Der massive Fachkräftemangel im Land macht sich auch an den Schulen bemerkbar: Am Montag beginnt das neue Schuljahr und im Regierungsbezirk Freiburg sind noch 190 Stellen unbesetzt - obwohl schon viele Pensionäre und mehr als 600 Personen ohne Lehrbefähigung eingestellt wurden, wie das Regierungspräsidium mitteilt. Besonders groß sei der Mangel im ländlichen Raum. Aber auch in der Stadt Freiburg, die um Längen besser dasteht als Gemeinden etwa im Schwarzwald, gebe es keine Reserven.
Auch Vertretungslehrer sind Mangelware
Noch steht Schulleiter Martin Rupp allein in dem großen Treppenhaus am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Freiburg. Aber in ein paar Tagen geht es los, das neue Schuljahr. Rupp hat den Stundenplan mit Namen gefüllt, alle Lehrkräfte sind mit festen Deputaten eingeteilt. Am Montag kehren 850 Schülerinnen und Schüler aus den Sommerferien zurück. Die Situation an den Gymnasien in der Stadt sei verhältnismäßig komfortabel, so Rupp. Aber eine Reserve für den Fall, dass Lehrkräfte etwa wegen Krankheit ausfallen, gibt es im Prinzip nicht, berichtet der Schulleiter, der zugleich auch der geschäftsführende Direktor der Freiburger Gymnasien ist.
Größere Klassen angesichts des Lehrermangels
Betroffen vom Mangel an Lehrkräften sind in erster Linie die Kinder. Denn die Klassen werden immer größer. "Große Gruppen sind für die Kinder einfach auch anstrengender. Es gibt auch Kinder, die sich dann mehr zurückziehen," sagt Christian Weiss, stellvertretender Schulleiter am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Freiburg. Moderne Lehrmethoden kämen immer weniger zum Zug, denn auch in der Oberstufe würden mitunter Kurse zusammengelegt.
Schülerzahlen stark angestiegen
Das Regierungspräsidium Freiburg hat zwar zum Schuljahresbeginn 1.800 neue Lehrkräfte eingestellt. Unter ihnen sind 68 Pensionäre und 610 Personen ohne Lehrbefähigung, also mit befristeter Einstellung. Aber das reicht den Angaben zufolge nicht aus. Denn im Vergleich zum vergangenen Schuljahr sind die Schülerzahlen stark angestiegen. Rund 5.000 Schülerinnen und Schüler mehr werden in den Klassenzimmern sitzen - darunter viele geflüchtete Kinder aus der Ukraine und anderen Regionen der Welt. Besonders angespannt sei die Lage im ländlichen Raum. Dort sei die Unterrichtsversorgung zum Teil gefährdet. Man setze alle Hebel in Bewegung, um die Lücken zu füllen, verspricht die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer.
GEW fordert nachhaltige Investitionen
Auch die Freiburger Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW), Monika Stein, bestätigt, dass es immer schwieriger wird, je weiter eine Schule von Freiburg entfernt ist. Auch im Raum Lörrach und Waldshut-Tiengen sind es besonders die Grundschulen und die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, die massiv unterbesetzt seien. Die GEW fordert deshalb von der Landesregierung "nachhaltige Investitionen und mehr Kreativität". Konkret etwa, dass es mehr Studienplätze vor allem für Sonderpädagogik und Grundschullehramt gibt.