Hoher Anteil von Nichtschwimmern

Neu in Freiburg: Schwimmkurs für geflüchtete Kinder

Stand
Autor/in
Jasmin Bergmann
Jasmin Bergmann

Viele Kinder von Geflüchteten können nicht schwimmen. Speziell für sie gibt es in Freiburg jetzt einen kostenlosen Schwimmkurs. Ein Pilotprojekt.

Kindern von Geflüchteten den Zugang zum Schwimmen erleichtern - dafür gibt es in Freiburg gibt nun jeden Mittwoch einen speziellen Kurs. Denn diese Kinder haben es nach Meinung von Beobachtern besonders schwer, schwimmen zu lernen. Dazu kommt, dass es diesen Sommer viele Badeunfälle mit Nichtschwimmern in Südbaden gegeben hat.

In Freiburg gibt es jetzt einen Schwimmkurs speziell für geflüchtete Kinder.
Den Kindern macht der Schwimmunterricht sichtlich Spaß.

Carsten Simmes ist auf dem Weg zum kleinen Schwimmbecken. Voll bepackt mit gelben Schwimmnudeln, bunten Wasserbällen und einer aufgeblasenen Luftmatratze. Auf die klassische Trillerpfeife, wie man sie von Schwimmlehrern kennt, verzichtet er. Denn auch er als Lehrer steigt heute ins Becken. Seine heutigen Schülerinnen und Schüler sind Flüchtlingskinder aus Freiburg.

Kinder von Geflüchteten haben wenig Erfahrung mit Wasser

Jedes Kind bekommt eine gelbe Schwimmnudel unter die Arme geklemmt. Und dann geht es ab ins Wasser. Sie strampeln mit den Füßen - Carsten Simmes ist immer vor ihnen im Wasser, bereit einzugreifen. Die Kinder können nicht schwimmen, sie waren - wenn überhaupt - nur vereinzelt schon mal mit ihren Eltern im Schwimmbad. Und trotzdem: "Sie haben keine Hemmungen ins Wasser reinzugehen, ich muss sie eher bremsen", sagt Simmes am Beckenrand, während ihm Wassertropfen übers Gesicht laufen.

Geflüchtete Kinder haben weniger Möglichkeiten Schwimmen zu lernen.

Einmal in der Woche, jeden Mittwoch, gibt Carsten Simmes von der CSI-SwimAcademy diesen Schwimmkurs. Vorerst begrenzt auf sieben Kurse - in den Schulferien wird pausiert.

Sandra Prediger, Gründerin der Predigerstiftung, über das neue Schwimm-Angebot:

Die Kinder, die an diesem Mittwoch da sind, sprechen kaum Deutsch. Kommunizieren geht dann nur mit den Händen und der Gestik. "Wir haben dann schon das Problem, dass einige Kinder manche Sachen nicht verstehen", sagt Simmes. Die Sprachbarriere ist laut ihm auch einer der Gründe, wieso viele geflüchtete Kinder bislang nicht schwimmen gelernt haben.

Ebenfalls ein möglicher Grund: mangelnde Integration, zum Beispiel in der Schule oder dem Kindergarten. Die Kinder würden lieber mit anderen geflüchteten Kindern schwimmen lernen als beispielsweise mit einer Gruppe in der Schule, beobachtet Simmes.

In Freiburg gibt es jetzt einen Schwimmkurs speziell für geflüchtete Kinder.
Für die Kinder ist der Schwimmkurs kostenlos. Die Kosten übernimmt die Predigerstiftung in Freiburg.

Schwimmkurs ist ein kostenloses Angebot

"Die Idee ist entstanden, weil geflüchtete Kinder womöglich noch weniger Zugang zu Schwimmkursen haben", sagt Sandra Prediger, Gründerin der Predigerstiftung in Freiburg. Die Stiftung setzte die Idee um und übernimmt die Kosten für die Schwimmkurse in Höhe von gut 1.200 Euro.

Wieso ein gesonderter Schwimmkurs für geflüchtete Kinder? "Ich glaube, dass geflüchtete Kinder nochmal ganz anders angesprochen werden müssen", sagt Prediger. Um den Kontakt zu den Kindern herzustellen, arbeitet die Stiftung mit dem Amt für Migration zusammen.

Wir sind der Meinung, dass Schwimmen ein Teil von Integration ist.

Badeunfälle zeigen Notwendigkeit

Die vielen Badeunfälle in diesem Sommer in Südbaden haben ihre Entscheidung nochmal bestärkt. "Wir wollen nicht, dass Menschen sterben, weil sie ertrinken. Wir haben in Freiburg Bäder, wir können den Kindern und Jugendlichen Schwimmen beibringen und das sollten wir auch tun", sagt Sandra Prediger.

In dem Pilotprojekt wollen sie auch herausfinden, was es für mögliche Herausforderungen gibt - zum Beispiel Badekleidung. Denn, wie sie feststellen mussten: Nicht alle Kinder, die zum Schwimmkurs kommen, besitzen einen Badeanzug oder eine Badehose.

Die Regio Bäder GmbH in Freiburg unterstützt das Projekt, stellt beispielsweise das Faulerbad zur Verfügung. "Wir versuchen jedes Jahr neue Kurse zu schaffen - auch für spezielle Gruppen", sagt Geschäftsführer Matthias Müller. Schwimmkurse seien vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund wichtig, denn viele könnten aufgrund ihrer Herkunft nicht schwimmen. Und genau das soll das neue Angebot ändern.

Weitere Schwimm-Themen

Region Stuttgart

Wochenrückblick Stuttgart Warum können viele Kinder nicht schwimmen?

Immer wieder verunglücken Kinder beim Schwimmen. Während jeder Vorfall ein tragisches Schicksal darstellt, stellt sich die Frage: Wie kommt es zu diesen furchtbaren Unfällen?

SWR4 am Abend SWR4

Hohentengen

Lebensmittelpunkt am Hochrhein Ein eiskaltes Ritual: Für diesen Schwimmer ist der Rhein im Winter am schönsten

Baden? Am liebsten im Winter! Mit Neoprenanzug und knalloranger Mütze schwimmt Konrad Richter aus Hohentengen fast täglich im Rhein. Im eiskalten Wasser tankt er Ruhe und Kraft.

Landesschau Baden-Württemberg SWR BW

DLRG-Statistik für Baden-Württemberg 41 Menschen bei Badeunfällen im Jahr 2024 gestorben - mehr als im Vorjahr

Allein im August starben 14 Menschen beim Baden. Deutschlandweit war die Mehrheit der Verunglückten männlich. Was die häufigsten Ursachen sind und wo die meisten Unfälle passieren.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.