Von Offenburg zum Bodensee, durch 39 Tunnel und über 650 Höhenmeter führt die badische Schwarzwaldbahn quer durch Deutschlands größtes Mittelgebirge. Bis heute gilt die Strecke als Meisterleistung der Ingenieurskunst und war Vorbild für einige Gebirgsbahnen auf der ganzen Welt. Im 19. Jahrhundert erschloss sie Gemeinden, die bis dahin nur mit dem Pferdefuhrwerk erreichbar waren, und gab Tourismus und Industrie einen entscheidenden Schub. Bis heute bringt diese besondere Bahn Reisende aus aller Welt in den Schwarzwald.
Tunnel statt Brücken: Eisenbahnpionier Gerwig plante Schwarzwaldbahn
Am 10. November 1873 wurde die kurven- und tunnelreiche Strecke laut DB Regio offiziell für den Verkehr freigegeben. Der verantwortliche DB-Regio-Manager Dirk Andres hebt die Verdienste von Eisenbahnpionier Robert Gerwig (1820-1885) hervor, der die Bahn im damaligen Großherzogtum Baden plante. "Gerwig hat die Strecke an den Berg gelegt. Er hat Brücken weitestgehend vermieden und Tunnel gebaut", erzählt Andres. Der Bahnbauer habe zu Fuß Täler und Berge erkundet, um sich ein Bild zu machen.
1865 begannen die Bauarbeiten im Streckenabschnitt Offenburg - Hausach. Dort fuhren ein Jahr später schon die ersten Züge. Die Fertigstellung der schwierigen Gebirgsstrecke Hausach - Villingen dauerte länger. Sie wurde erst nach dem Krieg am 10. November 1873 durchgehend geöffnet.
Gerwig zog die Strecke mit sogenannten Kehrschleifen in die Länge, um die knapp 450 Höhenmeter zwischen Hornberg (Ortenaukreis) und St. Georgen (Schwarzwald-Baar-Kreis) zu überwinden. "Er hat für elf Kilometer Luftlinie 26 Kilometer Strecke trassiert", resümiert Andres. Kurvenreich windet sich die Bahn immer noch durch die Ferienregion.
ICE-Züge auf der Trasse unterwegs
Anlässlich des runden Jubiläums hat die Deutsche Bahn erstmals ICE-Züge auf der Trasse fahren lassen. Mit der ICE-Verbindung war es möglich gewesen, in den Sommermonaten an bestimmten Tagen ohne Umsteigen von Hamburg bis an den Bodensee und zurück zu fahren. Der ICE T mit Neigetechnik hielt auf dem Weg nach Süden unter anderem in St. Georgen, Villingen, Donaueschingen, Singen und Radolfzell. Ob es weitere ICE-Fahrten über die Schwarzwaldbahn in den kommenden Jahren geben werde, hänge unter anderem von der Verfügbarkeit passender Fahrzeuge ab, so eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Entscheidungen gebe es bisher nicht.
Schwarzwaldbahn verbindet Generationen
Die Schwarzwaldbahn ist für viele Anwohnerinnen und Anwohner nicht mehr wegzudenken. Direkt an den Gleisen in Gutach (Ortenaukreis) liegt zum Beispiel der Hof der Familie Moser. Die Schwarzwaldbahn ist für sie wie ein Nachbar, den sie in- und auswendig kennen. "Am Morgen, wenn man aufwacht, und die Bahn blinkt und zischt, dann wissen wir: Es ist frostig kalt", erzählt Martin Moser. Die Geschichte des Familienhofs ist eng mit der Schwarzwaldbahn verbunden. Zum Ende des 1. Weltkriegs geriet auf der Bahnstrecke ein Munitionszug in Brand. Granaten explodierten, der Hof brannte ab. "An der Bahn zu wohnen im Krieg, war immer ein gravierender Nachteil, muss man dann auch sehen", so Moser weiter.
Die Bahn baute den Hof wieder auf. An die Katastrophe erinnern noch heute zwei Granaten aus Holz an der Eingangstür des Hofes. Und die Familie lernte, mit der Bahn als Nachbarn zu leben.
Anwohner mit Lärmbeschwerden
Die Züge sind inzwischen zwar moderner und sauberer, aber es läuft nicht überall rund. Vor zwei Jahren wurde die Strecke aufwendig saniert, danach verschlissen die Räder der Züge zu stark. Die Bahn besserte nach. In Gutach gibt es aber immer noch Probleme. Anwohner klagen über laute Fahrgeräusche. "Der Bahnlärm ist deutlich stärker geworden", berichtet Martin Moser. Dies beteffe aber nur die roten Züge der Schwarzwaldbahn, der ICE im Sommer sei ganz leise, wie auf leisen Sohlen gefahren. Die Deutsche Bahn beteuert, dass sie an einer Lösung arbeitet. Die Radsätze der Doppelstockzüge sollen schrittweise erneuert werden.
150 Jahre Schwarzwaldbahn Die Schwarzwaldbahn – Vorbild für Gebirgsbahnen weltweit
Am 10. November 1873 wurde die Schwarzwaldbahn für den Verkehr freigegeben: Von Offenburg bis zum Bodensee führt sie durch Deutschlands größtes Mittelgebirge.