hohberg hatte das 2018 bei einem Starkregen erlebt. Die Gemeinde kam bei diesem Extremwetter-Ereignis mit einem blauen Auge davon. Doch im Rathaus hatte man die Warnung verstanden.

"In diesem Jahr hätte es den Ortsteil Diersburg schon zwei Mal erwischt, wenn wir nicht die Rückhaltebecken gebaut hätten", sagt Bürgermeister Andreas Heck am Mittwoch beim Termin mit Vertretern des Regierunspräsidiums.

Wie gefährdet sind öffentliche Einrichtungen?

Mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg hat die Gemeinde ein Konzept erstellen lassen, das helfen soll, Starkregen-Risiken zu managen. Dazu gehört eine Gefahrenkarte, die zeigt, wo sich bei extremem Regen in kürzester Zeit viel Wasser sammeln würde und wie es sich an der Oberfläche bewegt. Es wurde geschaut, wie stark öffentliche Einrichtungen gefährdet sind überflutet zu werden - beispielsweise Altenheime und Kindergärten, aber auch Trafostationen und wichtige Verbindungsstraßen. Dann hat man überlegt, was dagegen getan werden kann.

Anders als bei einem Fluss-Hochwasser, das durch langanhaltende Niederschläge und Schneeschmelze entsteht und absehbar ist, sind die Vorwarnzeiten für Starkregen-Katastrophen äußerst kurz. "Man muss Vorsorge treffen, man kann kaum reagieren", sagt Torben Otte, Referatsleiter Gewässer und Boden beim Regierungspräsidium Freiburg.

Vor Polizeirevier, Rathaus und Seniorenzentrum sammelt sich das Wasser

Die Gemeinde Hohberg weiß inzwischen, dass Polizeirevier, Rathaus und ein Seniorenzentrum bei Starkregen besonders überflutungsgefährdet wären. In Risikosteckbriefen können Experten vor Ort sehen, durch welche Eintrittsstellen im Ernstfall Wasser in die Gebäude dringen würde, wie tief es die Gebäude fluten würde und wohin die Menschen dann ausweichen könnten. Solche Informationen sollen nun in Einsatzpläne für den Katastrohenfall einfließen. Das Starkregenrisikomanagement-Konzept hat die Gemeinde selbst 16.000 Euro gekostet. 40.000 Euro hat das Land dazu gegeben.

Bauliche Maßnahmen, die in bestimmten Gebieten Flutschäden verhindern sollen, wurden inzwischen auch schon umgesetzt. An zwei Orten in der Gemeinde gibt es inzwischen Not-Retentionsräume. Dorthin kann eine Menge Wasser umgeleitet werden. Außerdem weisen Hinweisschilder auf besondere Gefahren an Unterführungen hin.

Expertinnen und Experten des Landes und der Kommune haben am Konzept zum Starkregenrisikomanagement für Hohberg mitgearbeitet. Der Freiburger Regierungspräsident Carsten Gabbert hat am Mittwoch eine der umgesetzten Maßnahmen besichtigt.
Expertinnen und Experten des Landes sowie der Kommune haben am Konzept zum Starkregen-Risikomanagement für Hohberg mitgearbeitet. Der Freiburger Regierungspräsident Carsten Gabbert hat am Mittwoch eine der umgesetzten Maßnahmen besichtigt.

Beratung und Informationen für Privatleute

Für Privatleute bietet die Gemeinde zumindest Beratung an. Vorsorge treffen müssen sie selbst. Mit den Gefahrenkarten und den gesammelten Informationen gibt es dafür aber schonmal eine hiflreiche Grundlage.

"Andere Gemeinden aus dem Ortenaukreis kontaktieren uns inzwischen, um sich zu informieren", sagt Hohbergs Bürgermeister Andreas Heck. Und der Leiter der Abteilung Umwelt beim Regierungspräsidium Freiburg Manuel Winterhalter-Stocker bestätigt: "Viele Gemeinden sind da noch nicht so aktiv. Es war nicht so einfach im Kreis ein gutes Beispiel für das Starkregenrisikomanagement zu finden."

Eine Wiese unterhalb dieses Spielplatzes hat die Gemeinde Hohberg als Not-Retentionsfläche bei Starkregen eingerichtet. Im Krisenfall soll über unterschiedliche Kanäle jede Menge Wasser hierher umgeleitet werden.
Eine Wiese unterhalb eines Spielplatzes hat die Gemeinde Hohberg als Not-Retentionsfläche bei Starkregen eingerichtet. Im Krisenfall soll über unterschiedliche Kanäle jede Menge Wasser hierher umgeleitet werden.

Nach seinem Besuch in Hohberg hat sich Regierungspräsident Carsten Gabbert in Seelbach ein Hochwasserrückhaltebecken angesehen, außerdem die Dammsanierung am Schutterentlastungskanal und den Rückhalteraum Elzmündung, ein Projekt des sogenannten Integrierten Rheinprogramms zum Hochwasserschutz am Rhein. 

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