Seit rund zwei Jahren treibt die nordafrikanische Ameisenart "Tapinoma magnum" ihr Unwesen im Baugebiet Mattenberg in Fischingen (Landkreis Lörrach). Die Anwohnerinnen und Anwohner in den betroffenen Straßen versuchen sich zumeist selbst zu helfen. Im Landratsamt Lörrach hat man Kenntnis von den Ameisen, doch entsprechende Schritte zur Bekämpfung werden bislang nicht eingeleitet.
Anwohner kämpfen seit Jahren gegen Ameisen
"Das ist kein Dauerzustand, die möchte man nicht in der Küche und im Esszimmer haben", sagt Werner Braun, ein Anwohner aus Fischingen. Seit rund zwei Jahren beschäftigen ihn die Ameisen. Zuerst waren sie auf dem Vorplatz und im Garten, dann auch in den eigenen vier Wänden.
Zurzeit sieht es so aus, als habe er den Kampf gegen die invasiven Insekten gewonnen. Eine Ameisenstraße bis in die Küche und ins Esszimmer sei mittlerweile passé, erzählt Braun. Seine Bekämpfungsmethoden: Ameisenfallen im Haus und heißes Wasser über die Ameisenhaufen im Garten gießen.
Anders sieht es bei Dieter und Sabine Schächtelin aus, die in derselben Straße wohnen. Sie versuchen die Ameisen um das Haus mit Gift zu bekämpfen. Doch nach zwei bis drei Tagen krabbeln die Tiere wieder unter der Terrasse hervor. "Eine Katastrophe", sagt Sabine Schächtelin. So gehe das schon den dritten Sommer in Folge.
Betroffene fordern Hilfe
Ihrer Ansicht nach sollte sich die örtliche Verwaltung um eine Lösung bemühen. "Ich würde mir mehr Unterstützung von der Gemeinde wünschen", sagt sie. Damit die Verwaltung jedoch aktiv werden kann - sprich flächendeckend Gift auf den Grundstücken und Gehwegen ausbringen - braucht es die Zustimmung aller Eigentümer und des Gemeinderats, erklärt Axel Moick, ehrenamtlicher Bügermeister der Gemeinde.
"Ein Schädlingsbekämpfer hat die Kosten solcher Arbeiten auf einen fünfstelligen Betrag geschätzt", sagt Axel Moick. Kosten, welche die kleine Gemeinde mit ihren rund 800 Einwohnerinnen und Einwohnern selbst tragen müsste.
Im Ortenaukreis haben die Behörden mittlerweile Alarm geschlagen. In Kehl haben sich die Tiere in Verteilerkästen eingenistet und damit für Strom- und Internetausfälle gesorgt. Dort ist mittlerweile die Rede von sogenannten Superkolonien. Denn die Ameisen der eingeschleppten Art bekämpfen sich Fachleuten zufolge nicht untereinander und breiten sich dadurch explosionsartig aus.
Anwohner vermuten verwendete Baumaterialien als Ursache
Im Baugebiet rund um die Straßen im Mattenberg und im Augster in Fischingen waren in der zweiten Jahreshälfte 2021 Glasfaserarbeiten abgeschlossen worden. Im Sommer darauf dann die Überraschung: kleine Sandhäufchen überall entlang der neu verlegten Pflastersteine.
Anwohner Werner Braun vermutet: Die verwendeten Baumaterialien, beispielsweise der Sand, könnten Ameiseneier enthalten haben. Dadurch könnten die invasiven Ameisen in die neue Umgebung eingeschleppt worden sein. Ob es wirklich der Sand war, der das Ameisenproblem verursacht hat - dafür gibt es keine offizielle Bestätigung.
Bürgermeister Axel Moick entkräftet die Spekulationen. Dass die Ameisen durch den Breitbandausbau nach Fischingen gekommen seien, hält er für ein Gerücht, dass sich hartnäckig hält. Der Sand würde im ganzen Landkreis verwendet werden. Außerdem sei der Sand in einem Neubaugebiet in Fischingen eingesetzt worden. Probleme mit den invasiven Ameisen gebe es dort allerdings nicht.
Verwaltung sieht bislang keinen Handlungsbedarf
Die Ameisenart "Tapinoma magnum" steht derzeit auf der Beobachtungsliste der gebietsfremden Arten des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Wird eine Tierart so eingruppiert, werden sie lediglich erforscht und beobachtet. Der Kenntnisstand über die invasive Art sei zu gering, schreibt die Behörde. Nach diesen Kriterien bewertet auch das Landratsamt Lörrach die Situation und sieht daher keinen Handlungsbedarf.
Sabine Schächtelin hingegen wünscht sich mehr Unterstützung im Kampf gegen den Eindringling. Sie sieht lediglich eine flächendeckende Bekämpfung als zielführend an. "Es muss etwas getan werden", sagt sie.