Der im Elsass entwickelte Zug "Draisy" soll stillgelegte Bahnstrecken wiederbeleben und für Mobilität im ländlichen Raum sorgen. Der kleine und vergleichsweise kostengünstige Zug könnte unter Umständen auch in Baden-Württemberg zum Einsatz kommen.
Klimafreundlicher ÖPNV im ländlichen Raum
Bahnschienen stillgelegter Strecken durchziehen die Landschaft im Elsass, auch zwischen Sélestat und Saint Maries aux Mines. Seit mehr als 40 Jahren werden hier keine Fahrgäste mehr befördert, die Menschen sind auf das Auto umgestiegen. Nun wollen Lokalpolitiker die Strecke mit einem attraktiven Angebot wiederbeleben. Die Hoffnung, so Patrick Barbier, parteiloser Bürgermeister aus Muttersholtz, "wenigstens einen Teil des Verkehrs wieder auf die Schiene zu verlagern."
Das soll mit dem neuen Zug-Typ "Draisy" gelingen, an dem bereits seit drei Jahren geforscht und gearbeitet wird. "Draisy" ist ein Projekt, das im Rahmen eines Konsortiums aus vier Partnern unter der Leitung der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF durchgeführt wird: Beteiligt sind Lohr Industries, IBS (Ion Battery Systems), Stations-e und das Institut für technologische Forschung RAILENIUM.
2026 soll "Draisy" auf die Schiene
Im nächsten Jahr soll der erste Zug vom Typ "Draisy" fertig sein. Ab 2026 soll Draisy im Elsass unterwegs sein. Der Mini-Zug wird mit einem digitalen Führerstand und bordeigenen Systemen zur Überwachung des Bahnumfelds ausgestattet. "Draisy" wird zu 100 Prozent elektrisch und umweltfreundlich fahren - dank seiner Batterien mit einer Reichweite von 150 km und der Möglichkeit, sie an den Bahnhöfen entlang der Strecke schnell aufzuladen. Der Zug soll Platz für bis zu 80 Fahrgäste und 30 Sitzplätze bieten.
Elsässisches Pilotprojekt findet in Deutschland Anklang
Auch auf deutscher Seite gilt es, den Umstieg auf Bus und Bahn attraktiv und innovativ zu gestalten. Das grüne Verkehrsministerium in Baden-Württemberg sieht unter anderem Potenzial, mit "Draisy" stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren. Das sei eine interessante Idee insbesondere für Nebenstrecken mit wenig Verkehr, so Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Konkret könne er sich das beispielsweise auf der Strecke zum Maulbronner Kloster (Enzkreis) vorstellen, so Hermann, einer Stichstrecke, die ein paar Kilometer von der Hauptstrecke abgeht. Über die habe man sich schon viele Gedanken gemacht.
Ob "Draisy" dort oder auch anderswo die Lösung ist, wird man sehen. Jedenfalls will der Minister die weitere Entwichlung des elsässischen Minizugs in den nächsten Jahren genau verfolgen.
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