"Keiner schreibt für sich allein", eröffnete Prof. Dr. Werner Frick als Moderator die Veranstaltung in der Universität Freiburg. Anschließend sprach er mit Nils Petersen über dessen Buch "Bank-Geheimnis - Selbstgespräche eines Fußballprofis". Der Ex-Fußballprofi und nun auch Autor ist am Donnerstagabend mit Volker Finke, dem ehemaligen Cheftrainer des SC Freiburg, Helen Breit, von Supporter Crew Freiburg e.V. sowie Prof. Dr. Magnus Striet, vom Lehrstuhl für Fundamentaltheologie, in den Austausch gekommen. Alle Gäste haben Ihre Eindrücke zum Buch geschildert. Rund 200 Menschen waren im Hörsaal dabei. Im Anschluss konnten sie Petersen höchstpersönlich Fragen stellen und Autogramme erhalten.
Obwohl in der Veranstaltungsreihe "Bücher, über die man spricht" eher wissenschaftliche Werke diskutiert werden, passt Petersens Buch laut Frick trotzdem gut in den Hörsaal. Es beinhalte viel Nachdenklichkeit und Reflexion, sagte Frick. "Fußball an der Universität fühlt sich surreal an", scherzt Petersen: "Fußballer sind nicht gerade bekannt für das Bücherschreiben."
Problematische Punkte im Profifußball
Die in den letzten 30 Jahren immer weiter steigenden Gehälter der Profifußballer, die Spekulationen um ablösefreie Spielerwechsel und die Durchkapitalisierung des Fußballs - das sind unter anderem Entwicklungen im Profifußball, die Nils Petersen in seinem Werk anspricht. Volker Finke betont: "Es ist schön, dass er ein paar Dinge benennt, die sonst nicht genannt werden." Petersen beschreibt eindrücklich, wie oft er damit gehadert hatte, beim SC nicht in der Start-Elf zu sein. Der Rekord für 34 Bundesliga-Tore nach Einwechslung und damit erfolgreichster Joker der Bundesliga-Geschichte hingegen mache ihn stolz.
Nils Petersen kritisiert die wachsende Kommerzialisierung im Profifußball:
Petersen und Finke kritisieren das DFB-Team
Wenige Monate vor der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land, liefert die deutsche Fußballnationalmannschaft nicht ab. Im letzten Testspiel des Jahres verliert die Mannschaft 0:2 gegen Österreich. Auch von den Freiburgern Petersen und Finke wurden die Ergebnisse am Donnerstagabend kritisiert.
In Anlehnung an seinen ehemaligen Mannschafts-Kollegen Matthias Ginter sagte Petersen zum Kader: "Vielleicht würde es der Mannschaft gut tun, wenn Spieler aus Freiburg dabei sind." Rekordcoach Volker Finke versteht die Spieler-Nominierungen vom DFB-Trainer Julian Nagelsmann ebenfalls nicht: "Noch spritziger und schneller wird er nicht in dem Alter. Aber natürlich kann Ginter Stammspieler sein, wenn Hummels Stammspieler ist."
Nach 16 Jahren Profifußball steht er als Autor im Mittelpunkt
Statt Teamplayer ist Nils Petersen nun mit dem Buch zum Einzelspieler geworden - eine Rolle im etwas anderen Rampenlicht, an die er sich noch gewöhnen müsse. Sein Leben als Profispieler im Ruhestand habe sich der 34-Jährige etwas anders vorgestellt. Momentan bleibe nicht gerade viel Zeit zum Füße hochlegen, sagte Petersen. Für seine Buch-Vorstellungen und Vorträge ist er in ganz Deutschland unterwegs, zum Beispiel war er auch auf der Frankfurter Buchmesse.
Was man von Nils Petersen als nächstes erwarten kann:
Den nötigen Freiraum zu haben und einen eigenen Terminkalender zu führen, genieße er dennoch. Und im Stadion? Da schaue er als Fan von der Tribüne aus zu - statt wie so oft vom Spielfeldrand. Seine Mitspieler und alle anderen im Verein vermisse er zwar, aber auf lange Sicht sehe er sich eh wieder beim Sportclub, sagte Petersen am Donnerstag.
Fan bedankt sich für Gänsehaut-Momente
Zum Ende der Buch-Veranstaltung bedankte sich ein langjähriger SC-Fan aus dem Plenum bei Nils Petersen persönlich - für die vielen "Gänsehaut-Momente". Nicht nur für die Tore und das emotionale Auf und Ab, auch für das Bleiben nach Freiburgs Abstieg in die zweite Liga 2015. Für Helen Breit, Vorsitzende für Fanpolitik der Supporters Crew Freiburg e.V., kommt die Auseinandersetzung mit der Fan-Kultur im Buch etwas zu kurz. Besonders für junge Fußballfans sei die geerdete und ehrliche Art von Petersen wichtig, merkt sie an, denn auch nach seinen acht Jahren im Club bleibe er eine Identifikationsfigur.