Außergewöhnlicher Einsatz in luftiger Höhe: Von Hand haben zwei ihrer Steinmetze jetzt eine aufwendig verzierte Kreuzblume auf die Spitze eines neuen Strebepfeilers gesetzt. Es war der letzte von 92 Einzelsteinen, die in den vergangenen Jahren in der Werkstatt des Münsterbauvereins aus rotem Sandstein gehauen wurden. Ein Meisterwerk, das sogar schon einen Preis gewonnen hat.
Das Besondere an dem Strebepfeiler: Er ist vollständig neu. Normalerweise versuchen die Steinmetze den alten Sandstein zu restaurieren, einzelne verwitterte Steine auszutauschen. Das war bei diesem Pfeiler nicht mehr möglich, da er viel zu sehr beschädigt war. Der neue Pfeiler hat seinen Platz auf dem Dach auf der Südseite des Münsters. Er ist fast elf Meter hoch und über 19 Tonnen schwer. Die einzelnen, aufeinandergesetzten Steine sind mit verschiedenen Ornamenten wie zum Beispiel Disteln und Efeu verziert. Für den Aufbau des Pfeilers wurde extra ein Kran auf dem Dach des Münsters montiert.
Fast zehn Jahre lang Planung und Bau des neuen Pfeilers
Bereits 2012 wurden die Reste des alten Original-Pfeilers von 1851 am Münster abgebaut. Der Sandstein zeigte massive Schäden. Die Münsterbaumeister hatten im 19. Jahrhundert mangelhaftes Steinmaterial für den Bau verwendet. Das, was noch übrig war, war stark verwittert. Für die Steinmetze des Freiburger Münsterbauvereins in diesem Jahrhundert eine echte Herausforderung! Der neue Pfeiler musste nach alten Fotos Schritt für Schritt möglichst so nachgebildet werden, dass er zum Gesamteindruck des alten Münsters passte.
Auszeichnung für umsichtige und kreative Arbeit
Das ist gelungen. Der neue Strebepfeiler steht. Kreuzblume und Spitze wurden mit heißem Blei fest verbunden. Dompfarrer Alexander Halter spendete direkt auf dem Dach des Münsters seinen Segen für das neue Prunkstück. Der gelungene Neubau hat sogar schon eine Auszeichnung gewonnen. Auf der Denkmalmesse in Leipzig am 8. November wurde die Arbeit der Freiburger Steinmetze mit dem "Peter Parler-Sonderpreis der Bauhütten" geehrt.
1,3 Millionen Euro gestiftet und gespendet
1,3 Millionen Euro hat der Neubau gekostet. Finanziert wurde er durch Stiftungen, aber auch durch viele Spenderinnen und Spender. Sie stehen für Münsterbaumeisterin Anne-Christine Brehm in einer langen Tradition: Schon im Mittelalter hatte die Bürgerschaft den Bau des Münsters ermöglicht. Der Münsterbauverein hofft, dass auch in Zukunft weiter großzügig gespendet wird, denn auf dem Münsterdach befinden sich noch weitere sechs Strebepfeiler in schlechtem Zustand. Den neuen Pfeiler können die Bürgerinnen und Bürger erst im Januar vollständig bewundern. Dann soll das Gerüst, das den Neubau bislang umstellt hat, endgültig abgebaut sein.