Lange Gesichter am Aschermittwoch in Wolfach (Ortenaukreis): Die Fastnacht ist vorbei. Die Mitglieder der Wäschergilde sind in schwarzer Trauerkleidung und mit bedrückter Miene durch das kleine Städtchen gezogen. Der Brauch lockt immer wieder viele Schaulustige an und hat in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum gefeiert.
SWR-Reporter Ulf Seefeldt hat in SWR1 Baden-Württemberg über die traditionelle Geldbeutelwäsche in Wolfach berichtet:
Narren sind pleite - große Trauer an der Klagemauer
20 Männer in schwarzen Fracks und schwarzen Zylindern auf dem Kopf sind durch die Wolfacher Fußgängerzone geschritten. Mit dabei: lange Bohnenstangen, an denen die während der Fasnet vollständig geleerten Geldbeutel und Wurzelbürsten hingen. Ihr Weg führte sie zum Finanzamt, wo sie an der Klagemauer um ihre leeren Geldbörsen trauerten. Danach ging es langsamen Schrittes zum Stadtbrunnen. Dort, vor den Augen von Hunderten Zuschauerinnen und Zuschauern, wurden die leeren Geldbeutel ausgewaschen und zum Trocknen aufgehängt - immer begleitet von den wehleidigen Blicken und dem Gejammer der Geldbeutelwäscher.
Lange Tradition - 100 Jahre Geldbeutelwäsche
Die Tradition der Geldbeutelwäsche in Wolfach hat eine lange Geschichte. Im Buch "Haslacher Leut': Geschichten aus Alt-Haslach und Umgebung" von Hansjakob Heinrich wurde die Tradition der Geldbeutelwäsche in Wolfach Mitte des 19. Jahrhunderts erstmalig erwähnt - so schreibt es die Wolfacher Narrenzunft auf ihrer Homepage.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde in Wolfach 1924 dann wieder Fastnacht gefeiert. Für die Wolfacher Narren jährt sich in diesem Jahr die Wiedergeburt der Geldbeutelwäsche zum 100. Mal. Ein Jubiläum, das trotz aller Trauer, auch ein Grund zum Feiern ist.