Nach Zeitumstellung

Freiburger Forschungsanstalt: Höheres Risiko für Wildunfälle auf den Straßen

Stand
Autor/in
Louise Schöneshöfer
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Die Zahl der Wildunfälle auf den Straßen steigt nach der Umstellung auf die Winterzeit deutlich. Eine Freiburger Wildtierexpertin zeigt, wie man sich am Unfallort zu verhalten hat.

Nun setzen sie wieder früher ein, die dunklen Abende. Die Zeitumstellung hat nicht nur Folgen für den Menschen, dem Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) mit Sitz in Freiburg zufolge ist damit das Risiko von Wildunfällen auf den Straßen deutlich höher. Der Grund: Rehe, Füchse und Wildschweine etwa richten sich nach der Dämmerungszeit, wenn sie beispielsweise auf der Suche nach Futter Straßen überqueren. Kommen aber Autos im Berufsverkehr wegen der Zeitumstellung plötzlich früher oder später als sonst, werden die Tiere überrascht und das Risiko, angefahren zu werden, steigt.

Ein bis zwei Monate könne es dauern, bis sich die Tiere auf den Rhythmus der Menschen wieder eingestellt hätten, so ein Wildtierexperte der FVA. Durch die Zeitumstellung verlagere sich außerdem der Zeitraum, in dem Rushhour und Dämmerung zusammenfallen.

Alle 90 Sekunden stirbt ein Wildtier auf deutschen Straßen

Etwa alle 90 Sekunden stirbt ein Wildtier auf deutschen Straßen - an Tagen nach der Zeitumstellung sind es sogar noch mehr Tiere. Im Frühling und im Herbst gibt es daher zwei deutliche Spitzen bei der Zahl der Wildunfälle, zeigen Daten des Fraunhofer-Instituts für Verkehrsforschung. Doch viele Wildunfälle - etwa die ohne Personenschaden - werden nicht gemeldet, die Dunkelziffer sei also hoch, so die FVA.

Prävention: Reflektoren laut Freiburger Wissenschaftlern nicht wirksam

Um Wildunfälle zu vermeiden, gibt es einige Ansätze: zum Beispiel sogenannte Querungshilfen - also Grünbrücken - die gebaut werden, damit Tiere sicher über die Straße kommen. Nicht jede Straße kann aber mit einer Grünbrücke ausgestattet werden, und eine solche Brücke ist gerade mal fünfzig Meter breit. Eine Straße erstreckt sich über mehrere Kilometer.

Wildwarnreflektoren am Straßenrand sind dagegen Standard und kommen seit rund 60 Jahren zum Einsatz. Sie sollen mit einem "bedrohlichem blauen Lichtband" nachts die Tiere abschrecken. Doch eine Studie der FVA zeigt, dass Rehe dadurch ihr Verhalten nicht ändern.

Auch sogenannte Wildwarnanlagen in Form von Tempolimit-Leuchtschildern warnen Autofahrer in Echtzeit, sobald die Kameras Tiere entdeckt haben. In einer Bewertungsstudie des Wildtierinstituts zeigt sich jedoch auch, dass der Effekt fraglich ist. Knackpunkt sei demnach, dass Autofahrer die Geschwindigkeit nicht reduzieren würden.

Ein Auto fährt an einem Leitpfosten vorbei, die mit blauen Wildwarnreflektor bestückt worden sind.
Aufgrund von Wildunfällen im Bereich einer Ortschaft hat die zuständige Landesstraßenbauhörde auf einer Strecke von 400 Metern die blauen Reflektoren anbringen lassen.

Schweizer Kanton setzt auf Plakate am Straßenrand

Weil es laut dem Schweizer Bundesamt für Umwelt allein im Kanton Schaffhausen fast jeden Tag zu einem Wildunfall kommt, haben Behörden im Herbst eine neue Plakatkampagne lanciert. Die Jagd- und Fischereiverwaltung will zusammen mit der Polizei den Tierschutz erhöhen und rät Autofahrern, insbesondere bei Warntafeln und an unübersichtlichen Stellen im Wald langsamer zu fahren.

Richtiges Verhalten nach Wildunfall

Langsamer fahren und so ein erfolgreiches Bremsen wahrscheinlicher machen, wäre eine wirkungsvolle und einfache Präventionsmaßnahme, sind sich Fachleute einig.

Ist ein Zusammenstoß mit einem Wildtier nicht mehr zu verhindern, wird empfohlen: mit voller Kraft bremsen und das Lenkrad gerade halten, anstatt unkontrolliert auszuweichen und möglicherweise in den Gegenverkehr zu geraten. Es gehe natürlich erstmal um die eigene Sicherheit, sagt Michele Deis vom FVA-Wildtierinstitut Freiburg.

Verletzte Tiere nicht vom Unfallort entfernen

Anschließend müsse die Unfallstelle abgesichert und die Polizei benachrichtigt werden, die den Unfall in der Regel den zuständigen Jagdpachtenden meldet. Verletzte Tiere sollte nicht angefasst und nicht vom Unfallort entfernt werden. Allerdings sollte die Stelle markiert werden, damit verletzte Tiere gesucht werden können.

"Natürlich kann es sein, dass Wildtiere dann noch leben und offensichtlich leiden", sagt Deis. Das sei besonders schlimm, aber sie betont auch, dass nicht die Privatperson, sondern der Jäger das Tier erlösen müsse.

Wildtierunfälle nicht zu melden ist eine Straftat

Auch wenn manche Leute einfach nur helfen wollen, etwa indem sie das Tier zu einem Veterinär oder einer Veterinärin bringen, führt Michele Deis als Beispiel an, rät sie davon hab: "Das sollte man nicht tun." Wildtiere anzufahren ist nicht strafbar, Fahrerflucht zu begehen und einen Wildtierunfall nicht zu melden, allerdings schon.

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